Frisches Obst, das man im eigenen Garten geerntet hat, schmeckt gleich viel besser. Volle-Kanne-Pflanzenexpertin Anja Koenzen erklärt, wie Obstbäume am besten gepflanzt und gepflegt werden.
Jetzt im Herbst ist die Pflanzzeit für Obstbäume. Durch die verkürzte Tageslänge haben die Pflanzen eine biologische Ruhezeit, das heißt, sie bilden kein Laub, können sich also kräftemäßig ganz auf den unteren Bereich, das Wurzelwachstum, konzentrieren. So entwickeln sich die Pflanzen im folgenden Frühjahr schneller und kräftiger als bei einer Frühjahrspflanzung.
Vorab: Was es beim Baumkauf zu beachten gibt Es gibt selbst fruchtbare Sorten und Sorten, die Bestäuber im Umkreis von 400 Metern brauchen. Aber auch bei „Selbst-fruchtbaren“ sollte man darauf achten, dass ein guter Bestäuber in der Nähe ist, denn dann ist die Fruchtqualität besser. Äpfel und Birnen setzen selbst nicht gut Früchte an, solange sie nicht von einer guten Bestäubersorte befruchtet werden. Das gilt generell, also nicht nur für Spalierobst. Daher ist es schon bei der Anschaffung wichtig, nach geeigneten Befruchtern zu fragen. Es ist immer sinnvoll, neben den Lieblingssorten auch auf gute Pärchen zur gegenseitigen Bestäubung zu achten.
Birnen
Die Birne ist eine der ältesten und edelsten Kulturpflanzen Europas. Obwohl auf einigen Obstwiesen allein 25 verschiedene Sorten zu finden sind, finden sich im Verkauf nur noch wenige Sorten. Aufgrund ihres geringen Säuregehalts sind die leckeren Birnen für viele Menschen verträglicher als beispielsweise Äpfel.
Birnbäume können bis zu 20 Meter hoch werden. Da bei einer solchen Höhe allerdings die Ernte schwerfällt, sind kleinere Halbstammbäumchen, Buschbäumchen oder Spalierbirnbäume für den eigenen Garten zu empfehlen. Wer Spalier- oder kleinere Birnbäume ziehen möchte, braucht Sorten, die auf schwach wachsenden Wurzel-Unterlagen veredelt sind. Am besten fragt man im Fachhandel nach der passenden Unterlage.
Birnen brauchen Wärme zum Wachsen. Es bietet sich daher an, Birnbäume an einen sonnigen Standort zu pflanzen. Optimal dabei ist auch eine südliche Ausrichtung.
Man kann schon am Geruch erkennen, wenn die Birnen reif sind. Dann allerdings sollte man sie möglichst unmittelbar verzehren, denn für das Einlagern ist die Birne dann bereits zu reif.
Bei Birnen unterscheidet man zwischen Pflück- und Genussreife. Ob die Birne pflückreif ist, kann mit dem sogenannten Kipptest festgestellt werden: Die Birne leicht hochnehmen und um 90 bis 180 Grad drehen. Wenn sie sich dann einfach löst, ist sie „pflückreif“. Je nach Sorte hat die Birne nun noch nicht ihr volles Aroma ausgebildet, sondern sollte hierfür noch einige Zeit liegen. Dies ist insbesondere bei den lagerfähigen, späteren Sorten der Fall. Birnen, die bereits im Juli oder August erntereif sind, sind auch meist direkt genussreif, dafür aber kaum lagerfähig.
Zu beachten ist, dass Birnen in Etappen reifen. Die Früchte, die der Sonne näher sind, werden schneller reif als jene, die unter Blättern verborgen von der Sonne abgewendet hängen. Birnen sollten besonders vorsichtig gepflückt werden und keine Druckstellen aufweisen, da sie an solchen Stellen schneller faulen.
Als Lagerungsort für die Birnen eignet sich ein kühler, dunkler Raum - am besten ein Keller mit hoher Luftfeuchtigkeit. Wer keinen solchen Keller hat, kann die Früchte in Obstkisten packen und sie mit einer Plane zugedeckt auf dem Balkon oder in einer Gartenhütte lagern.
Genau wie bei Apfelbäumen sollte nur ein einziger kräftiger Trieb, der sogenannte Haupttrieb, senkrecht stehen bleiben. Oftmals wachsen bei Birnbäumen „Wasserreiser“. Das sind lange dünne Triebe, die direkt in der Krone des Baums wachsen. Diese sollten unmittelbar nach dem Einpflanzen entfernt werden, da sie nur unnötig viel Energie verbrauchen und somit den Birnbaum schwächen.
Bei hochwachsenden Sorten ist es sinnvoll, in den ersten zehn Jahren fünf Mal den Leittrieb zu kürzen. Dabei wird der Leittrieb mit einem sauberen Schnitt abgetrennt, um das Wachsen in die Höhe zu verhindern. Gleichzeitig sollten hierbei auch neu gewachsene Wasserreiser entfernt werden.
Quitten
Quitten sind seit einiger Zeit wieder sehr beliebt. In April und Mai erscheinen an den Quittenbäumen große Einzelblüten, die sich von zartrosa zu weiß färben – jetzt im Herbst tragen sie goldgelbe Früchte. Aufgrund ihres angenehmen Duftes legte man sie früher gerne in den Wäscheschrank.
Quitten stehen gerne so sonnig wie möglich, kommen aber auch mit leichtem Halbschatten aus. Grundsätzlich ist die Quitte ein eher anspruchsloses Gehölz, das in milderen Lagen am besten im Herbst gepflanzt wird und in rauen Lagen besser im Frühjahr. Die Früchte sollten abgeerntet werden und nicht im Baum verbleiben. Ab einem gewissen Alter kann sich die Baumrinde platanenartig schuppen – dies ist kein Krankheitszeichen, sondern ein natürliches Auftreten.
Haben Quittenfrüchte und Blätter kleine dunkle Punkte, handelt es sich um Rostpilze, die den Baum infiziert haben. Rostpilze werden durch Regenperioden (auch Tau) vor allem während der Blüte (beim Abfall der Blütenblätter) gefördert. Am besten wird das befallene Laub nach dem Laubabwurf aus dem Garten entfernt. Befallene Früchte können dennoch gegessen werden.
Quitten sind eine eigenständige Gattung und gehören wie Apfel und Birne zur Familie der Rosengewächse. Unterschieden wird meist zwischen Apfelquitten, mit rundlichen apfelförmigen Früchten und Birnenquitten mit dementsprechend birnenförmigen. Eine empfehlenswerte Sorte ist die ‚Cydora Robusta‘, die sehr gesund ist. Allerdings haben ihre Früchte bei zu später Ernte eine starke Neigung zur Fleischbräune. Die ‚Cydopom‘ ist ebenfalls robust und ihre toll duftenden Früchte sind recht früh reif. Am besten erntet man sie, wenn die Farbe von Hellgrün auf Hellgelb umschlägt. Auch die ‚Cydora‘ gehört zu den frühen Sorten und sollte gepflückt werden, wenn die Farbe der Früchte auf Gelb umschlägt.
Quitten haben eine sehr harte Schale, die jedoch für die Herstellung von Quittengelee oder auch Quittenbrot nicht abgeschält werden muss. Es reicht, den Quittenflaum abzureiben oder abzuwaschen und die Quitten grob zu zerteilen. Das Kerngehäuse sollte bei der Zubereitung des Quittensaftes mit verwendet werden, denn darin sind viele Pektine enthalten und man braucht dementsprechend weniger Gelierzucker.
Das Schneiden beschränkt sich auf das Auslichten von steilen Langtrieben und von abgetragenem Fruchtholz.
Getrocknete Quittenkerne sind ein altes Hausmittel bei Halsschmerzen. Bei Bedarf einfach lutschen.
Äpfel
An Äpfeln gibt es eine riesige Sortenfülle und damit für den Anbau im eigenen Garten auch Sorten, die im Erwerbsobst-Anbau meist nicht zu bekommen sind. Wer intelligent plant, kann über einen langen Zeitraum frische Äpfel ernten, denn die Saison beginnt je Wetterlage mit den frühesten Sorten im August und endet erst mit den Frösten irgendwann im November mit der Ernte der Lageräpfel.
Apfelbaum
Quelle: imago/Design Pics
Allgemeine Tipps
Wenn jetzt gepflanzt wurde, nicht düngen. Gedüngt wird erst wieder, wenn der Laubaustrieb beginnt. Die Obstbäume brauchen aber insgesamt nicht viel Dünger, die Wurzeln sollen nämlich in der Erde suchen und sich ausbreiten. Im Frühjahr kann Langzeitdünger eingesetzt werden, wenn sich junge Bäume etablieren müssen.
Nicht zu dicht pflanzen! Die Bäume müssen so weit auseinander gepflanzt werden, dass noch gut Wind zwischen ihnen hindurch wehen kann. Im Endzustand dürfen die Baumkronen sich nicht berühren, sonst ist der Baum krankheitsanfälliger und das Obst fault schneller. Der geeignete Abstand kann bei der Baumschule erfragt werden, denn dieser hängt von den Sorten ab.
Hygiene ist sehr wichtig: Fallobst sofort wegwerfen. Das gilt auch für das Laub. Es kann alles in die Restmülltonne. Im Fallobst sind oft Schädlinge, die längerfristig dem Baum schaden können. Auch eine Notreife kann der Grund für Fallobst sein: Das Obst fällt dann, wenn der Baum zu voll hängt. Es ist noch nicht ausgereift, also auch nicht essbar. Ein anderer Grund für Fallobst ist aber häufig eine Krankheit. Dann muss das Fallobst sofort beseitigt werden. Selbst wenn das Obst durch den Wind fällt: nie liegen lassen. Das sind reine „Schädlingszuchtanstalten“. Das Gleiche gilt für Laub.