Kunst via Künstliche Intelligenz: Kopie oder Innovation?

Mit Algorithmen generiert:Kunst aus KI: Kopie oder Innovation?

von Maike Verlaat-Violand
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Das renommierte Auktionshaus Christie's hat dieses Jahr zum ersten Mal ausschließlich KI-generierte Werke versteigert. Doch kann KI-Kunst überhaupt Kunst sein?

 Artist Refik Anadol (R) and Sebastian Sanchez (L), Christie’s Manager of Digital Art Sales, view the digital artwork installation 'Living Memory: Messi – A Goal in Life' by Anadol during an auction press preview at Christie’s in New York, New York, USA, 11 July 2025.

Ein KI-generiertes Kunstwerk im New Yorker Auktionshaus Christie's.

Quelle: epa

Ein Riesenerfolg war es nicht: Von den 34 Kunstwerken, die im Rahmen der KI-Auktion von Christie's versteigert wurden, erhielten 14 entweder keine gültigen Gebote oder wurden für weniger als den geschätzten Mindestpreis verkauft.

Bereits vor der Auktion hatte es lautstarke Kritik gegeben. Mehr als 6.000 Künstlerinnen und Künstler forderten, sie zu stoppen. Die KI-Kunst sei ausbeuterisch.

KI-Werke: Neugestaltung statt wirklich Neues?

"Viele Künstlerinnen und Künstler schreien gerade auf und sagen, hier sehe ich mein eigenes Bild in dieser KI-Kunst, meine eigenen Ideen. Und niemand hat mich gefragt," sagt Mediensoziologe und Bildungswissenschaftler Thomas Sommerer.

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Vorher waren wir als Kreative, als Künstler*innen noch wichtig, um etwas zu erzeugen. Jetzt hat der Roboter, der Bot, das Large-Language-Model, genug Informationen von uns, um das, was wir bisher produziert haben, selbst neu gestalten zu können.

Thomas Sommerer, Mediensoziologe und Bildungswissenschaftler

Die Maschine nutze Inhalte und Artefakte, die sich über einen sehr langen Zeitraum im Internet in verschiedenen Datensätzen gesammelt haben. Sie "nimmt diese Inhalte, bricht die über Algorithmen auf und setzt sie dann neu zusammen", sagt Sommerer. Dabei komme eher eine Mischung raus, als dass etwas wirklich Neues erschaffen wird.

Künstler an KI-Kunst indirekt beteiligt

Ein Beispiel für solch eine Mischung ist das "Portrait of Edmond de Belamy", das ein französisches Künstler-Trio 2018 von einer KI generieren ließ. Das benutzte Open-source-Programm wurde mit 15.000 Porträts aus dem 14. bis 20. Jahrhundert bestückt. Heraus kam eine Art Querschnittsportrait.

22.10.2018, New York: Eine Frau betrachtet das KI-generierte Werk „Portrait of Edmond de Belamy“ des französischen Kollektivs OBVIOUS bei Christie's (Schätzwert: 7.000–10.000 $).

Das KI-generierte Werk "Portrait of Edmond de Belamy" - Schätzwert: 7.000-10.000 US-Dollar.

Quelle: AFP
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Die Maler dieser Porträts waren also indirekt an der Entstehung dieses Kunstwerks beteiligt. In der rechten, unteren Ecke des Bildes signierten dann auch nicht die drei französischen Künstler, sondern der Algorithmus: "min G max D Ex[log(D(x))]+Ez[log(1-D(G(z)))]".

Damals war es das erste Mal, dass ein von KI erzeugtes Kunstwerk bei einem großen Auktionshaus - Christie's - angeboten wurde. Der Preis: 432.000 US-Dollar. Christie's hatte den Wert vor der Auktion auf 7.000 bis 10.000 Dollar geschätzt. Ob es heute immer noch den gleichen Wert erzielen würde, ist fraglich.

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Ulrich Schrauth ist Künstlerischer Leiter des UBS Digital Art Museum, das gerade in Hamburg entsteht. Er hält den Datensatz bei KI-generierter Kunst für entscheidend. Wenn nur bestimmte Datensätze als Grundlage genommen werden, passiere eine Homogenisierung der Kunst.

Dann gebe es keine "originären neuen Kunsterlebnisse mehr, weil man eigentlich immer nur die gleichen Dinge nutzt, um neue Kunstformen herzustellen", sagt Schrauth.

Viele Künstlerinnen und Künstler, mit denen er arbeitet, würden aber ihre eigene Modelle nutzen - trainiert anhand von ihren eigenen Bildwelten. So lässt sich auch verhindern, dass die mit KI generierten Werke, bestimmte Bevölkerungsgruppen ausschließen, weil sie vielleicht auf stereotypische Datensätze zugreifen.

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Die Stilmittel und Werkzeuge von Künstlerinnen und Künstlern haben sich über die Jahrhunderte immer entwickelt mit den technischen Strömungen.

Ulrich Schrauth, UBS Digital Art Museum Hamburg

"Und es ist auf jeden Fall etwas, womit man sich kritisch auseinandersetzen muss, aber es ist vollkommen legitim, das zu nutzen", so Schrauth weiter. Das Maß an Authentizität oder Tiefe in diesen Kunstwerken komme nicht durch die künstliche Intelligenz, sondern durch die Künstlerinnen und Künstler, die diese Werkzeuge benutzen.

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