Wie sich Stalking-Opfer wehren können
Sie werden verfolgt, belästigt und bedroht: Stalking-Opfer. Die deutsche Gesetzeslage ist dünn und die Formulierungen im Strafgesetzbuch sind vage. Stalking-Expertin Sandra Cegla erklärt, was Betroffene tun können.
Seien es nächtliche Telefonanrufe oder das Auflauern vor der Haustüre, sogenannte Stalker terrorisieren ihre Opfer oft jahrelang und üben einen unerträglichen Psychoterror aus. Wer andere verfolgt und belästigt, wird als „Stalker“ bezeichnet, dass Stalking eine Straftat ist, hält viele Täter nicht von ihrem Handeln ab.
Circa 20.000 Fälle im Jahr werden polizeilich erfasst. Die Dunkelziffer sei aber zwei bis drei Mal so hoch, denn viele Opfer zeigen ihren Fall nicht an, sagt Sandra Cegla. Immerhin: Seit Einführung des Stalking-Paragraphen im Jahr 2007, sind die Opferzahlen gesunken.
Wer sind die Täter?
In 80 Prozent der Fälle sind es Männer, die stalken; ein Großteil der Stalking-Fälle in Deutschland resultiert aus gescheiterten Liebesbeziehungen. Aber auch Fremde, die nicht aus dem näheren Umfeld des Opfers kommen, können zum Stalker werden. Das Stalking dauert im Durchschnitt ein- bis zweieinhalb Jahre, dabei handelt es sich in der Regel um Einzeltäter aus allen gesellschaftlichen Schichten.
Gibt es bestimmte „Opfertypen“?
Einen bestimmten „Opfertyp“ gibt es nicht, grundsätzlich kann jeder Opfer von Stalking werden. Gut sozialisierte Frauen seien aber häufiger betroffen, stellt Cegla fest. Dies liege vor allem daran, dass diese Frauen versuchen, sich mit dem Täter und dessen Taten auseinanderzusetzen. Sie wollen also einen Konflikt lösen, den das Opfer nicht ohne Hilfe lösen kann.
Täter können Opfer in den Suizid treiben
Für die Opfer stellt das Stalking eine große Belastung dar. Stalking kann nicht nur psychische Folgen haben, sondern auch körperlich ernsthaft krank machen. Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Magengeschwüre, Depressionen, Suizidgefahr – die Liste der Symptome ist lang.
Das Stalking wird in der Regel nicht von allein aufhören, da die Täter ihr Handeln oft ganz anders verstehen. Urteile vor Gericht stoßen bei den Tätern oft auf Unverständnis oder sind ihnen egal. Je früher das Opfer selbst aktiv gegen den Stalker vorgeht, desto besser. Sandra Cegla rät, zuerst den Kontakt abzubrechen und diesen Vorgang beweissicher festzuhalten, denn erst dann liegt rechtlich gesehen Stalking vor. Danach sollte das Opfer seinen Verfolger ignorieren, denn jedes Anzeichen von Gesprächsbereitschaft könnte falsch verstanden werden. Außerdem sollte schnellstmöglich Hilfe von Beratungsstellen, Opferschutzbeauftragten oder Fachanwälten hinzugezogen werden. Diese können die Situation einschätzen und klären, ob es sich um eine Straftat handelt, erläutert Cegla.
Chatverlauf eines Stalkers (Symolbild)
Quelle: dpaSo sollten Betroffene reagieren
Gehen Sie offensiv mit der Situation um. Selbstverteidigungskurse stärken das Selbstwertgefühl und machen Sie sich klar, dass Sie nichts für die Situation können. Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch und bauen Sie sich ein Netzwerk von helfenden Personen auf.
Teilen Sie dem Stalker einmal unmissverständlich mit, dass Sie keinen Kontakt wollen und dann ignorieren Sie ihn konsequent: Ziel muss sein, dass der Stalker sein Interesse verliert.
Bei Telefonterror: Lassen Sie sich eine zweite Leitung mit Geheimnummer legen und lassen Sie die erste mit Anrufbeantworter weiterlaufen. Beantragen Sie bei Ihrem Telefon- oder Mobilfunkanbieter eine Fangschaltung.
Informieren Sie Freunde, Familie und Nachbarn. Gehen Sie zur Polizei und erstatten Sie Anzeige. Beantragen Sie eine einstweilige Verfügung. Sollte Sie der Stalker mit dem Auto verfolgen, fahren Sie direkt zur Polizei.
Schreiben Sie Uhrzeiten von Anrufen auf, speichern sie Mails und heben Sie Briefe auf. Die Informationen können wichtiges Beweismaterial für Straf- und Zivilverfahren vor Gericht sein. Steht der Stalker vor der Tür, dann alarmieren Sie die Nachbarn, damit Sie Zeugen haben.
Entfernen Sie das Klingelschild und lassen Sie das Türschloss auswechseln. Bei größerem Psychoterror sollten Sie einen Umzug und einen Wechsel der Arbeitsstelle in Betracht ziehen. Umzüge innerhalb einer Stadt bringen meist wenig, da es zu viele Orte gibt, an denen der Täter die Spur wieder aufnehmen kann.
Strafen gegen Stalker in Deutschland
Auf beharrliches Nachstellen kann mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden. Sollte die Gesundheit des Opfers stark beeinträchtigt oder gefährdet worden sein, beispielsweise durch Verletzungen, gibt es bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.