Tanzverbot an Karfreitag: Ist das noch zeitgemäß? Die Regeln

Kritik am "stillen Feiertag":Tanzverbot an Karfreitag: Ist das zeitgemäß?

|

Karfreitag gilt als sogenannter stiller Feiertag. Es gilt unter anderem ein Tanzverbot. Wie aktuell ist das in einem Land, in dem nicht mal die Hälfte der Menschen christlich ist?

Symbolbild:  Menschen feiern in Berlin in einem Club.
Wer am Karfreitag gegen das Tanzverbot verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Aber zählt das auch für Privatfeiern? (Symbolbild)
Quelle: dpa

Der Karfreitag ist ein umstrittener Feiertag in Deutschland. Für viele ist er einer der wichtigsten Gedenktage des Jahres, an dem des Leidens und Sterbens von Jesus am Kreuz gedacht wird. Für andere ist es ein Tag nicht mehr zeitgemäßer Verbote - immerhin ist nicht mal die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands christlich.

Sonn- und Feiertage sind in Deutschland als "Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung" durch das Grundgesetz geschützt. Daher bleiben beispielsweise Geschäfte geschlossen. Eine besondere Variante sind die sogenannten stillen Feiertage wie der Karfreitag, für die es meist strenge Vorschriften gibt. Was genau an Karfreitag gilt, definieren die Gesetze der jeweiligen Bundesländer - und die sind sehr verschieden.

Archiv: Kruzifix vor Gewitterwolken, aufgenommen am 24.07.2013
Am Karfreitag gedenken Christinnen und Christen aus aller Welt dem Martyrium Jesu Christi, der vor etwa 2.000 Jahren am Kreuz hingerichtet wurde.15.04.2022 | 1:37 min

Stiller Feiertag: So unterschiedlich regeln die Bundesländer

In Bayern beispielsweise sind Sportveranstaltungen sowie "musikalische Darbietungen jeder Art in Räumen mit Schankbetrieb" verboten, teilte das Landesinnenministerium auf Anfrage der dpa mit. Öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen seien nur dann erlaubt, "wenn der diesen Tagen entsprechende ernste Charakter gewahrt ist". Auch anderweitig dürfe die Feiertagsruhe nicht gestört werden, insbesondere in der Nähe von Kirchen.
In vielen Bundesländern ist das ähnlich. In den Details unterscheiden sie sich aber oft deutlich. Ein Regelbruch beispielsweise kann in Bayern eine Geldstrafe von bis zu 10.000 Euro einbringen, in Sachsen-Anhalt wird ein Bußgeld nur bis 1.500 Euro verhängt.
Große Unterschiede gibt es auch beim Tanzverbot an Ostern:

  • Baden-Württemberg: Ab Gründonnerstag, 18 Uhr bis Karsamstag, 20 Uhr
  • Bayern: Ab Gründonnerstag, 2 Uhr, bis Ostersonntag, 0 Uhr
  • Berlin: An Karfreitag von 4 Uhr bis 21 Uhr
  • Brandenburg: Ab Karfreitag, 0 Uhr, bis Karsamstag, 4 Uhr
  • Bremen: An Karfreitag von 6 Uhr bis 21 Uhr
  • Hamburg: Ab Karfreitag, 5 Uhr, bis Karsamstag, 0 Uhr
  • Hessen: Ab Gründonnerstag, 4 Uhr bis Ostersonntag 0 Uhr
  • Mecklenburg-Vorpommern: Ab Karfreitag, 0 Uhr, bis Karsamstag, 18 Uhr
  • Niedersachsen: Ab Gründonnerstag, 5 Uhr, bis Ostersonntag, 0 Uhr
  • Nordrhein-Westfalen: Ab Gründonnerstag, 18 Uhr, bis Karsamstag, 6 Uhr
  • Rheinland-Pfalz: Ab Gründonnerstag, 4 Uhr, bis Ostersonntag, 16 Uhr
  • Saarland: Ab Gründonnerstag, 4 Uhr, bis Ostersonntag, 0 Uhr
  • Sachsen: An Karfreitag ganztägig
  • Sachsen-Anhalt: An Karfreitag ganztägig
  • Schleswig-Holstein: Ab Karfreitag, 2 Uhr, bis Karsamstag, 2 Uhr
  • Thüringen: An Karfreitag ganztägig

Grafik: Kreuzigung
Ostern ist das wichtigste Fest der Christen. Dennoch ist es für viele das Fest der Schokohasen und bunten Eier. Was Ostern gefeiert wird. 17.04.2022 | 1:01 min

Tanzverbote treffen Diskotheken - Kritik an Umsatzeinbußen

Tanzverbote treffen dennoch grundsätzlich viele Clubs. Der Bundesverband deutscher Discotheken (BDT) ist prinzipiell gegen Tanzverbote:

Ein Tanzverbot greift in die unternehmerische Freiheit der Diskothekenbranche ein und zwingt sie, den Betrieb einzuschränken oder ganz niederzulegen, obwohl die Nachfrage besteht.

Bundesverband deutscher Discotheken

Es sei zudem nicht fair, dass es keine bundesweit einheitlichen Regelungen gebe: "Es darf nicht sein, dass manche Betriebe durch das Tanzverbot massive Umsatzeinbußen verzeichnen müssen und andere davon profitieren." Auch die Berliner Clubcomission ordnet Tanzverbote als "unverhältnismäßige Einschränkung der Freiheit als Kultureinrichtungen" ein.
Die Durchsetzung des Tanzverbotes werde durch stichprobenartige Kontrollen durch die Ordnungsämter durchgeführt, berichtet der BDT. Private Feiern fallen nicht grundsätzlich unter das Verbot, können aber je nach Lautstärke - und je nach Bundeslandesregelung - letztlich auch als Verstoß gegen die Feiertagsregeln gelten, wie aus den Ländergesetzen hervorgeht.
Pilgern vor Ostern
Zur Osterzeit zieht es viele Pilger aus aller Welt nach Köln. Die Stadt ist Teil des berühmten Jakobswegs. Ab sofort können sich angehende Pilger dort in einer Sprechstunde beraten lassen.14.04.2025 | 2:00 min

Kino-Verbot betrifft nur etwa ein Prozent der Filme

An stillen Feiertagen dürfen zudem im Kino bestimmte Filme nicht gezeigt werden. Für Fernsehen und Streamingdienste bestehen hingegen keine Beschränkungen, wie die Organisation Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) mitteilt. Die FSK entscheidet, welcher Film keine sogenannte Feiertagsfreigabe erhält.
Während in den 50er, 60er und 70er-Jahren über die Hälfte aller Kinospielfilme als "nicht feiertagsfrei" eingestuft wurden, lag der Prozentsatz der Kinospielfilme ohne Feiertagsfreigabe ab 2000 allerdings nur bei einem Prozent und darunter.
Kalender
Wer hätte nicht gern mit wenig Aufwand ein paar Urlaubstage mehr? Mit ein bisschen Planung ist das auch 2025 möglich - den Brückentagen sei Dank!27.12.2024 | 2:42 min

Behörden verweisen auf christliche Prägung

Doch sind so viele komplizierte und ungleiche Regelungen noch zeitgemäß, gerade angesichts weiter sinkender Mitgliederzahlen in der Kirche? Für die Berliner Innensenatsverwaltung offenbar schon: Die Regeln entsprächen einer grundsätzlich christlichen Prägung, heißt es. Zudem würden die Interessen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen durch die zeitliche Beschränkung der Verbote sowie die Möglichkeit zu Ausnahmen berücksichtigt.
Das Innenministerium im stark christlich geprägten Bayern, in dem das Kruzifix in öffentlichen Gebäuden Pflicht ist, unterstreicht die Relevanz der Regeln. Die Beschränkungen an den stillen Tagen seien verhältnismäßig.

Der Sonn- und Feiertagsschutz ist für die Bayerische Staatsregierung ein ganz wichtiges Anliegen.

Bayerisches Innenministerium

Der Discothekenverband sieht das anders. Er hält die ihn betreffenden Regeln "für nicht mehr zeitgemäß und ungerecht". Und auch die FSK hält Filmverbote für aus der Zeit gefallen:

Aus heutiger Sicht ist die gesetzliche Beschränkung an stillen Feiertagen für Filme im Kino kaum noch nachvollziehbar.

Bundesverband deutscher Discotheken

Ideen für glückliche Gäste
:Was kochen zu Ostern und wie dekorieren?

Vom traditionellen Osterzopf über Knusperstangen zum Oster-Brunch bis hin zu Oster-Deko: Mit diesen Rezepten und Ideen bieten Sie Ihren Gästen mehr als kulinarische Highlights.
von Lukas Hemelt und Alice Schirasi
Bemalte Ostereier hängen an einem Baum.
mit Video
Quelle: dpa

Mehr zu Ostern und Feiertagen