Robotik-Branche senkt Prognose - "China hat uns eingeholt"

Verband senkt Prognose:Robotik-Branche: "China hat uns eingeholt"

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Die deutsche Wirtschaft droht im Robotik-Markt das Nachsehen zu haben, warnt der VDMA. China hole in dem Bereich sehr schnell auf. In der EU bremse die Bürokratie.

Industrieroboter ausgestellt in einer KI-Forschungshalle an der Universität Augsburg
Deutschland und die EU droht den Anschluss beim Robotik-Markt zu verliehren, warnt der VDMA.
Quelle: imago/Bihlmayerfotografie

Die deutsche Roboter-Industrie blickt wegen eines mauen Inlandsgeschäfts skeptischer auf das laufende Jahr als zuletzt. Für 2024 rechne man nur noch mit 16,5 Milliarden Euro Umsatz, sagte Frank Konrad, Vorsitzender des Fachbereichs Robotik und Automation im Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), der Nachrichtenagentur Reuters.

Wir mussten unsere Prognose auf plus zwei Prozent Umsatzwachstum halbieren.

Frank Konrad, VDMA

Für Impulse sorge noch das hohe Auftragspolster des vorigen Jahres.

Das Neugeschäft kommt überwiegend aus dem Ausland, wo Märkte noch stabiler funktionieren als in Deutschland.

Frank Konrad, VDMA

In den ersten vier Monaten 2024 lag der Auftragseingang aus dem Inland demnach 15 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums - die Bestellungen aus dem Ausland hingegen stiegen um 21 Prozent . "Der Konkurrenzkampf ist sehr stark", erklärte Konrad.

Verband: Chinesische Firmen drängen nach Europa

Viele chinesische Anbieter seien in ihren Heimatmärkten kräftig gewachsen und drängten nun nach Europa.

Wir reden hier nicht von low-cost oder low-technology - das sind ernstzunehmende Wettbewerber.

Frank Konrad, VDMA

Gemessen an der Roboterdichte pro 10.000 Industriebeschäftigten lag Deutschland 2022 weltweit mit 415 Einheiten deutlich hinter Südkorea oder Singapur.
  1. Südkorea (1.012 Roboter)
  2. Singapur (730)
  3. Deutschland (415)
  4. Japan (397)
  5. China (392).
"Ich gehe davon aus, dass uns China jetzt eingeholt hat", sagte Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer VDMA Robotik und Automation.

Die Regierung in Peking hat einen ganz klaren Plan, die Industrie zu automatisieren.

Patrick Schwarzkopf, VDMA

VDMA kritisiert Bürokratie in der EU

Bereits 2022 seien 52 Prozent aller neuen Industrieroboter weltweit in China installiert worden. In Deutschland sind mehr als 400 Unternehmen im Fachverband Robotik und Automation vertreten, die Branche hat rund 67.000 Beschäftigte.
Die Branche setzt auf eine zunehmende Automatisierung des Alltags. Im privaten Bereich gibt es immer mehr Roboter, etwa automatisierte Rasenmäher und Staubsauger. Nun kommt auch die professionelle Servicerobotik in Fahrt. Hier wünscht sich die Industrie aber auch Rückenwind von der Politik.

Wenn wir mit dem Tempo Chinas mithalten wollen, müssen wir deutlich schneller und agiler werden. (...) Viele EU-Auflagen lähmen die weitgehend mittelständisch geprägte Branche und fördern keine Geschwindigkeit.

Frank Konrad, VDMA

Wichtig sei die Bereitschaft, auch politisch in Zukunftsfelder zu investieren wie Brennstoffzellen oder Wasserstofftechnologie. "Wenn wir die ersten Entwicklungen hier nicht fördern, wird dieser Markt an uns vorbeigehen."
Konrad plädierte auch für Bürokratieabbau, deutlich flexiblere Arbeitszeitmodelle sowie eine bessere Nachwuchsförderung und die Rekrutierung von Fachkräften außerhalb der EU.
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Künstliche Intelligenz erlaubt zukünftig komplexe Anwendungen unter Wasser. Autonome Fahrzeuge sollen in der Wartung von Anlagen, zur Forschung oder zur Bergung von Altmunition eingesetzt werden.16.04.2024 | 2:53 min

VDMA: Markt steht unter Preisdruck - Konkurrenz aus Asien

Die langsamere Gangart spürt die Branche auch beim Gewinn. "Die Jahre nach Corona - 2021 bis 2023 - waren sehr ertragreich", betonte Konrad. Das sehe man auch an den Investitionen. 2023 war der Umsatz noch um 13 Prozent gestiegen. Aktuell sei der Markt aber unter Preisdruck. "Wegen des erhöhten Wettbewerbs aus Asien wird die Ertragskraft sicher auch nach unten gehen." .

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