Aldi-Entführung: Polizei findet nach 50 Jahren Akten im Keller
50 Jahre alter Cold Case:Aldi-Entführung: Akten in Polizei-Keller gefunden
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Beim Aufräumen des Kellers sind im Polizeipräsidium Essen Akten zu ungeklärten Kriminalfällen gefunden worden. Darunter: der Entführungsfall des Aldi-Gründers Theo Albrecht.
Eine wahre Fundgrube: Im Keller des Polizeipräsidiums in Essen lagerten Akten zur Aldi-Entführung. (Archivbild)
Quelle: dpa
Die Essener Polizei hat im Keller ihres Präsidiums alte Akten gefunden - unter anderem zur spektakulären Entführung des Aldi-Gründers Theo Albrecht vor über 50 Jahren. Ein ganzer Karton mit polizeilichen Ermittlungsakten befasse sich mit der Entführung im Jahr 1971, teilte die Polizei mit.
Die Unterlagen seien ein "regelrechter Glücksfall" und könnten womöglich "bisher bestehende Lücken bei der Erforschung des Verbrechens schließen".
Drei Millionen D-Mark bis heute verschwunden
Die Entführung von Theo Albrecht - einem der beiden Gründer des Discountriesen Aldi - zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Der inzwischen verstorbene Albrecht wurde am 29. November 1971 entführt. Tagelang verhandelten die Täter per Brief und per Telefon - bis sie die damals kaum vorstellbar hohe Summe von sieben Millionen Mark Lösegeld bekamen.
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Überbracht wurde das Geld vom Essener Bischof Franz Hengsbach. Der Geistliche erklärte sich bereit, das Lösegeld in zwei Koffern auf einem dunklen Feldweg zu übergeben. Nach 17 Tagen in Gefangenschaft kam Albrecht frei. Die beiden Täter wurden wenige Wochen später gefasst, doch die Hälfte des gezahlten Lösegelds ist bis heute verschollen.
Pensionierter Ermittler kam auf die Idee
In dem Kellerraum seien auch noch weitere historische Ermittlungsakten zu teils ungelösten Fällen von Mord- und Totschlag entdeckt worden, teilte die Essener Polizei mit. Teilweise reichten sie bis ins Jahr 1927 zurück.
Auf die Akten sei die vor zwei Jahren gegründete Ermittlungsgruppe Cold Cases - also eine Ermittlungsgruppe für ungelöste Kriminalfälle - gestoßen. Ermittler des Kriminalkommissariats der Polizei Essen arbeiten dort mit bereits pensionierten Polizeibeamten zusammen, die aus ihrem Ruhestand zurückkommen, um zu den ungelösten Fällen zu ermitteln.
Einer der Ermittler hat gesagt, wir müssen mal in den Keller, da liegen noch alte Akten.
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Sprecherin der Polizei Essen
Polizeisprecherin: "Schätze zu alten Kriminalfällen"
Der Keller sei dann nach und nach aufgeräumt worden, so die Polizeisprecherin. Mit Erfolg: "Es wurden sehr, sehr viele Akten gefunden." Teilweise sei das Papier schon nicht mehr gut erhalten gewesen. "Aber es waren auch einige spannende Sachen dabei, teilweise regelrechte Schätze zu alten Kriminalfällen."
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Die meisten dieser Fälle lägen allerdings schon so weit in der Vergangenheit, dass an ihnen nur noch ein historisches Interesse bestehe - neue Ermittlungen werde es wohl nicht mehr geben, sagte eine Sprecherin.
Alte Akten kommen nun ins Archiv
So sei etwa eine Akte zur Ermordung des SS-Mannes Arnold Guse 1932 gefunden worden. "Der Fall sorgte im Ruhrgebiet für großes Aufsehen", betonte die Polizei. Anfangs sei damals propagiert worden, dass er von Kommunisten erschossen worden sei - doch die Ermittlungen kamen zu dem für die Nazis unliebsamen Ergebnis, dass der Schuss von einem der eigenen Leute abgegeben worden war.
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Auch zum Mord an der Lehrerin Luise Stöckner in Mülheim an der Ruhr im Jahr 1965 fanden sich Unterlagen im Präsidiums-Keller. Der rätselhafte Fall wurde 1977 noch einmal in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" vorgestellt, blieb aber bis heute ungelöst.
Die alten Akten würden nun restauriert und soweit datenschutzrechtlich möglich im Landesarchiv auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sagte die Polizeisprecherin. Am Dienstag werde Polizeipräsident Andreas Stüve die Papiere bei einem Pressetermin offiziell an das nordrhein-westfälische Landesarchiv übergeben.