Fahrdienste: Stadt Essen setzt Preisgrenzen für Uber und Co.

Streit um Fahrdienste in Essen:Essen setzt Preisgrenzen für Uber und Co.

|

Die Stadt Essen geht gegen Dumping-Preise privater Fahrdienste wie Uber vor: Spontane Fahrten dürfen ab Januar nur noch höchstens sieben Prozent billiger sein als ein Taxi.

Berlin: Ein Mietwagen mit einem Schriftzug des Mobilitätsdienstleisters und Fahrtenvermittlers Uber steht vor einem Taxi, das auch über das Unternehmen gebucht werden kann.

Quelle: dpa

Mit strikten Preisvorgaben für Uber und andere Anbieter von Mietwagenfahrten will die Stadt Essen die Taxi-Branche vor einem ruinösen Wettbewerb schützen. Der Rat hat mit großer Mehrheit beschlossen, dass private Anbieter ihre Fahrten in Essen ab 1. Januar nicht mehr sehr viel günstiger anbieten dürfen als nach Taxi-Tarif. Maximal sieben Prozent Rabatt auf den Taxi-Preis sollen für spontane Fahrten mit Uber und Co. künftig erlaubt sein. Für längerfristig gebuchte Fahrten gilt die Vorgabe nicht.

"Unternehmen sind besorgt um ihre Existenz"

Der Wettbewerb zwischen Taxis und der immer größeren Zahl an Mietwagenfahrern sorgt in vielen Städten für Streit. Essen ist nach Angaben des Bundesverbands der Mietwagenfahrer "Wirfahren" aber die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen, die den privaten Fahrern Mindestpreise vorschreibt. Bundesweit gebe es ein vergleichbares Modell bislang nur in Heidelberg.

Akzeptieren will die Branche die nun beschlossenen Preisvorgaben nicht. Mehrere Mitgliedsunternehmen hätten bereits angekündigt, dagegen vor Gericht zu ziehen, sagte ein Verbandssprecher. "Die Unternehmen sind sehr besorgt um ihre Existenz."

ZDFzoom: Taxi gegen Uber & Co. - Der Kampf um Deutschlands Straßen

Uber & Co. fahren mit Ausnahmegenehmigung - gegen diesen unfairen Wettbewerb demonstrieren Taxifahrer seit Monaten. Jetzt wurde das Gesetz reformiert - was bringt das?

10.03.2021 | 20:39 min

Neue Konkurrenz sorgt in vielen Städten für Streit

Die traditionellen Taxi-Unternehmen und die noch recht neue Konkurrenz durch Mietwagenfahrer stehen überall in einem erbitterten Wettbewerb. Taxis sind an einen von der Stadt festgelegten Tarif gebunden und zählen zum Öffentlichen Personenverkehr - denn Taxi-Unternehmen müssen zum Beispiel jede auch noch so kurze Fahrt annehmen und auch betrunkene Fahrgäste an ihr Ziel bringen.

Das gilt für die privaten Mietwagenfahrer nicht. Sie bieten ihre Fahrten über Apps wie Uber und Bolt an - und unterbieten die Preise der Taxis nicht selten um 30 bis 40 Prozent.

Laut einer Studie, die die Stadt Essen in Auftrag gegeben hat, sind diese günstigen Preise häufig nur möglich, weil Mietwagenunternehmern sich nicht an arbeits- und sozialrechtliche Pflichten halten.

Bei den von Uber gebotenen Fahrpreisen und unter Berücksichtigung einer Provision in Höhe von 25 Prozent für die Fahrtenvermittlung ist die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben kaum möglich.

Einschätzung der Essener Stadtverwaltung

Ubertaxi

Der US-Dienstleiter Uber öffnet seine App jetzt auch für Taxi Unternehmen. Sie können sich dort anmelden und genau wie bisher Mietwagen–Unternehmen Aufträge annehmen.

18.09.2024 | 1:57 min

Taxis machen immer weniger Umsatz

Für die Taxi-Unternehmen hätten solche Kampfpreise aber gravierende Folgen, argumentierte die Stadt in ihrer Vorlage weiter. Sie hätten mit erheblichen Umsatzeinbußen zu kämpfen - teilweise würden Taxi-Konzessionen in der Stadt bereits zurückgegeben. "Durch einen unreglementierten Mietwagenverkehr droht eine Schädigung des öffentlichen Verkehrssystems", argumentiert die Stadtverwaltung.

Um die Taxis zu schützen, dürfen Mietwagenfahrer deshalb ab dem 1. Januar bei spontanen Fahrten nur noch höchstens sieben Prozent günstiger sein als der Taxitarif, so hat es der Rat beschlossen. Für Fahrten, die die Kunden mit mehr als einer Stunde Vorlauf buchen, gilt die Regelung hingegen nicht - denn für solche Fahrten gilt das Personenbeförderungsgesetz nicht.

Vorgabe für Mietwagenfahrer "existenzbedrohend"

Für die Mietwagenfahrer sei diese Vorgabe dennoch existenzbedrohend, sagte der Sprecher des Verbands "Wirfahren". "Das System beruht darauf, dass man die Preise flexibel kalkulieren kann", sagte er. Mehrere der betroffenen Unternehmen seien bereits darauf eingestellt, nun rechtliche Schritte gegen die Stadt einzuleiten.

Quelle: dpa

Mehr zu Uber & Co.

  1. Berlin: Ein Mietwagen mit einem Schriftzug des Mobilitätsdienstleisters und Fahrtenvermittlers Uber steht vor einem Taxi, das auch über das Unternehmen gebucht werden kann.

    Kooperation statt Konkurrenz:Warum Uber mit Taxis gemeinsame Sache macht

    von Josephine Allotey
    mit Video

  2. Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Taxi mit beleuchtetem Taxischild wartet in einer Schlange von Taxen auf Fahrgäste.

    Sicherer Nachhauseweg von Frauen:Deshalb lehnt Essen das Frauen-Nacht-Taxi ab

    von Charlotte Pape
    mit Video

  3. Hessen, Langen: Das autonome Fahrzeug "KIRA" wird während eines Pressetermins vorgestellt.

    Bundesweites Pilotprojekt:Autonome Autos transportieren Fahrgäste

    mit Video

  4. Illustration: Ein gerendertes Bild eines Tesla Robotaxi-Prototyps in Kalifornien.

    Tesla stellt Robotaxi vor:Welche Chancen autonomes Fahren bietet

    von Lothar Becker