Boris Becker bei "Lanz": "Ich zeige mit dem Finger auf mich"

Tennis-Legende bei "Lanz":Boris Becker: "Ich zeige mit dem Finger auf mich"

von Felix Rappsilber
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Hätte Boris Becker früher Verantwortung übernommen, hätte seine Haft vermieden werden können, so seine Ehefrau Lilian de Carvalho Monteiro. "Es ist meine Schuld", räumt Becker ein.

Boris Becker zu Gast bei "Markus Lanz".

Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 18. September 2025 in voller Länge.

18.09.2025 | 46:03 min

"Letztendlich ist es meine Schuld. Ich habe die Berater ausgesucht und ich habe das falsche Umfeld gehabt, beruflich und privat" - der dreifache Wimbledon-Sieger Boris Becker gab sich am Mittwochabend bei "Markus Lanz" reumütig.

Am 29. April 2022 war der Tennis-Star in England zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Letztendlich sei er für die Insolvenzstraftaten verantwortlich:

Ich will auf keinen mit dem Finger zeigen. Ich zeige mit dem Finger auf mich.

Boris Becker

Becker habe sich "nicht genügend" um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert. Zugleich betonte er: "Die Gnade der Richterin war - die hätte mich sieben Jahre verurteilen können -, dass ich diese Fehler nicht vorsätzlich gemacht habe."

Im Gefängnis sei er "nicht der Tennisspieler oder der berühmte Mann" gewesen, sondern "A2923EV": "Ich war meine Nummer. So wurde ich angesprochen von den Wärtern und am Anfang auch von den anderen Häftlingen."

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Monteiro: Becker hatte die Kontrolle verloren

Boris Beckers dritte Ehefrau Lilian de Carvalho Monteiro erinnerte sich an die Zeit vor dem Gerichtsurteil: "Ich glaube, das war nicht wirklich organisiert. Da war keine Ordnung."

Monteiro habe damals viele Menschen in Beckers Umfeld getroffen, die "nicht wirklich auf ihn aufgepasst haben", die "ihre Aufmerksamkeit nicht darauf gerichtet haben, seine Interessen zu verteidigen".

Sie sagte:

Er hat die Kontrolle darüber verloren, was er in dem Moment beeinflussen konnte.

Lilian de Carvalho Monteiro

Monteiro hob die Verantwortung ihres Mannes hervor: "Er hat sich nicht genug in sein eigenes Geschäft eingebracht." Und weiter: "Wie die Richterin bei der Urteilsverkündung gesagt hat, hat er das Ganze nicht vorsätzlich getan. Aber der Kontrollverlust, der Mangel an Aufmerksamkeit für Einzelheiten war das Hauptproblem."

Viele kleine Fehler seien zu großen geworden: "Das hätte vermieden werden können, wenn [Boris] früher ins Handeln gekommen wäre und Verantwortung übernommen hätte."

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Becker will wieder nach England einreisen

Am 15. Dezember 2022 war Becker vorzeitig aus der Haft entlassen und nach Deutschland abgeschoben worden. Der Tag seiner Freilassung sei sein "letztes Mal in England" gewesen:

Ich liebe London. Ich liebe Wimbledon. Das fehlt mir.

Boris Becker

Becker wolle gemeinsam mit dem "Home Office" (britisches Innenministerium) und dem "Ministry of Justice" (Justizministerium), einen Weg finden, um wieder nach England einreisen zu dürfen. Wenn, sei aber klar, dass er nur aus beruflichen Gründen oder als Urlauber einreise und "nicht mehr als jemand, der in London leben möchte".

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Wimbledon-Sieg mit 17 nicht gesund?

Rückblickend sagte Boris Becker bei "Lanz": "Ich habe meine Freiheit, meine Privatsphäre am 7. Juli 1985 verloren." Im Alter von 17 Jahren hatte er als bis heute jüngster Tennisspieler das Finale der Wimbledon Championchips gewonnen. Seit diesem 7. Juli "guckt jeder mich an, sieht mich nicht mehr, sondern sieht das Image, das ich damals hatte, als ich Wimbledon gewonnen habe".

"Das war zu früh", befand er, "ich war ein Wunderkind - und Wunderkinder werden nicht alt":

Mit 17 Jahren Wimbledon gewinnen ist nicht gesund. Ich hätte es lieber mit 21 [gewonnen], vielleicht dann fünf Mal und nicht drei Mal und wäre dann wahrscheinlich bis 30, 32 bei der Sache geblieben.

Boris Becker

Becker sagte: "Ich wollte der Beste sein und das ist mir auch gelungen. Meine Tenniskarriere lief eigentlich wunderbar. Ich würde eher sagen, die war zu lange."

Boris Becker 1985

Am 7. Juli 1985 stellt der 17-Jährige Boris Becker mit dem Wimbledon-Sieg die Tennis-Welt auf den Kopf. Es folgt eine Traum-Karriere, in der es auch Rückschläge gibt.

07.07.2025 | 5:32 min

Ab seinem 25. Lebensjahr sei Becker "Tennis-müde" gewesen und habe aufhören wollen: "Ich war da schon sieben Mal im Wimbledon-Finale. [...] Ich habe das Ding drei Mal gewonnen, was mich heute stört. Ich hätte es lieber vier oder fünf Mal gewonnen. [...] Ich war die Nummer eins. Warum soll ich es zum elften Mal zeigen?"

Mit Blick auf die langen Karrieren heutiger Tennis-Stars sagte Becker: "Die Mentalität von Djokovic, Nadal und Federer bewundere ich. Ich verstehe sie nur nicht."

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