Profiteure der Corona-Krise: Deutlich mehr Einkommensmillionäre

Profiteure der Krise:Seit Corona: Deutlich mehr Einkommensmillionäre

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In der Pandemie wurden viele Menschen reicher. Neue Daten zeigen, wie stark sich die finanzielle Schere in Deutschland und global geöffnet hat.

Geschäftsfrau arbeitet im Auto
Quelle: Imago

In Deutschland ist die Zahl der Einkommensmillionäre in der Corona-Zeit sprunghaft gestiegen. Laut endgültiger Steuerstatistik für das Jahr 2021 gab es damals rund 34.500 Steuerpflichtige, die Einkünfte von mindestens einer Million Euro erklärt haben.
Das waren 5.200 Menschen oder 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Der Anstieg lässt sich zu etwa einem Drittel mit dem Anstieg der Inflation erklären, so die Bundesbehörde.

Auch pandemiebedingte Sondereffekte können 2021 einen Teil zur Erklärung beitragen.

Statistisches Bundesamt

Gewerbebetrieb als häufigste Haupteinnahmequelle

Wer auch zu den Einkommensmillionären gehören will, sollte einen Gewerbebetrieb gründen. Dies war für 60 Prozent der Top-Verdiener die Haupteinnahmequelle. Steigende Preise sorgten hier für Mehreinnahmen. Dazu kommen 15 Prozent Selbstständige und 19 Prozent Angestellte. Alle zusammen haben im Schnitt jeweils 2,8 Millionen Euro Einkommen gemeldet.
Die geheime Welt der Superreichen
Ein Jahr lang haben sich Jochen Breyer und sein Team in die Welt der Superreichen hineingearbeitet. In der ZDF-Dokumentation "Milliardenspiel" geht es um Gerechtigkeit, Neid und Steuern.12.12.2023 | 2:33 min

0,3 Prozent zahlen höchsten Steuersatz

Zinseinnahmen sind darin nur sehr unvollständig abgebildet, weil seit 2009 eine pauschale Abgeltungssteuer von 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag erhoben wird, die bei Besserverdienern unter dem persönlichen Steuersatz liegt. Zusammen veranlagte Steuerpflichtige werden als ein Steuerfall geführt, was zu einer Gesamtzahl von 43,3 Millionen Steuerpflichtigen führte.
Der Höchststeuersatz von 45 Prozent wurde für das Jahr 2021 bei 134.200 Steuerpflichtigen erhoben. Das waren 0,3 Prozent aller Fälle. Auf sie entfielen 7,8 Prozent der Einkünfte und 15,7 Prozent der Steuersumme.
Nicole Diekmann
Die Bundesregierung möchte der Wirtschaft unter die Arme greifen und hat Steuerentlastungen für Unternehmen in Milliardenhöhe auf den Weg gebracht. Nicole Diekmann berichtet. 04.06.2025 | 1:10 min

Steigende Armut trotz mehr Millionären

Dem gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zufolge steht der Zunahme von Einkommensmillionären in Krisenzeiten eine steigende Armut gegenüber. "Insbesondere seit Beginn der Pandemie haben wir eine Zunahme der Sorgen über die soziale Ungleichheit in Deutschland beobachten können", sagte die wissenschaftliche Direktorin des WSI, Bettina Kohlrausch. Die Entwicklung zeige, dass die Besorgnis vieler Menschen insbesondere mit kleinen und mittleren Einkommen einen realen Grund habe.

Das Gefühl großer sozialer Ungleichheit ist dabei Wasser auf die Mühlen derer, die demokratische Ordnung grundsätzlich infrage stellen.

Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI

Linken-Chef Jan van Aken bei "Wie geht's Deutschland?"
Linken-Chef Jan van Aken spricht sich bei "Wie geht's, Deutschland?" für eine Vermögenssteuer für Superreiche aus. Für diese sei die Linke die "Steuererhöhungspartei".28.01.2025 | 1:23 min

Weltweit so viele Reiche wie nie zuvor

Weltweit war die Zahl der Reichen derweil noch nie so hoch wie im Jahr 2024. Zugleich war ihr gesamtes Vermögen noch nie so groß. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens Capgemini hervor.
Das Unternehmen definiert Reiche als Menschen, die mehr als eine Million Dollar zur Verfügung haben - wobei der Hauptwohnsitz nicht mitgerechnet wird. Deren Zahl stieg nach dem Bericht innerhalb eines Jahres um 2,6 Prozent auf 23,4 Millionen Menschen im Jahr 2024. Die Zunahme gehe in erster Linie auf die Zahl der Superreichen zurück, die mehr als 30 Millionen Dollar besäßen, heißt es im Weltwohlstandsbericht ("World Wealth Report").
Das Gesamtvermögen der reichen Menschen stieg demnach um 4,2 Prozent auf 90,5 Billionen Dollar. Sowohl die Zahl der Reichen als auch der Umfang ihres Vermögens sind neue Höchstwerte. Capgemini veröffentlicht diese Studie seit 1997.
Klimajournalistin Louisa Schneider bei "13 Fragen"
Milliardäre sollte es gar nicht geben, so die Position von Klimajournalistin Louisa Schneider. Bei "13 Fragen" diskutiert sie unter anderem mit Finanz-Influencer Tim Niklas Becker.30.04.2025 | 1:03 min

Knapp acht Millionen Millionäre allein in den USA

Die USA verzeichneten das stärkste Wachstum mit 562.000 zusätzlichen Millionären, was einem Anstieg von 7,6 Prozent entspricht. Das Land zählt nun knapp acht Millionen Millionäre. Dies erkläre sich vor allem durch den Anstieg der Aktienkurse, heißt es in dem Bericht, der 71 Länder untersucht.
In Europa hingegen sei die Zahl der vermögenden Menschen um 2,1 Prozent geschrumpft, vor allem wegen der wirtschaftlichen Stagnation in den wichtigsten Volkswirtschaften: Frankreich verlor innerhalb eines Jahres etwa 21.000 Millionäre. Zugleich stieg die Zahl der ultravermögenden Privatpersonen in Europa um 3,5 Prozent, was eine zunehmende Konzentration des Reichtums widerspiegelt.
Quelle: dpa, Reuters, AFP

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