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Ausfallrisiko für deutsche Banken:Starker Anstieg bei "faulen Krediten"
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Die deutschen Banken haben im europäischen Vergleich mit dem höchsten Anstieg an ausfallgefährdeten Krediten zu kämpfen. Was schlummert da in den Bilanzen der Geldhäuser?
Eine gestiegene Zahl an Insolvenzen in Deutschland führt zu mehr Kreditausfällen bei den deutschen Banken.
Quelle: dpa
Kredite zu vergeben, gehört zu den Kerngeschäften der Banken. Dabei achten die Finanzinstitute möglichst peinlich darauf, dass sie ihr Geld nur an diejenigen verleihen, die das Geld termingerecht zurückzahlen können.
2024: Fast 25 Prozent mehr "faule Kredite"
Sollte dies nicht wie vereinbart geschehen, spricht man von einem "faulen Kredit". Offenbar haben Deutschlands Banken zuletzt nicht so genau hingeschaut, denn die Beratungsfirma BearingPoint kommt zu einem Befund, der aufhorchen lässt. Die "faulen" oder auch "ausfallgefährdeten Kredite" sind bei Deutschlands Banken nämlich stark angewachsen.
Laut der Analyse von BearingPoint lagen sie im Jahr 2024 um knapp 25 Prozent höher als im Jahr davor. Ein exorbitanter Anstieg. Vor allem im Vergleich mit den europäischen Banken. Dort gibt es kaum Anstiege zu verzeichnen. Deutschland ist also Spitzenreiter in Sachen Zuwachs "fauler Kredite". Doch warum ist das so?
Banken bekämen verzögert die Entwicklung der Wirtschaft zu spüren, erklärt Robert Bosch, globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint:
Während das Bruttoinlandsprodukt der EU-27 Länder, insbesondere getrieben von den südeuropäischen Ländern, in 2024 um insgesamt 1 Prozent wuchs, kämpft Deutschland das zweite Jahr in Folge mit einer Rezession.
Robert Bosch, globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint
Insolvenzen sind Hauptgrund für Kreditausfälle
Denn schwache Wirtschaft heißt auch mehr Firmenpleiten - Hauptursache für Kreditausfälle. 21.812 Insolvenzen im vergangenen Jahr bedeuteten den höchsten Wert seit 2015. Das Ende der Fahnenstange ist damit aber nicht erreicht. Die Auskunftei Creditreform geht davon aus, dass zum Ende des ersten Halbjahres 11.900 Unternehmen Insolvenz angemeldet haben. Das wären noch einmal 9,4 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2024.
Das zweite Sorgenkind für die Banken, der Leerstand bei Gewerbeimmobilien, könnte ebenfalls noch nicht seinen Höhepunkt erreicht haben. Der Home-Office-Trend ist stabil und Kunden kaufen weiterhin lieber im Internet ein, als in der Innenstadt. Auch hier drohen weitere Kreditausfälle. Insgesamt also ein schwieriges Umfeld für Deutschlands Geldhäuser.
Experte: Warnsignal, aber kein Grund zu Alarmismus
Wenn sich solche Meldungen verbreiten, gehen nach den Erfahrungen der Finanzkrise ja immer sofort die Alarmglocken an. Schlummert da also eine tickende Zeitbombe in den Bankbilanzen? Hier gibt Robert Bosch Entwarnung:
Einer der Hauptgründe der Finanzkrise waren unzureichende Regularien. Als Folge wurde und wird der Bankenmarkt deutlich umfangreicher reguliert.
Robert Bosch, globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint
Vor allem die Kapitalausstattung sei besser als zu Zeiten der Finanzkrise. Die Zahlen seien ein frühes "Warnsignal" - aber kein Grund, Alarm zu schlagen.
Das glaubt auch Christoph Schalast, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. Europäische Zentralbank und Europäische Bankenaufsicht hätten ihre "Hausaufgaben gemacht". Zudem sei das Niveau von notleidenden Krediten in den Büchern deutscher Banken gegenüber der Mitte der 2000er Jahre "auf einem historischen Tiefstand".
Der aktuelle Anstieg habe somit "nichts mit den Problemen der Finanzkrise zu tun". Der steile Anstieg der faulen Kredite ist für die Banken damit zwar eine unschöne Entwicklung. Die gute Nachricht lautet aber: offenbar ist bei weitem kein neuer "Lehman-Brothers-Moment" in Sicht.
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