Haftstrafe wegen Vergewaltigung:Verdächtiger im Fall Maddie aus Haft entlassen
Auch 18 Jahre nach dem Verschwinden von Madeleine McCann ist der Fall ungelöst. Der deutsche Verdächtige saß bislang wegen einer anderen Tat im Gefängnis. Er wurde heute entlassen.
Nach mehrjähriger Gefängnisstrafe wegen Vergewaltigung wurde Christian B. heute aus der Haft entlassen. Er gilt als einer der Hauptverdächtigen im Fall Maddie.
17.09.2025 | 2:01 minNach Verbüßung einer mehrjährigen Gefängnisstrafe ist der deutsche Verdächtige im Fall des 2007 in Portugal verschwundenen britischen Mädchens Madeleine "Maddie" McCann am Mittwoch aus der Haft entlassen worden. Das bestätigte ein Sprecher der Justizvollzugsanstalt im niedersächsischen Sehnde. Dort hatte er seine Freiheitsstrafe verbüßt.
Christian B. war 2019 vom Landgericht Braunschweig wegen schwerer Vergewaltigung verurteilt worden. Im vergangenen Jahr sprach das Gericht ihn in einem weiteren Prozess um mutmaßliche Vergewaltigungen in Portugal frei. Mit dem Fall Maddie hatte keines dieser Strafverfahren zu tun.
Verdächtig im Fall Maddie, aber keine Anklage
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig stuft B. allerdings seit Längerem als Verdächtigen in dem Tatkomplex um das bis heute ungeklärte Verschwinden des Mädchens ein. Die Ermittlungen gegen ihn gab sie 2020 öffentlich bekannt.
Die dreijährige Madeleine McCann war am 3. Mai 2007 aus einer Appartementanlage in Praia da Luz in Portugal verschwunden. Trotz intensiver Nachforschungen, unter anderem mehrere neuerliche große Suchaktionen nach möglichen Beweismitteln in Portugal, mündeten diese bisher nicht in einer Anklage. Auch ein Untersuchungshaftbefehl gegen B. besteht nicht.
Das mysteriöse Verschwinden der dreijährigen Madeleine "Maddie" McCann beschäftigt die Welt seit rund 18 Jahren. Mehrfach gab es neue Wendungen und Verdächtige, aufgeklärt ist der Fall bis heute nicht. Ein Überblick:
Maddie verschwindet aus einem Appartement in einer Ferienanlage in Praia da Luz an der Algarve im Süden Portugals, während ihre Eltern in einem Restaurant zu Abend essen. Die ganze Umgebung wird erfolglos durchsucht.
Ein Brite, der bei der Suche nach Maddie half, wird als Verdächtiger verhört. In den folgenden Wochen sorgen Meldungen über die Sichtung von Kindern für Aufsehen, die Maddie ähneln. Es ist stets falscher Alarm.
Maddies Eltern werden von der portugiesischen Polizei als Verdächtige eingestuft. Laut Familie geht es um die mögliche Vertuschung eines tödlichen Unfalls. Untersuchungen von Blutspuren bleiben ergebnislos.
Mehr als ein Jahr nach dem Verschwinden Maddies stellt die portugiesische Polizei ihre Ermittlungen ein. Zur Aufklärung fehlten Beweise, heißt es.
Maddies Familie berichtet von einem neuen möglichen Verdächtigen, bei dem es sich demnach um einen wegen Kindesmissbrauchs vorbestraften 64-jährigen Briten handelt. Behörden zufolge gibt er freiwillig eine DNA-Probe ab.
Fast vier Jahre nach Maddies Verschwinden erklärt die britische Polizei, das Mädchen könne unter Umständen noch am Leben sein.
Die britische Polizei fahndet nach einem unbekannten Mann, den Zeugen in der Ferienanlage zur fraglichen Zeit mit einem Kind auf dem Arm gesehen haben wollen. Dazu werden zwei womöglich Deutsch sprechende Männer gesucht.
Nur wenig später nimmt auch die portugiesische Polizei wieder Ermittlungen in dem Fall auf. Medienberichten zufolge geht es bei ihren Nachforschungen um einen inzwischen gestorbenen früheren Angestellten eines Restaurants.
Die britische Polizei nennt einen nicht näher bekannten Sexualstraftäter als Verdächtigen, der in Feriendomizile an der Algarve einbrach und dabei mehrere Mädchen missbrauchte. Er habe Englisch mit ausländischem Akzent gesprochen.
Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Braunschweig gibt bekannt, dass sie den vorbestraften Christian B. als Tatverdächtigen im Fall Maddie betrachtet. Er sitzt wegen Vergewaltigung einer 72-Jährigen in Portugal in Haft. Wegen der Tat wurde er 2019 vom Landgericht Braunschweig verurteilt.
Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft klagt B. wegen mehrerer weiterer mutmaßlicher Sexualstraftaten in Portugal in den Jahren 2000 bis 2017 an.
In Portugal starten Ermittler auf Wunsch deutscher Ermittlungsbehörden eine neue Suchaktion im Fall Maddie.
Vor dem Landgericht Braunschweig beginnt der Prozess gegen B. wegen der fünf mutmaßlichen Sexualstraftaten in Portugal zwischen 2000 und 2017.
Das Gericht spricht B. in allen Anklagepunkten aus Mangel an Beweisen frei.
Deutsche und portugiesische Ermittler starten an der Algarveküste neue großangelegte Suchaktionen. Durchkämmt werden etwa verlassene Grundstücke.
B. wird aus der Haft entlassen. Er verbüßte die Strafe aus dem Urteil wegen Vergewaltigung von 2019. Weitere Haftbefehle gegen ihn gibt es nicht. Er muss aber unter anderem eine elektronische Fußfessel zur Aufenthaltsbestimmung tragen.
Quelle: AFP
B. muss Fußfessel tragen
Der Anwalt von B. sprach mit Blick auf die Verdächtigungen von einer "massiven Vorverurteilungskampagne". Es gibt keine Anklage in dem Komplex und es gilt die Unschuldsvermutung. Für die deutschen Ermittlungen zu dem Fall aus Portugal sind die Strafverfolger aus Niedersachsen zuständig, weil der Verdächtige seinen letzten Wohnsitz in Braunschweig hatte.
Grundsätzlich ist B. nach der Haftentlassung ein freier Mann. Er muss allerdings eine elektronische Fußfessel tragen. Diese Vorgabe gelte für die nächsten fünf Jahre, teilte die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit. B.s Anwalt kündigte Beschwerde an. Zuvor hatten der NDR und der "Spiegel" darüber berichtet.
Zudem muss der 48-Jährige mindestens einmal im Monat Kontakt mit einem Bewährungshelfer halten. Für einen Wechsel seines Wohn- oder Aufenthaltsortes muss er zudem eine Zustimmung einholen.
Mehr zum Thema Kriminalität
- mit Video
Aktenzeichen XY vom 17.9.2025:Brandstiftung in Köln mit tödlichen Folgen
- mit Video
Messerattacke von Mannheim:Lebenslange Haft nach Mord an Polizisten
von Daniel Heymann und Luisa Houben - mit Video
Aktenzeichen XY vom 17.9.2025:Festnahme nach 41 Jahren im Mordfall Köhler
- mit Video
Tödlicher Parkplatz-Streit:Haftbefehl: 18-Jähriger überfährt Zwölfjährigen