Interview
Früherer SPD-Chef:Müntefering hat katholische Kirche verlassen
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Franz Müntefering ist aus der Kirche ausgetreten. Der SPD-Politiker nennt verlorenen Glauben und die Missbrauchsskandale als Gründe - aber auch einen Verantwortungsverlust der Kirche.
Wurde 2004 als Nachfolger von Gerhard Schröder zum Parteichef gewählt: SPD-Urgestein Franz Müntefering
Quelle: Peter Frischmuth
Der ehemalige Vorsitzende der SPD, Franz Müntefering, ist Anfang des Jahres aus der katholischen Kirche ausgetreten. "So mit 20, 25 habe ich nicht mehr geglaubt", sagte der 85-Jährige in der ARD-Talksendung "Maischberger".
Weitere Gründe seien die Missbrauchsskandale und die Tatsache gewesen, dass die Kirche ihrer Verantwortung für die Gesellschaft nicht gerecht werde. Er kritisierte, dass die katholische Kirche zum Beispiel Mitarbeiter entlasse, wenn sie sich scheiden ließen oder einen anderen Glauben annähmen.
Müntefering: Das mit den Kirchen funktioniert so nicht
Vor etwa drei Jahren habe er sich dann grundsätzliche Gedanken über die katholische Kirche gemacht, so der langjährige SPD-Spitzenpolitiker.
"Irgendwann wird die Stunde kommen, wo die Nachspielzeit zu Ende ist. Da musst Du auf jeden Fall ehrlich bleiben", sagte Müntefering. Die Menschen müssten wissen, "was Du für einer warst und dazu gehört, dass ich denen sage, das mit den Kirchen, das funktioniert so nicht."
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Klöckner zu Kirchen: Kirche ist zu politisch
Zuletzt war Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) parteiübergreifend in Kritik geraten, nachdem sie gesagt hatte, die katholische Kirche würde sich übertrieben politisch engagieren.
Sie kritisierte zudem eine Tendenz bei den Kirchen, ihre Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen abzugeben "wie eine NGO" und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick zu haben.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa
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