Frankreich: Arzt soll Patienten vergiftet haben - Prozessbeginn

Prozessbeginn in Frankreich:Arzt soll 30 Patienten vergiftet haben

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In Frankreich hat der Prozess gegen einen Arzt begonnen. Er soll 30 Patienten vergiftet haben - zwölf von ihnen starben. Er habe Kollegen schaden wollen, mit denen er Streit hatte.

Eine Gerichtskizze des Arztes, der in Frankreich dreißig Patienten getötet haben soll.

Ein früherer Anästhesist muss sich in Besançon vor Gericht verantworten.

Quelle: AFP/Benoit Peyrucq

Ein ehemaliger Narkose-Arzt soll in Frankreich 30 Patienten vergiftet haben, von denen zwölf starben: Der Prozess gegen den 53-Jährigen hat am Montag im ostfranzösischen Besançon begonnen.

Die Ermittler vermuten, er habe die Patienten vergiftet, um anderen Ärzten zu schaden. In einigen Fällen habe er sich anschließend als Retter inszeniert. Der Angeklagte weist die Vorwürfe von sich. Kurz vor Prozessauftakt sagte er dem Sender RTL:

Ich habe starke Argumente, ich gehe nicht widerwillig vor Gericht.

Er verstehe den Schmerz der Betroffenen, aber er sei dafür "nicht verantwortlich", betonte er. Seine Anwälte wollen auf unschuldig plädieren.

Wollte der Arzt seinen Kollegen schaden?

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angeklagteb Infusionen bewusst mit schädlichen Substanzen versetzt hatte, die während der Operation einen Herzstillstand auslösen sollten. Er stehe im Verdacht, "gesunde Patienten vergiftet zu haben, um Kollegen in Schwierigkeiten zu bringen, mit denen er Streit hatte", betonte die Staatsanwaltschaft.

Er habe sich in mehreren Fällen bei der Reanimation der betroffenen Patienten als Spezialist profiliert. Vermutlich habe er die Giftstoffe mehrfach geändert, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen.

Infusion enthielt eine große Dosis Kaliumchlorid

Zu Beginn des Prozesses soll es zunächst um jüngere Fälle gehen, die zur Anklage 2017 geführt hatten. So hatte eine 36 Jahre alte Patientin während einer Operation einen - medizinisch zunächst unerklärlichen - Herzstillstand erlitten. Der ehemalige Arzt griff ein, um sie zu retten.

Später zeigte sich, dass ihre Infusion eine große Dosis Kaliumchlorid enthielt - ein Mittel, das unter anderem für Hinrichtungen genutzt wird. "Wir hoffen, dass wir endlich Antworten bekommen", sagte die Frau zu Beginn des Prozesses.

Ex-Arzt droht lebenslängliche Haftstrafe

"Dies ist ein haarsträubender Fall", sagte der Anwalt Frédéric Berna, der mehrere der etwa 150 Nebenkläger vertritt.

Es handelt sich um rein mutwillige Vergiftungen, er hatte mit den jeweiligen Opfern nichts zu tun.

Frédéric Berna, Anwalt der 150 Nebenkläger

Der Angeklagte erschien am ersten Prozesstag in Jeans und hellblauem Hemd vor Gericht, von seinem Anwalt begleitet. Der Gerichtssaal mit etwa 200 Plätzen war voll besetzt. Im Fall einer Verurteilung droht dem Ex-Arzt eine lebenslängliche Haftstrafe. Mit dem Urteil wird am 19. Dezember gerechnet.

Quelle: AFP

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