Stammzelltherapie bei MS
Mit alternativen Therapien bei unheilbaren Krankheiten ist ein kritischer Umgang geboten. Eine Stammzelltherapie allerdings könnte vielleicht vielen MS-Patienten in Deutschland helfen - an der Uniklinik Hamburg ist sie das Mittel der Wahl.
Meine Haltung ist - und das gilt für das gesamte Team in der Neurologie - dass, wenn wir selbst eine hochaktive MS hätten oder jemand aus der Familie, wir eine Transplantation eher als eine der zugelassenen Therapien anstreben würden."
Dr. Christoph Heesen, Leiter der MS-Ambulanz am UKE
Wie funktioniert die Therapie?
Für die Stammzelltherapie werden aus dem Blut zuerst eigene Stammzellen entnommen und für später eingefroren.
Dann erfolgt eine Chemotherapie: Die aggressiven Wirkstoffe zerstören weitgehend das Immunsystem, also Abwehrzellen und auch Stammzellen. Der Körper ist jetzt sehr anfällig für Infektionen.
Anschließend kommt der letzte Schritt. Die zuvor entnommenen Stammzellen werden wieder in die Blutbahn gebracht, sie wandern in die Knochen und bauen dort das Immunsystem neu auf.
Die neuen Abwehrzellen, die dabei entstehen, greifen die Nerven nicht mehr an. Die MS kann so vorerst gestoppt werden.
Ein umstrittener Therapieansatz
Allerdings ist die Stammzellentherapie bei MS unter Ärzten in Deutschland noch umstritten. Dr. Bernhard Hemmer, Direktor der Neurologischen Klinik der Technischen Universität München, sieht den Einsatz kritisch.
Uns fehlen [...] Studien, um zu sagen, wie wirksam die Stammzelltransplantation ist. Dass sie wirklich eine Heilung ist, glaube ich nicht. Wie wirksam ist sie im Vergleich zu den anderen Therapien, die wir haben? Und kann sie auch langfristig die Erkrankung heilen? Das sind offene Fragen“.
Dr. Bernhard Hemmer, Direktor der Neurologischen Klinik der Technischen Universität München
#sichtbarwerden als Motto des Welt-MS-Tags
Volle Kanne berichtete letztes Jahr über eine Patientin, die an MS erkrankt ist und sich in dem Film trotz ihrer Krankheit optimistisch zeigte. Dies hatte zur Folge, dass sie auf sozialen Netzwerken diskreditiert wurde - Nutzer urteilten, sie übertreibe sicher, da es ihr ja scheinbar so schlecht nicht ginge. Dies nahm Volle Kanne zum Anlass, über das Phänomen der Unsichtbaren Krankheiten zu berichten, unter dem viele Menschen leiden.