Jemen: Viele Tote bei Bootsunglück im Roten Meer

Mehr als 150 Migranten an Bord:Viele Tote bei Bootsunglück vor Jemen

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Vor der jemenitischen Küste ist am Sonntag ein Boot mit Migranten gekentert. Mindestens 68 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Noch immer werden Personen vermisst.

Fluechtlingsboot auf dem Mittelmeer
Bei einem Bootsunglück vor dem Jemen sind mindestens 68 Migranten ums Leben gekommen, nur zwölf überlebten. Die Flüchtenden aus Äthiopien wollten in die Golfstaaten.04.08.2025 | 0:22 min
Bei einem erneuten Bootsunglück vor der Küste des Jemen sind mindestens 68 Migranten ums Leben gekommen. Viele Menschen würden noch vermisst, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit. Die Nachrichtenagentur AFP teilte Informationen jemenitischer Sicherheitsbeamter, wonach 32 Menschen gerettet worden seien und mindestens 76 Personen gestorben seien.
An Bord des am Sonntag gekenterten Bootes waren nach UN-Angaben 157 Migranten auf dem Weg in den Jemen, hauptsächlich Menschen aus dem ostafrikanischen Äthiopien.
Eine ältere äthiopische Frau sitzt neben einem Sack mit Weizen, nachdem dieser von der Relief Society of Tigray in der Region Tigray im Norden Äthiopiens verteilt wurde.
1985 sammelten die größten Musiker ihrer Zeit wegen einer Hungerkrise Spenden für Äthiopien. Vierzig Jahre später ist das Geld wieder knapp und der Hunger noch immer nicht besiegt.13.07.2025 | 2:46 min

Leichen werden an Stränden angespült

Das Schicksal der Vermissten sei "noch ungewiss", sagte der Jemen-Vertreter der IOM, Abdusattor Esoev, der AFP. Das Bootsunglück sei schon jetzt eines der schlimmsten vor der Küste des Jemen in diesem Jahr, fügte er hinzu.
Am Sonntagabend hatten jemenitische Sicherheitskräfte noch 27 Tote und mehr als hundert Vermisste gemeldet. Das Boot war nach Polizeiangaben auf dem Weg zur Küste der südjemenitischen Provinz Abjan. Demnach leiteten die Sicherheitsbehörden der Provinz einen großangelegten Sucheinsatz ein, "um die Leichen einer großen Zahl äthiopischer Migranten zu bergen".
An mehreren Stränden seien bereits Leichen angespült worden. Einige Überlebende wurden in die Hafenstadt Aden gebracht.
Wo die meisten Geflüchteten herkommen

ZDFheute Infografik

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Papst zeigt sich betroffen

Der Vatikan zeigte sich betroffen. Papst Leo XIV. sei "tieftraurig" über den verheerenden Verlust von Menschenleben und empfehle "die zahlreichen verstorbenen Migranten der barmherzigen Gnade des allmächtigen Gottes" an, heißt es in einem Kondolenzschreiben am Montag.
Für die Überlebenden, die Rettungskräfte und alle von dieser Tragödie Betroffenen erbitte er göttliche Kraft, Trost und Hoffnung.
Auf dem Bild ist ein Boot mit geflüchteten Personen auf dem Mittelmeer zu sehen.
Kaum ein Thema spaltet Europa so sehr wie die Migration. 2015 herrschte Willkommenskultur, seitdem schwenkt die EU zu einem härteren Umgang mit Geflüchteten.16.05.2024 | 45:19 min

Mehr als 500 Tote im vergangenen Jahr

Der Jemen ist trotz eines seit 2014 andauernden Bürgerkriegs und einer verheerenden humanitären Lage Ziel vieler Migranten aus afrikanischen Ländern, die auf der Suche nach Arbeit auf der arabischen Halbinsel sind. Sie hoffen, vom Jemen aus nach Saudi-Arabien oder in andere reiche Ölstaaten zu gelangen. Viele Migranten stranden jedoch im Jemen.
Die Migrationsroute durch die Meerenge Bab Al-Mandab zwischen Dschibuti am Horn von Afrika und dem Jemen gilt nach Angaben der IOM als eine der gefährlichsten weltweit.
Im vergangenen Jahr waren demnach mindestens 558 Menschen auf der Route gestorben, mindestens 462 von ihnen bei Bootsunglücken. Im vergangenen Monat ertranken mindestens acht Menschen, nachdem Schleuser 150 Migranten gezwungen hatten, im Roten Meer von einem Boot ins Wasser zu springen.
Migranten, die südlich von Kreta im Mittelmeer gerettet wurden, warten nach ihrer Ankunft im Hafen von Lavrio, Griechenland, am Donnerstag, 10. Juli 2025, auf ihre Registrierung.
Eine neue Hauptroute für Flüchtlinge aus Afrika führt von Libyen nach Kreta. Im ersten Halbjahr kamen mehr als 10.000 Menschen auf die Insel, eine Steigerung um 350 Prozent.10.07.2025 | 1:38 min

Lebensgefährliche Route unter Kontrolle von Schleusern

"Diese Route wird überwiegend von Schleusern und Menschenschmugglern kontrolliert", sagte die Migrationsexpertin beim Forschungszentrum Mixed Migration Centre, Ayla Bonfiglio. "Flüchtlinge und Migranten haben keine andere Wahl, als ihre Dienste in Anspruch zu nehmen." Sie wüssten um die Risiken, "aber ohne legale Wege und mit Familien, die auf Überweisungen aus Saudi-Arabien oder den Emiraten angewiesen sind, sehen viele keinen anderen Ausweg", fügte sie hinzu.
Den Weg über das Rote Meer riskieren vor allem Menschen aus Äthiopien, die vor Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen fliehen. Im vergangenen Jahr kamen laut Zahlen der IOM mehr als 60.000 Migranten im Jemen an.
Quelle: AFP, dpa

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