Sarah Mullally wird erste Frau an Spitze der Anglikanischen Kirche

Erstmals Frau als Kirchenchefin:Sarah Mullally wird Oberhaupt der Anglikaner

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Die Anglikanische Kirche hat erstmals in ihrer Geschichte ein weibliches Oberhaupt. Sarah Mullally übernehme das Amt als 106. Primatin, teilte die Church of England am Freitag mit.

Sarah Mullally besucht All Saints Church in Canterbury vor ihrer Ernennung zur ersten Erzbischöfin von Canterbury am 3. Oktober 2025.

Dame Sarah Mullally vor der All Saints Church in Canterbury

Quelle: Action Press

Die Church of England ernennt erstmals eine Frau zur Kirchenchefin. Sarah Mullally wird Erzbischöfin von Canterbury. Sie ist am Freitag zur Nachfolgerin von Justin Welby (69) ernannt worden, wie der britische Sender BBC berichtete.

Von der Pflege zur Erzbischöfin: Mullallys Weg

Als 106. Erzbischof - bzw. Erzbischöfin - von Canterbury wird die frühere Krankenpflegerin die höchstrangige Frau in der Geschichte der anglikanischen Staatskirche.

Bischof

Der noch amtierenden Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, war Ende 2024 zurückgetreten. Der Vorwurf: Missbrauch in der anglikanischen Kirche nicht öffentlich gemacht zu haben.

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"Wenn ich dem Ruf Christi in dieses neue Amt folge, so tue ich dies in demselben Geist des Dienstes an Gott und den Mitmenschen, der mich antreibt, seit ich als Jugendliche zum Glauben fand", erklärte Mullally.

Ich weiß, das dies eine riesige Verantwortung ist, aber ich gehe ihr mit einem Gefühl des Friedens entgegen und vertraue auf Gott, dass er mich trägt, wie er es immer getan hat.

Dame Sarah Mullally, designiertes Oberhaupt der Anglikanischen Kirche

Niemals hatte vor Mullally eine Frau dieses Amt inne. Als Kirchenoberhaupt wird sie die 105. Nachfolgerin des heiligen Augustinus von Canterbury - und damit die 106. in diesem Amt. Augustinus war um 597 von Papst Gregor I. nach England gesandt worden, um die Angelsachsen zum Christentum zu bekehren.

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Neue Erzbischöfin setzt auf Transparenz und Offenheit

Die gelernte Krankenpflegerin Mullally wechselte 1999 für fünf Jahre als Leiterin Pflege ins britische Gesundheitsministerium. 2001 erhielt sie die Diakonenweihe und 2006 die Priesterweihe.

Im Juli 2015 wurde sie vom anglikanischen Primas Welby zur Bischöfin geweiht; in Exeter war sie Englands zweite Diözesanbischöfin. Die verheiratete Mutter zweier Kinder soll im Januar offiziell mit einer Zeremonie in das Amt eingeführt werden.

Mullally steht für Transparenz und Offenheit und gilt als progressiv in Fragen der kirchlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen, ist jedoch eine Gegnerin des geplanten Gesetzes zur aktiven Sterbehilfe der Labour-Regierung, das derzeit durch den Gesetzgebungsprozess im Parlament geht.

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31.03.2024 | 58:30 min

Nähe zu Parlament und Royal Family

Als Bischöfin von London war sie seit 2017 nicht nur die Nummer drei in der anglikanischen Hierarchie nach den Erzbischöfen von Canterbury und York. Als einer von fünf "Geistlichen Lords" ist der Bischof von London geborenes Mitglied des Oberhauses, einer der zwei Parlamentskammern in Großbritannien.

Zudem ist sie in dieser Funktion auch Dekan der - rechtlich eigenständigen - königlichen Kapellen, was ihr einen privilegierten Zugang zur Royal Family gibt. Wegen dieser Nähe wird sie auch als "the King's Bishop" bezeichnet.

Sarah Mullally nimmt in London an einem Gottesdienst zum Gebet und zur Besinnung für Großbritanniens Königin Elizabeth II. teil. (Archiv)

Am Tag nach dem Tod von Queen Elizabeth II. im September 2022 nimmt Sarah Mullally in London an einer Gebets- und Besinnungsstunde für Großbritanniens Monarchin teil. (Archiv)

Quelle: AFP

85 Millionen Gläubige: Einfluss der Anglikanischen Kirche

Die Anglikanische Kirche gilt als eine der größten protestantischen Kirchengemeinschaften. Weltweit zählt sie rund 85 Millionen Mitglieder. Rund zwei Drittel von ihnen leben in afrikanischen Ländern wie Nigeria, Kenia und Uganda.

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Die Anglikaner dort gelten als konservativer als die Mitglieder der Mutterkirche in England. Die Ernennung einer Frau vertieft die Gräben zwischen beiden Lagern.

Der englischen Mutterkirche steht der König, derzeit Charles III., als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury.

Quelle: KNA, Reuters, dpa

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