Fritz Honka: Wie man dem vierfachen Mörder auf die Spur kam

Frauenmörder von St. Pauli:Vor 50 Jahren: Der Fall Fritz Honka

Thomsen, Claas - 2021
von Claas Thomsen
|

Als es am 17. Juli 1975 in einem Wohnhaus in Hamburg brannte, kam Grausiges zu Tage. Vier verstümmelte Frauenleichen wurden entdeckt. Ermordet von Wohnungsinhaber Fritz Honka.

Frauenmörder Fritz Honka sitzt im Gerichtssaal
Im Juli 1975 waren bei Löscharbeiten eines Wohnhauses am Altonaer Bahnhof in Hamburg vier zum Teil grausam verstümmelte Frauenleichen in der Wohnung des Nachtwächters Fritz Honka entdeckt worden.17.07.2025 | 6:57 min
Mordermittler Karl Pries hat die Bilder nicht vergessen. Als die Feuerwehr an einem heißen Julitag 1975 zu einem Brand in einer Dachgeschosswohnung in Hamburg gerufen wurde, entdeckten Feuerwehrleute zwei verstümmelte Leichen, verpackt in Plastiksäcke.
"Es war kein schöner Anblick", erinnert sich Ermittler Pries. Die Beamten entdeckten Teile von zwei weiteren teils verwesten und verstümmelten Leichen, verborgen in Abseiten der Wohnung. Spätere Untersuchungen ergaben: Sie waren teilweise durch trockene Zugluft auf natürliche Weise mumifiziert.

Fritz Honka lief den Beamten direkt in die Arme

Während die Polizei die Brandstelle untersuchte, kam der Wohnungsinhaber nach Hause. Es war Fritz Honka. "Er fragte mich", erinnert sich Pries, "was machen sie denn hier, was ist denn hier los?"
Honka habe sich sogar empört. Auf die Frage, wer Zugang zu dem Kohle-Dachboden gehabt habe, in dem die Polizei Leichenteile fand, antwortete er schroff: "Das ist mein Bodenraum und das ist meine Feuerung."

Er wurde dann natürlich auch mit der Frage konfrontiert, was er uns zu diesen Frauenleichen sagen kann, die wir da gefunden haben. Und da sagte er: "Davon weiß ich nichts."

Karl Pries, Polizeibeamter der Fritz Honka festnahm

Beamte durchsuchen die Wohnung des Frauenmörders Fritz Honka.
Die Beamten machten mehr als einen unerwarteten Fund, als sie die Wohnung von Fritz Honka durchsuchten.
Quelle: action press

Schwierige Ermittlung führten zur Identität der Opfer

Honka kam in Haft. Seine Vernehmung war zäh. Er könne sich nicht erinnern, wie er die Frauen getötet habe, sagte er. Nicht einmal die Namen seiner Opfer konnte er nennen.
So begann eine schwierige Ermittlung. Mit Hilfe damals neuartiger Methoden wurde das Gesicht einer Frau rekonstruiert. Ihr Kopf war fast vier Jahre zuvor in Hamburg gefunden worden. Und dieser Kopf passte zu Leichenteilen in Honkas Wohnung.
Es war sein erstes Opfer, Gertraud Bräuer. Mit Hilfe dieser Rekonstruktion fanden die Beamten heraus: Sie war als Prostituierte erfasst. Und so konnte die Polizei die Identität aller vier Opfer ermitteln. Alle waren polizeilich erfasst.
Westerwald-Mörder weiterhin auf der Flucht
Seit Wochen wird der mutmaßliche Dreifachmörder Alexander Meisner aus Weitefeld gesucht, bisher ohne Erfolg. Die Polizei ermittelt weiter in alle Richtungen. 17.06.2025 | 3:02 min

Raumspray gegen Leichengeruch

Im Hamburger Polizeimuseum wird deutlich: Der Fall Honka gehört auch nach 50 Jahren noch zu den großen Kriminalfällen. Hier ist unter anderem die Säge zu sehen, mit der Honka seine Opfer zerteilte. Auch Tatort-Fotos sind ausgestellt, von dem Spray gegen den Geruch und gegen Fliegen oder von den vielen Frauenkleidern.
"Wo ist der Fall Honka, wo ist die Säge?" Das werde er oft gefragt, erzählt Museumsleiter Björn Wiechmann. Die Gespräche mit den Besuchern hätten aber oft auch Tiefgang.
Honka habe, erläutert damals im Prozess eine Psychologin, in den Opfern zunächst die saubere Hausfrau gesucht. Kleider und Schmuck halfen womöglich aber auch, Frauen anzulocken, vermutet Ex-Polizist Karl Pries.
Polizisten vor Tatort
In Hamburg sticht ein Mann auf eine 51-jährige Frau und deren Mitbewohner ein. Wenig später entdeckt die Polizei die Leiche einer weiteren Frau in der Wohnung des Verdächtigen.18.02.2025 | 1:45 min

Fritz Honka hatte Arbeit und Geld

Bei den Ermittlungen wurde klar, Honka lernte seine Opfer in Bars auf St. Pauli kennen. "Die Frauen wohnten bei ihm und hatten dann eine Bleibe", erinnert sich Karl Pries. Denn er habe einen großen Vorteil gehabt. Durch seine Arbeit als Wachmann hatte er Geld.
Einige Frauen, die der Mörder zu sich lockte, um mit ihnen exzessiv Alkohol zu trinken und sie gefügig zu machen, konnten entkommen.

Die sind teilweise splitternackt aus der Wohnung geflüchtet und liefen auf der Straße herum, wurden dann eingefangen. Die haben wohl gemerkt, was für Praktiken er von den Frauen verlangte.

Karl Pries, Polizeibeamter, der Fritz Honka festnahm

Bis heute bleibt rätselhaft, wie die weiteren Taten Honkas in seiner Wohnung mitten in Hamburg so lange unentdeckt bleiben konnten. Nachbarn war der unangenehme Geruch aus der Wohnung aufgefallen.

Da tropfte immer was von der Decke und es roch so komisch.

Aussage eines Nachbarn gegenüber dem Polizeibeamten Karl Pries

Den Prozess gegen Honka verfolgte die Öffentlichkeit gespannt. Am 20. Dezember 1976 wurde er verurteilt.
Kriminalbeamte führen den wegen vierfachen Mordes angeklagten Fritz Honka 1976 zum Strafjustizgebäude.
Der wegen vierfachen Mordes angeklagte Wachmann Fritz Honka wurde am 20. Dezember 1976 zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Quelle: ullstein bild

Fritz Honka: Verminderte Schuldfähigkeit

Honka bekam 15 Jahre Freiheitsstrafe, wegen Mordes in einem und Totschlags in drei Fällen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit. Im Urteil war von einer schweren seelischen Abartigkeit die Rede.
Fritz Honka kam in ein psychiatrisches Krankenhaus. 1993 wurde er entlassen und lebte unter geändertem Namen in einem Altenheim an der Ostsee.
Zunehmend verwirrt kam Honka zurück in die Psychiatrie. Dort starb er am 19. Oktober 1998 mit 63 Jahren an Asthma und Herzschwäche.

Dreifach-Mord im Westerwald
:Vom mutmaßlichen Täter fehlt jede Spur

Drei Menschen getötet, ein Dorf lange in Angst und Unsicherheit. Die Ermittler kennen den mutmaßlichen Täter, finden ihn aber nicht. Wie die Menschen in Weitefeld damit umgehen.
von Christopher Heinze und Ben Kolb
Eine mit Flatterband der Polizei gesperrte Straße im Weitefeld.
mit Video

Icon von whatsapp
Quelle: dpa

Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

Mehr über Verbrechen