Tarifvertrag bei Birtat: Meilenstein für Dönerindustrie

Einigung bei Hersteller Birtat:Erster Tarifvertrag nach Döner-Streik

von Laura Ozdoba
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Im Tarifkonflikt um den Dönerhersteller Birtat haben sich die Verhandler auf einen Abschluss geeinigt. Es ist laut Gewerkschaft der erste Tarifvertrag in der Dönerindustrie.

Dönerstreik
Sie arbeiten bei Minus-Temperaturen am Fließband - und das für wenig Geld. Ein Streik bei dem Döner-Hersteller Birtat geht mit einer Einigung zu Ende. 08.08.2025 | 1:45 min
Es ist ein Meilenstein für Beschäftigte in der Dönerproduktion: Am späten Donnerstagabend einigten sich die Verhandler im baden-württembergischen Murr auf einen Tarifvertrag für die Mitarbeitenden der Dönerfabrik Birtat (Meat World SE). Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist es der erste in der ganzen Branche.
Für die 120 Beschäftigten sollen die Entgelte in zwei Stufen steigen, im Gesamtumfang bis zu 17 Prozent in der Spitze - mit einer Laufzeit bis Ende 2026. Außerdem wird das Einstiegsgehalt auf 2.600 Euro angehoben. Rahmen- und Manteltarifverträge sollen folgen.

Ergebnis stellt Unternehmen und Gewerkschaft zufrieden

Es gebe an diesem Tag zwei Gewinner - die Firma Birtat mit ihren Mitarbeitern und natürlich auch die NGG, erklärte Cihan Karaman, Pressesprecher der Meat World SE gegenüber ZDFheute.

Das ist ein guter Vertragsabschluss geworden nach langen, harten Verhandlungstagen.

Cihan Karaman, Pressesprecher Meat World SE (Birtat)

Nach zwei Wochen Streik habe man beschlossen, dass es so nicht weitergehen könne und man unbedingt einen schnellen Schlussstrich ziehen müsse, so Karaman.
Beide Seiten hätten Abstriche gemacht, ergänzte NGG-Verhandlungsführerin Magdalena Krüger. "Aber wir sind sehr glücklich, dass wir einen Tarifabschluss geschafft haben und ich denke, es ist eine gute Basis für die kommende Zusammenarbeit", so die Gewerkschafterin weiter.
Döner
Der Preis für einen Döner ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Doch würde man die "versteckten" Kosten für Gesundheit und Klima miteinbeziehen, wäre ein Döner noch teurer.05.04.2025 | 1:28 min
Vorangegangen war der Einigung ein wochenlanger Arbeitskampf. Insgesamt zwölf Ausstände gab es, der letzte begann am frühen Donnerstagmorgen. Damit erhöhten die Gewerkschafter den Druck auf den Arbeitgeber so weit, dass er sich am Mittag zu den Verhandlungen bereiterklärte.

Mehr Geld für körperlich anstrengende Arbeit

Birtat ist Teil der Meat World SE - nach eigenen Angaben Europas größter Dönerspießhersteller. Das Unternehmen versorgt nach eigenen Angaben europaweit über 13 Millionen Konsumenten monatlich.
In der Fabrik schichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fleisch von Hähnchen, Lamm oder Rind auf lange Spieße, die dann schockgefrostet und ausgeliefert werden.
"besseresser: Die Tricks von McDonald´s und Co.": Produktentwickler Sebastian Lege) trägt eine grüne Schürze und eine grüne Schirmmütze und steht neben einem meterlangen belegten Sandwich.
Sebastian Lege deckt auf, was in Burgern, Soßen oder Pizzen steckt.08.08.2023 | 43:42 min
Die fertigen Produkte wiegen teils mehr als 100 Kilogramm - was die Tätigkeit körperlich sehr anstrengend machen kann. Hinzu kommen die niedrigen Temperaturen in der Fabrik, erklärt Mitarbeiter Berk Keskin.

Es ist echt Knochenarbeit.

Berk Keskin, Mitarbeiter von Birtat

Keine starken Preissteigerungen erwartet

Lieferengpässe habe es durch den Streik bisher nicht gegeben, so Pressesprecher Karaman. Diese habe man mithilfe anderer Standorte abwenden können. Und dass durch die Einführung eines Tarifvertrages nun der Dönerpreis stark steigen könnte, hält er nicht für wahrscheinlich:

Das hat glaube ich keine Auswirkungen auf das Endprodukt, zumindest nur ganz minimale, die wir vielleicht vorerst auf unsere eigenen Kosten tragen könnten.

Cihan Karaman, Pressesprecher Meat World SE (Birtat)

Auch die Gewerkschaft geht davon aus, dass sich der Dönerpreis nach den Preissteigerungen der letzten Jahre durch die Einführung des Tarifvertrages im Rahmen halten wird. In vielen Städten steht das beliebte Fast Food schon jetzt kurz davor, die 10-Euro-Marke zu knacken.

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Der Durchschnittspreis für einen Döner in Deutschland lag laut dem Lieferdienst Lieferando bei einer Erhebung im März 2025 bei 7,74 Euro. Die teuersten Döner gibt es demzufolge in Flensburg (9,77 Euro), Karlsruhe (9,75 Euro) und Kiel (9,25). Und auch die "Döner-Hauptstadt" Berlin verzeichnete 2025 eine Preissteigerung von fast 14 Prozent - auf 8,03 Euro.
Laura Ozdoba berichtet aus dem ZDF-Landesstudio Baden-Württemberg.

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