Neue Studie zu Kleinvermietern: Wem gehören Wohnungen wirklich?

Studie zu privaten Vermietern:Wem gehören die deutschen Wohnungen wirklich?

von Dagmar Noll
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Die meisten deutschen Mietimmobilien werden privat angeboten. Dennoch kümmert sich die Politik - laut einer neuen Studie - zuwenig um die Nöte der Kleinvermieter.

Eine ältere Frau hält lächelnd Wohnungsschlüssel einer Wohnung in die Kamera.
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Das Wort "Vermieter" löst bei vielen Menschen sofort ein klares Bild im Kopf aus. Meist ein großer Anbieter, der kaum oder gar keinen Kontakt zu den Mietern hat. Der nicht viel investiert in die Immobilien - aber ständig die Mieten erhöht.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft kommt zu anderen Ergebnissen. Ein aktuelles Gutachten zeigt: Die meisten Mietimmobilien, nämlich 64,4 Prozent, werden von privaten Kleinvermietern angeboten.
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Kleinvermieter sorgen für bunten Immobilienmarkt

Christian Oberst, Senior Economist am Institut der Deutschen Wirtschaft und Co-Autor des Gutachtens sagt, die Zahlen kenne man schon länger. Sie kämen aber im Bewusstsein der Bevölkerung nicht an.

Es wird überproportional viel über die größeren Anbieter gesprochen. Eigentlich fallen die kleinen Anbieter in der Berichterstattung hinten runter.

Dr. Christian Oberst, Co-Autor des Gutachtens

Und das verzerre die Realität. Denn: Immerhin stellen Kleinvermieter über 16 Millionen der insgesamt 25 Millionen Mietobjekte in Deutschland. Die Immobilien finden sich eher im ländlichen als im städtischen Bereich, eher in Südwest-Deutschland als in den östlichen Bundesländern, und sie sind vielfältig, sowohl von der Immobilienform als auch von der Größe.
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Kleinvermieter sorgen damit für einen bunten und abwechslungsreichen Immobilienmarkt. Anders als in anderen Ländern, wo Mietobjekte hauptsächlich vom Staat oder großen Privatunternehmen angeboten werden. Und: Deutschland ist Mieterland. In keinem anderen europäischen Land leben so wenige Menschen in Wohneigentum.
Erstaunlich sei jedoch, wie sich die Gruppe der Kleinvermieter zusammensetze, so Oberst: "Es gibt nicht den einen Typus an Kleinvermietern, das ist eine sehr heterogene Gruppe."

Immobilienmarkt im Wandel

Kleinvermieter sind nicht zwangsläufig Großverdiener. Sie bleiben zwar in der Mittelschicht verankert, aber auch Geringverdiener vermieten. Immerhin fünf Prozent kommen aus dem unteren Einkommenssegment. Im Durchschnitt ist der Kleinvermieter älter - 41 Prozent sind über 65 - , häufiger verheiratet und deutlich stärker im Wohneigentum verankert als andere Haushalte. Die Zahl der Migranten sei noch recht gering, hätte sich aber in den vergangenen zehn Jahren von acht auf 15 Prozent fast verdoppelt.
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Die Vermietung ist für die kleinen, privaten Anbieter meist Teil eines Vermögensplans, eine Zusatzversicherung fürs Alter. Ihnen geht es daher auch darum, den Wert ihrer Immobilie zu erhalten, denn sie bauen auf eine langfristig gute Rendite.
Dass man dabei nicht reich wird, zeigen die Zahlen: Durchschnittlich verdienen Kleinvermieter mit ihren Objekten knapp 5.500 Euro jährlich nach Abzug aller Kosten. Häufig haben Kleinvermieter geerbt oder sind zur günstigen Niedrigzinszeit ins Wohneigentum eingestiegen.
50 Prozent der Vermieter heben während eines Mietverhältnisses die Miete nicht an. Das Gutachten zeigt: Ihnen ist ein gutes Verhältnis zu ihren Mietern wichtiger, auch, weil die Mietobjekte immer häufiger im eigenen Lebensumfeld liegen. Die Mietverhältnisse in Immobilien von Kleinvermietern sind durchschnittlich länger als bei anderen Anbietern.
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Experten für gezielte Förderung

Durch undurchsichtige, kostenintensive Regularien und eine nicht verlässliche Förderpolitik entstehen für diese Kleinvermieter allerdings Probleme. Die Leute wüssten überhaupt nicht, was sie machen sollen, und das gefährde die Mietlandschaft, so Christian Oberst.

Die Gefahr ist, wenn wir die Regulierungen immer weiter anziehen, dann werden sich die Kleinvermieter immer mehr vom Mietwohnungsmarkt verabschieden.

Christian Oberst, Institut der Deutschen Wirtschaft

Besonderen Druck übt zurzeit die Ankündigung aus, Verstöße gegen die Mietpreisbremse unter das Wirtschaftsstrafrecht zu stellen. Experten fordern eine zielgruppenorientierte Förder- und Regulierungspolitik im Gebäudewesen, um einerseits wichtige Klimaziele zu erreichen, andererseits aber die vielfältige Mietlandschaft durch Kleinvermieter zu erhalten.
Dagmar Noll ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft & Finanzen.
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