Mitte August vor Zug gestoßen:Region um Friedland trauert um 16-jährige Liana
Der Tod einer 16-jährigen Ukrainerin in Friedland löst in der Ortschaft Trauer und Bestürzung aus. Nun hat sich auch der niedersächsische Landtag mit der Tat beschäftigt.
In Hannover hat sich der Innenausschuss mit dem Tod einer 16-Jährigen beschäftigt. Sie soll von einem 31-jährigen Mann am Bahnhof Friedland gegen einen Zug gestoßen worden sein.
04.09.2025 | 1:45 minNeben niedergelegten Blumen am Bahnhof von Friedland halten die Menschen inne, manche beten sogar. Am 11. August wurde hier, im äußersten Südosten Niedersachsens, eine 16-Jährige aus der Ukraine vor einen Güterzug gestoßen.
Der mutmaßliche Täter, ein 31-jähriger Iraker, sitzt inzwischen im Maßregelvollzug. Er soll an paranoider Schizophrenie leiden und auch einen Tag vor der Tat in der Psychiatrie in einem Göttinger Klinikum vorstellig geworden sein.
Der Innenausschuss im niedersächsischen Landtag befasste sich am Donnerstag mit dem Fall. Denn: Der Iraker hätte Deutschland eigentlich seit einem halben Jahr verlassen müssen. Die politische Aufarbeitung des Falles wird in Niedersachsen aber auch auf Bundesebene noch andauern.
Nach dem Tod einer Jugendlichen in Friedland wurde nun bekannt, dass ein abgelehnter Asylbewerber aus dem Irak, sie vor den Zug gestoßen haben soll. Die Frage nach Behördenversagen wird nun diskutiert.
02.09.2025 | 1:56 minEine ganze Region trauert um Liana
Die 16-Jährige Liana ist 2022 mit ihrer Familie aus dem ukrainischen Mariupol geflohen und zunächst im thüringischen Geisleden, knapp 30 Kilometer von Friedland entfernt, aufgenommen worden.
Auch dort ist die Bestürzung über den Tod der Jugendlichen spürbar. Mit dem dortigen Bürgermeister Markus Janitzki ist die Familie noch immer freundschaftlich verbunden. Er hat eine Spendenaktion für die Familie ins Leben gerufen. Mehrere Tausend Euro sind schon zusammengekommen.
Somit ist zumindest die Beisetzung bezahlt, dass die Familie sich da keine Sorgen machen braucht.
Markus Janitzki, Bürgermeister Geisleden
Egal ob in Geisleden, dem Tatort Friedland oder in Heiligenstadt, dem Wohnort von Lianas Familie: Der Schock über die Tat sitzt tief.
Bedrückte Stimmung in Friedland
Vittorio Scandura wohnt schon seit 40 Jahren in Friedland. Er bemerkt seit dem Gewaltverbrechen eine Stimmungsänderung in der gut 8.000 Seelen-Gemeinde. "Es gibt sehr, sehr viel Trauer", erzählt er ZDFheute vor Ort.
Auch im persönlichen Empfinden der Menschen hat sich seit der Tat etwas verändert. Eine junge Passantin spricht von einem "mulmigen Gefühl". Denn sonst höre man von solchen Taten eher aus großen Städten, sie aber habe das Gefühl, "nicht mal hier auf einem kleinen Dorf ist man sicher".
Unter diese Verunsicherung mischt sich Unverständnis, warum sich ein wohl psychisch Kranker so frei bewegen konnte.
Der Bahnhof von Friedland - dort war Liana vor rund drei Wochen aus ihrem Leben gerissen worden. (Symbolbild)
Quelle: dpaFriedland kennt den Umgang mit Geflüchteten
Friedland gilt seit jeher als eine weltoffene Gemeinde. Seit 80 Jahren schon gibt es das sogenannte Grenzdurchgangslager. Einst kamen hier Rückkehrer nach dem Zweiten Weltkrieg an, heute sind es Geflüchtete aus den verschiedensten Teilen der Welt. In Friedland läuft das gut, auch wenn es nicht immer einfach ist.
Im Ort Friedland ist man es gewohnt, dass Menschen, die verstört, heruntergekommen oder traumatisiert sind, hier anlanden. […] Wir sind mit so vielen Situationen hier klargekommen.
Britta Uschkurat, Pastoralrätin Pfarrei Maria Frieden
Und das versucht der Ort auch nach der grausamen Tat vom 11. August. Der mutmaßliche Täter war ebenfalls im Grenzdurchgangslager untergebracht. Lothar Ullrich aus Friedland aber ist sich sicher, dass der 31-jährige Iraker ein Einzelfall ist:
Mindestens 99 Prozent aller Zugewanderten würden sowas niemals tun, sowas ist nicht berechenbar.
Lothar Ullrich aus Friedland
Jetzt wünscht man sich vor allem eine lückenlose Aufklärung der Tat.
Svenja Bergerhoff ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Niedersachsen.