43:38 min
Freibäder in der Seine eröffnet:Paris: Schwimmen mit Blick auf den Eiffelturm
|
Der Großstadt-Hitze entfliehen, zum Abkühlen in den Fluss springen, die Sehenswürdigkeiten im Blick: In Paris ist das möglich. In der Seine werden drei neue Badestellen eröffnet.
Es ist ein lange gehegter Wunsch der Menschen in Paris: Von diesem Samstag an ist nach mehr als 100 Jahren das Schwimmen in der Seine wieder möglich. Dazu wurden drei Freibäder eingerichtet, eines sogar in unmittelbarer Nähe des Eiffelturms, eines unweit der Kathedrale Notre-Dame und eines in Nähe der Nationalbibliothek.
Zur feierlichen Eröffnung werden Bürgermeisterin Anne Hidalgo, Sportministerin Marie Barsacq und weitere örtliche Prominenz erwartet - etliche wohl in Schwimmkleidung und fest entschlossen, gleich zu den ersten Schwimmern zu gehören.
Die Freibäder sind im Rahmen ihrer Kapazität kostenlos zugänglich, verfügen über Umkleiden und Duschen, werden von Bademeistern überwacht und bieten auch Platz zum Sonnenbaden. Am Eiffelturm gibt es auch Schwimmmöglichkeiten speziell für Familien und Kinder.
Menschen kühlen sich im Trocadero-Brunnen in Paris mit Blick auf den Eiffelturm ab.
Quelle: AFP
Die Bäder werden jeweils den Sommer über betrieben, wofür Installationen wie schwimmende Pontons und Container genutzt werden, die im Winter entfernt werden.
In welchen europäischen Großstädten kann man gut schwimmen?
Das Schwimmen in der Themse ist in weiten Teilen der Stadt verboten - und auch nicht ratsam. Der Fluss wird stark von den Gezeiten beeinflusst, von etlichen Schiffen befahren und ist darüber hinaus sehr verschmutzt. Insbesondere bei starken Regenfällen werden ungeklärte Abwässer in den Fluss geleitet. Erlaubt ist das Schwimmen nur in einem Abschnitt weit im Westen der Hauptstadt, flussaufwärts der Putney Bridge. Die zuständige Port of London Authority rät aber auch dort davon ab, ins Wasser zu gehen. Seit Kurzem kann man sich dafür in einem geschlossenen Kanalabschnitt im Bankenviertel Canary Wharf abkühlen.
Sobald es heiß wird, springen Amsterdamer gerne ins Wasser. Und davon gibt es ja genug: Grachten, Seen, Kanäle. Schwimmen in den Grachten im touristischen Zentrum ist zwar nicht zu empfehlen - das liegt aber nicht an der Wasserqualität. Es gibt schlicht zu viele Boote. Beliebt ist das IJ - das Gewässer hinter dem Hauptbahnhof zwischen Nordsee und Ijsselmeer. Dort lassen Frachtkähne und Kreuzfahrtschiffe genug Platz für Schwimmer. So mancher zieht das ganze Jahr über dort seine Bahnen. Die "wilden Badestellen" in der Stadt werden zwar nur toleriert, doch die Wasserqualität regelmäßig überprüft. Nun gibt es seit diesem Sommer die erste offizielle Badestelle mitten in der Stadt - im historischen Innenhafen beim Schifffahrtsmuseum.
Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde mitten in Italiens Hauptstadt noch gebadet: Im Tiber, der dann einige Kilometer weiter ins Mittelmeer fließt, haben viele Generationen von Römern schwimmen gelernt. Heute ist das kaum vorstellbar, so verdreckt und verwahrlost ist der Fluss. Das Schwimmen darin ist sogar verboten. Seit einiger Zeit gibt es zwar wieder einen Sandstrand, aber ins Wasser geht dort keiner. Die verschiedenen Bürgerinitiativen, die den Fluss wieder zum Leben erwecken wollten, hatten bislang keinen Erfolg. Dabei gab es bis in die 1960er Jahre sogar eine Badeanstalt direkt an der Engelsburg, unterhalb des Vatikans.
Seit rund 100 Jahren gilt in der Spree ein Badeverbot. Mit einer Schwimm-Demonstration haben Hunderte Menschen vor wenigen Wochen dagegen protestiert und gefordert, das Schwimmen in dem Fluss wieder möglich zu machen. Doch die Berliner Senatsverwaltung hat Bedenken bei Sicherheit und Hygiene.
In der Schweiz ist das Schwimmen in den städtischen Seen und Flüssen seit ewigen Zeiten üblich. In den größten Städten Zürich und Genf kann man im Zürichsee oder der Limmat und im Genfersee oder der Rhone schwimmen, ebenso im Rhein in Basel und in der Aare in Bern. Die Gewässer sind sauber, man kann meist bis auf den Grund gucken. Auf den Flüssen ist es beliebt, sich mit Gummireifen von der Strömung treiben zu lassen. Ausstiegsstellen sind jeweils markiert. Die Strömung kann mancherorts stark sein, deshalb ist das Vergnügen auf eigene Gefahr und nur für geübte Schwimmer gedacht.
Viele Ungarn sind leidenschaftliche Schwimmer, Wasserballer, Ruderer und Segler. Ausgerechnet in der Donau können sie all dies aber nur begrenzt ausüben, denn der Strom ist eine internationale Verkehrsader für Fracht- und Touristenschiffe, denen man nicht in die Quere kommen sollte. Zudem gibt es für Schwimmer gefährliche Stromschnellen und Strudel, die man erst erkennt, wenn man mittendrin ist. Das Schwimmen ist daher nur in bestimmten Bereichen erlaubt, davon gibt es im ungarischen Teil der Donau mehr als 20.Immer wieder aber gibt es organisierte Schwimm-Events, etwa im nördlichen Budapester Vorort Szentendre, an einem ruhigeren Donau-Arm.
Ob in Madrid, Sevilla, Barcelona oder anderen Städten: In den meisten Flüssen, die durch die Großstädte fließen, ist das Schwimmen wegen der großen Verunreinigung des Wassers verboten. Zusätzlich gibt es mancherorts Schiffsverkehr oder gefährliche Strömungen. Aber in Burgos darf man im Stadtgebiet im Fluss Arlazón baden. Die Stadt liegt in der autonomen Gemeinschaft Katilien-León und hat rund 176.000 Einwohner.
In Lissabon ist der Sprung in den Fluss Tajo wegen der schlechten Wasserqualität verboten, genauso wie in Porto beim Fluss Douro. In beiden Städten ist das Meer aber sehr nahe. Flussbadestellen gibt es nur in kleineren Orten in meist etwas abgelegenen Gegenden.
Wasserqualität wird überwacht
Die Wasserqualität wird kontinuierlich überwacht, denn die Schwimmerinnen und Schwimmer tauchen direkt in die Seine ab und schwimmen nicht in ins Wasser gelassenen Becken, wie dies schon seit Längerem im Kanal Bassin de la Villette in Paris möglich ist. Offiziell verboten wurde das Schwimmen in der Seine 1923, bis Anfang der 60er-Jahre wurde es aber durchaus noch praktiziert.
Alle sollen ab diesem Sommer in der Seine schwimmen können.
Marie Barsacq, Sportministerin
Angesichts des Klimawandels und von Hitzewellen benötigten die Menschen Orte der Abkühlung. Während der Olympischen Spiele im vergangenen Sommer hätten bereits Wettkämpfe in dem Fluss stattfinden können, was gezeigt habe, dass sich Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro in eine bessere Wasserqualität bezahlt gemacht hätten.
Was die Wasserqualität der Seine beeinflusst:
Hitzeperioden können das Abwasser-Problem verstärken: Führt der Fluss nach längerer Trockenheit weniger Wasser als sonst, kann die Wasserqualität nach Regenfällen noch mal besonders schlecht werden. Denn wenn dann die Abwassersysteme überlaufen, ist der Anteil des Abwassers im Fluss noch mal höher als bei einem Normalpegel.
Auch der Wasserdurchfluss kann eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere bei niedrigen Flusspegeln: Im Sommer liegen die Durchflussmengen in Paris nach Angaben der offiziellen Webseite der Stadt normalerweise zwischen 50 und 150 Kubikmeter pro Sekunde, während es außerhalb der Sommerperiode Höchstmengen bis zu 600 Kubikmeter pro Sekunde sind. Bei höheren Durchflüssen werden Verunreinigungen schneller weggespült.
Sonnenlicht wirkt durch seine UV-Strahlung keimtötend auf das Oberflächenwasser. Tage mit viel Sonnenschein können die bakterielle Belastung also reduzieren.
Dabei ging es um die Modernisierung von Kläranlagen und den Anschluss von Gebäuden an die Kanalisation, die bislang noch Abwasser in den Fluss einleiteten.
Paris rüstet sich für Spitzentemperaturen bis 50 Grad
Es gehe im Hinblick auf einen erwarteten Temperaturanstieg in Paris auch um die Lebensqualität in der Stadt, meinte Bürgermeisterin Hidalgo kürzlich. Vor wenigen Tage wurde es in Paris bereits 38 Grad heiß und die Stadt rüstet sich auf Spitzentemperaturen von bis zu 50 Grad in einigen Jahren.
Ein erster Schritt, um den Fluss für die Bevölkerung besser zugänglich zu machen, sei die Sperrung der unmittelbar am Seineufer verlaufenden Straßen für den Autoverkehr gewesen, sagte Hidalgo. Dort eröffnet ebenfalls am Samstag wieder der über den Sommer eingerichtete Stadtstrand mit vielfältigen Freizeit- und Kulturaktivitäten für Bewohner und Touristen.
"Paris Plages" verwandelt die Ufer der Seine über etliche Kilometer in ein Freiluftparadies mit Strandbars, Liegestühlen, Boule-Bahnen und Sportaktivitäten. Die mit großen Sandflächen eingerichteten urbanen Strände versprechen Entspannung mit Blick auf die Pariser Sehenswürdigkeiten.
Quelle: dpa, AFP
Themen
Mehr zum Thema Schwimmen und Hitze
Fluss sauber genug für Olympia?:Pariser Bürgermeisterin schwimmt in Seine
mit Video
Gesundheit, Schlaf, Abkühlung:Was man bei Hitze beachten sollte
mit Video
Klimakiller Klimaanlage:Hitze-Schutz: So kühlt man klimafreundlich
von Katharina Schuster