Atemwegserkrankungen:Warum wir auch im Sommer erkältet sind
Schnupfen, Husten, Heiserkeit und das zur wärmsten Jahreszeit. Warum man sich im Sommer erkältet, was Urlaub damit zu tun hat und wie sich Atemwegserkrankungen vorbeugen lassen.
Wer erkältet ist, sollte sich zuhause im Bett ausruhen, empfiehlt Dr. Christoph Specht. (Symbolbild)
Quelle: ColourboxDer Sommerurlaub ist vorüber, die Arbeit geht wieder los - und dann macht sich ein Kratzen im Hals bemerkbar. Erkältung statt Erholung. Diese Erfahrung machen zurzeit anscheinend viele. Nur Zufall oder steckt mehr dahinter?
Laut aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts sind die Fälle mit akuten Atemwegserkrankungen (ARE) in der vergangenen Woche tatsächlich angestiegen. Die sogenannte ARE-Inzidenz lag bei 3.635 ARE pro 100.000 Einwohnern. Rund 3 Millionen Deutsche waren demnach an einem Atemwegsinfekt erkrankt.
In der Woche davor waren es noch circa 2,4 Millionen. Trotzdem liegt nach dem Rekordhoch im Erkältungssommer 2024 die Anzahl an ARE-Fällen in diesem Sommer (noch) unter den Vorjahresniveaus, wie die ARE-Inzidenzen im Verlauf zeigen:
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Urlaub spielt "große Rolle" bei Verbreitung von Viren
"Typischerweise steigen die Infektionszahlen wieder an, wenn die Leute aus dem Urlaub zurückkommen", erklärt der Mediziner Christoph Specht. Die Ferien neigen sich dem Ende zu und die Urlaubssaison spiele für die Verbreitung von Viren eine "große Rolle".
Um sich vermehren zu können, benötigten Viren menschliche Zellen, "sozusagen eine Taxi- oder Uber-Mitfahrgelegenheit". Im Urlaub treffen verschiedene Leute von überall aufeinander, wie Specht erklärt. "Dann kommen auch die Viren zusammen oder werden eben weitergegeben" - vor allem in geschlossenen Räumen wie im Flugzeug, aber auch bei der Passkontrolle.
Warum viele eine Erkältung einfach nicht loswerden? Das erklärt Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht.
17.01.2024 | 6:06 minDarauf deuten auch die Entwicklungen der ARE-Inzidenzen der letzten zwei Jahre hin: In den Vorjahren 2023 und 2024 ist die Anzahl an Fällen mit Atemwegserkrankungen jeweils ab Ende August, Anfang September in Deutschland deutlich gestiegen.
Experte: "Vireninfekte gibt es natürlich auch im Sommer"
Denn Viren und Erreger gibt es im Sommer wie im Winter. Sie zirkulieren im Sommer aber weniger als im Winter, wenn sich die Menschen wieder viel häufiger in Innenräumen aufhalten. Eine Erkältung habe daher "relativ wenig mit Kälte zu tun". "Ohne Viren, keine Infektion, keine Erkältung", sagt Specht.
Immerhin existieren "ungefähr 200 verschiedene Erkältungsviren", darunter das Coronavirus, wie der Arzt erklärt. Hinzu kommen noch Grippeviren. Die können verglichen mit Ersteren "eine richtig ernsthafte Krankheit werden" und auch zum Tod führen - "je nachdem, was für ein Grippevirus man erwischt". Bei starken Vorerkrankungen könne aber auch eine Erkältung lebensbedrohlich sein.
Erkältungsmythen im Check: Reporterin Corinna Klee hat bei einem Experten nachgefragt.
21.10.2022 | 5:20 minRhinoviren und Enteroviren dominieren zur Sommerzeit
Dem RKI zufolge sind im Sommer und Herbst vor allem Erkältungserreger wie Rhinoviren oder Enteroviren - als "Sommergrippe" bekannt - Auslöser für Atemwegsinfekte. Christoph Specht fügt hinzu, dass auch Coxsackie- und Coronaviren zu den Erkältungsinfekten zählen, die sich aktuell verbreiten.
Aus dem aktuellen ARE-Bericht des RKI geht ein Anstieg von circa 12 Prozent bei den "labordiagnostisch bestätigten" Corona-Fällen hervor. Diese Fallzahlen lägen aber "deutlich unter den Werten, die im August 2024 übermittelt wurden", heißt es darin.
Vor fünf Jahren versetzt ein Virus die Welt in Panik. Wuhan, Bergamo und New York City zählen zu den größten Hotspots. Wie hat die Pandemie das Leben der Menschen dort verändert?
20.03.2025 | 44:35 minAtemwegserkrankungen vorbeugen: Immunsystem stärken
Wie bleibe ich jetzt verschont? Die Antwort von Mediziner Specht ist eindeutig: Wer gesund bleiben möchte, sollte das Immunsystem stärken.
Und das Immunsystem stärke ich nicht durch die Einnahme von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln, sondern durch das, was man so fürchterlich langweilig gesunde Lebensführung nennt.
Christoph Specht, Mediziner
Das heißt: Ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Dann wäre da noch die Psyche. Wer gestresst ist, ist anfälliger für Infekte - "im Sommer wie auch im Winter". Auch Stress zu reduzieren, kann helfen.
Ein gestresster Körper hat weniger Energie für das Immunsystem.
Christoph Specht, Arzt und Medizinjournalist
Mitten im Hochsommer: Auch 2024 waren viele Menschen an Husten, Schnupfen und Fieber erkrankt.
24.07.2024 | 1:17 minWas tun bei Erkältung, Grippe und Co.?
Hat es einen doch erwischt, rät Specht zur Bettruhe - auch, um andere nicht anzustecken. Bei Infekten mit starken Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Fieber sollte man "am besten sofort ins Bett".
Die meisten Erkältungen brauchen nicht die ganze Woche oder gar zwei Wochen - das gibt es natürlich, klar, aber häufig sind es nur wenige Tage.
Christoph Specht, Arzt
Sollten die Symptome länger anhalten, das Fieber sehr hoch sein oder schnelle Verschlechterungen eintreten, spätestens dann empfiehlt es sich laut Specht, einen Arzt aufzusuchen.
Grafik: Luisa Billmayer
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