Rad statt Blechlawine - wo es gelingt | Das Gute zum Wochenende

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Das Gute zum Wochenende:Radverkehr statt Blechlawine - wo es gelingt

Redakteur "plan b" Steffen Bayer
von Steffen Bayer
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ZDFheute Good News

Guten Morgen,

mit steigenden Temperaturen und längeren Tagen haben viele ihr Rad als praktisches und alltagstaugliches Verkehrsmittel wiederentdeckt. Und damit tobt auch in vielen Städten einmal mehr ein altbekannter Kulturkampf: Auto gegen Fahrrad oder umgekehrt - je nachdem, wie man es sieht. Immer wieder gibt es Streit, wenn Autofahrer zugunsten von Radwegen auf Fahrspuren verzichten müssen oder Radfahrer gezwungen sind, über viel befahrene Hauptachsen zu radeln. Und auch Fußgänger fühlen sich bedrängt, wenn ihnen ständig Radfahrende in die Quere kommen.
An manchen Orten gelingt es dennoch, den Verkehr für alle Gruppen - Radler, Autofahrer und Fußgänger - attraktiv zu gestalten, zum Beispiel in Tübingen. Was macht die baden-württembergische Universitätsstadt besser als andere Kommunen?
Keine andere deutsche Gemeinde investiert aktuell so viel in Radinfrastruktur wie die schwäbische Uni-Stadt mit ihren 90.000 Einwohnern: 79 Euro pro Jahr für jeden Einwohner. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 40 Euro, in Berlin gerade mal elf.
Vorzeigeprojekt ist die 365 Meter lange Radbrücke West, die 15 Millionen Euro gekostet hat. Mit der neuen Brücke sparen Radler nicht nur Zeit, sondern entlasten auch die Straßen, denn die Autos müssen sich den Platz nicht mehr mit den Rädern teilen. Bei Frost im Winter kann die Brücke beheizt werden. Damit werden Glätteunfälle vermieden und das Rad bleibt als Verkehrsmittel ganzjährig attraktiv.
Immer mehr Städte und Gemeinden setzen auf das Rad:
Ein Fahrradfahrer fährt an der Kamera vorbei.
29.05.2025 | 29:40 min
"Wir wollten mehr als einen Flickenteppich, wo nur stellenweise Radstreifen aufgemalt werden", sagt Tübingens Stadtplanerin Katrin Korth. Die neue Radbrücke ist Teil des "Blauen Bands", einem Netz aus vier Meter breiten, blau bemalten Radwegen, die sich quer durch die Stadt ziehen und Tübingen auch mit dem Umland verbinden. In der Innenstadt sorgen zudem auffällige Piktogramme dafür, dass Fußgänger und Radfahrer aufeinander achten und es zu möglichst wenigen Konflikten kommt.
10.000 Menschen greifen hier täglich zum Rad, 30 Prozent aller Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt - eine Traumquote für deutsche Verhältnisse. Dennoch sieht das Fraunhofer Institut in einer Studie im Auftrag des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) auch für Vorzeigestädte wie Tübingen noch Luft nach oben. Sofern umfangreiche politische Maßnahmen zur Förderung der Infrastruktur umgesetzt werden, könnte der Radverkehrsanteil bei Wegen bis 30 Kilometer auf bis zu 45 Prozent steigen, so die Forschenden.
Wie selbstverständlich es sein kann, kleine Strecken im Alltag mit dem Rad zurückzulegen, zeigen unsere niederländischen Nachbarn: Utrecht mit seinen 380.000 Einwohnern gilt gar als fahrradfreundlichste Stadt der Welt. Spezielle Ampelschaltungen, eigene Abbiegespuren für Fahrräder - und das Auto ist meist nur zu Gast auf den Straßen.
Straßenverkehr ohne Unfälle - wie das geht:
Zwei Autos sind frontal kollidiert.
26.04.2025 | 29:45 min
Auch das spanische Barcelona gilt mittlerweile als Vorreiter für eine fahrradfreundliche Verkehrspolitik, unter anderem mit dem Konzept der "Superblocks", bei dem jeweils bis zu neun Häuserblocks zusammengefasst werden. Die Autos sind weiter auf den Hauptstraßen unterwegs, aber innerhalb der Wohnbezirke haben Fußgänger und Fahrradfahrer Vorrang. Zweispurige Straßen werden zurückgebaut - und es wird Raum geschaffen zum Spielen, Kaffeetrinken oder auch zum Radfahren.
Ein ähnliches Konzept verfolgt auch das autogeplagte Paris. Seit Jahren schon kämpft dort die Bürgermeisterin Anne Hidalgo für eine autofreie Innenstadt, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrende. Fast überall im Stadtgebiet gilt mittlerweile Tempo 30. Gerade hat eine Bürgerbefragung ergeben, dass 500 weitere Straßen in der französischen Hauptstadt für den Autoverkehr gesperrt werden sollen.
Verkehrspolitik kann immer nur ein Kompromiss sein zwischen allen Gruppen, die sich den begrenzten Raum in der Stadt teilen müssen. Deshalb wird es nie allen gefallen, wenn in großen Städten Autos zugunsten von Fahrrädern und Fußgängern weichen müssen. Aber alle profitieren: von einem besseren Klima in der Stadt, weniger Lärm und neuen Straßen und Plätzen, die zum Verweilen und Flanieren einladen.
Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes Wochenende
Ihr Steffen Bayer, Redaktion plan b

Was noch gut war diese Woche

Junge Menschen bleiben hoffnungsvoll: Junge Menschen fühlen sich vielfach belastet, bleiben aber trotzdem zuversichtlich. Das hat eine Befragung von mehr als 2.000 Personen zwischen 14 und 29 für die Trendstudie "Jugend in Deutschland 2025" ergeben. Allen Sorgen zum Trotz blicken 60 Prozent der jungen Befragten insgesamt zufrieden auf ihre persönliche Zukunft. "Die junge Generation zeigt sich solidarisch gegenüber Älteren, ist leistungsbereit und orientiert sich an traditionellen Tugenden", fasst Studienleiter Simon Schmelzer zusammen.
Büchel keine Maskenpflicht mehr Einkaufsstrasse
20.05.2025 | 1:33 min
Ärzte transplantieren erstmals menschliche Blase: Einem US-Ärzteteam aus Kalifornien ist es erstmals gelungen, einem Patienten eine neue Blase einzupflanzen. Bislang galt die Blase als schwierig zu transplantieren, weil sie über viele kleine Arterien verfügt. Die Operation an einem 41-jährigen Patienten dauerte etwa acht Stunden und die Mediziner sind mit dem Ergebnis zufrieden. Die Chirurgen wollen den Eingriff nun an vier weiteren Personen wiederholen und die Operationen mit einer klinischen Studie begleiten.
Deutsches Museum wird digital erkundbar: Wer sich im Deutschen Museum in München umschauen will, ist nicht länger auf Öffnungszeiten angewiesen. Rund um die Uhr lassen sich nun Ausstellungen auf der Münchner Museumsinsel virtuell erkunden. Dank hochauflösender Panoramaaufnahmen und einem Laser-Scan können sich digitale Besucher frei durch die Räume bewegen und ihre eigene Tour zusammenstellen.

Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

Juckende Augen, triefende Nasen und endlose Niesattacken: Das Frühjahr ist Allergiezeit. Jedes Jahr aufs Neue leiden Betroffene massiv, denn Allergien sind chronische Erkrankungen. Für die Behandlungen geben Krankenkassen Milliarden aus. Die ZDF-Dokumentationsreihe plan b zeigt, wie mit Prävention und Einsatz neuester Behandlungsmethoden Allergikern geholfen werden kann.
Eine Frau niest wegen einer Allergie
05.07.2024 | 29:35 min
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