Männer und Gesundheit

Männer und Gesundheit

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Mann beim Arzt

Männer und Ärzte – das ist ein schwieriges Thema. Dabei hätte es „Mann“ durchaus nötig, öfter mal zum Arzt zu gehen. Vor allem Herz-Kreislauferkrankungen machen ihnen zu schaffen.

Männer sterben früher als Frauen: Während Frauen durchschnittlich 83 Jahre leben, sind es beim Mann nur 78. Die häufigste Todesursache sind Herz-Kreislauferkrankungen. Auf das Konto von Herzinfarkt, Schlaganfall und Co. gehen 39 Prozent aller Sterbefälle. Mit 57 Prozent trifft es Männer besonders oft.
Männer erkranken öfter an koronarer Herzkrankheit und werden deutlich häufiger wegen eines Herzinfarktes behandelt als Frauen. Experten gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindert werden könnten, wenn Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen frühzeitig vermieden würden. Mehr als zwei Drittel der Männer sind übergewichtig, bei den Frauen ist es rund die Hälfte.
 Insgesamt sterben mehr Männer als Frauen an Krebs (54 Prozent), jedoch sind dem Robert Koch Institut (RKI) zufolge die Krebssterberaten seit dem Jahr 1998 für Männer und Frauen ähnlich rückläufig. Die Entwicklung von steigenden Erkrankungs- und fallenden Ster­beraten bei den Männern kennzeichnet vor allem die Situation beim Prostatakrebs, zu der eine früh­zeitigere Diagnosestellung beigetragen haben dürfte, so das RKI.

Prostatakrebs: Umstrittener PSA-Test

Den PSA-Test zur Früherkennung bei Prostatakrebs gibt es schon lange als freiwillige IGeL-Leistung. „Der Test ist umstritten“, sagt Medizinjournalist Dr. Christoph Specht. „PSA ist ein Eiweiß, das von der Prostatadrüse hergestellt wird. Ein erhöhter Wert kann einen Hinweis auf ein Prostatakarzinom geben.“ Das Problem sei aber, dass es viele andere Ursachen für einen erhöhten Wert gebe, wie etwa sexuelle Aktivität oder Radfahren, so der Experte. „Umstritten ist, ob der PSA-Test als Früherkennungsuntersuchung die Sterberate wegen Prostatakrebs senkt. Studien haben dies bislang nicht eindeutig belegt, bzw. waren widersprüchlich.“ Allerdings, so führt Specht aus, habe man damit begonnen, die Studien an sich in Frage zu stellen und anders zu lesen. Dann ergebe sich durchaus ein positiver Effekt.
Dr. Christoph Specht rät Männern abzuwägen, ob man sich einem PSA-Test unterziehen möchte oder nicht: „Neben der möglicherweise hohen psychischen Belastung ist die große Gefahr, dass einem erhöhten PSA-Wert kontraproduktiver Aktionismus folgt, dass also zu früh und zu oft operiert wird.“ Prostatakarzinome seien in der Regel langsam wachsende Krebsarten, die man in vielen Fällen besser erst beobachtet und nicht gleich operiere, so Specht. Schließlich stellten Operationen an sich auch ein Risiko dar. Auf die Spitze getrieben: „Einen 80-jährigen Mann an der Prostata zu operieren kann eher schaden. Viele Männer sterben mit dem Prostatakrebs, nicht am Krebs selbst.“

Bei einer Tastuntersuchung der Prostata durch den Mastdarm können nur recht große, fortgeschrittene Tumore entdeckt werden. „Da es aber eine einfache und billig durchzuführende Untersuchung ist, macht man sie trotzdem. Die zusätzlich privat angebotene Untersuchung der Prostata per Ultraschall mit einem Ultraschallkopf, der in den Mastdarm eingeführt wird, kann im Einzelfall hilfreich sein. Es ist aber keine Kassenleistung“, konkretisiert Dr. Christoph Specht.

Wichtige Darmkrebsvorsorge

Zur Darmkrebsvorsorge solle man unbedingt gehen, sagt Christoph Specht. „Der Clou dabei ist, dass man in der gleichen Untersuchung, der Darmspiegelung, die eventuell gefundene Krebsvorstufe sofort entfernen kann“, sagt Specht. Als Alternative zur Darmspiegelung komme ein immunologischer Stuhltest infrage. „Gerade wurde als Kassenleistung ein neuer Test eingeführt, der sehr gute Erkennungsraten hat. Trotzdem bleibt die Darmspiegelung unangefochten die beste Früherkennungsuntersuchung für Darmkrebs“, so der Experte. Auch das Hautkrebs-Screening solle man wahrnehmen, am besten nicht beim Allgemeinarzt, sondern bei einem Hautarzt, so Specht: „Hier spielt die Erfahrung eine wichtige Rolle.“

Einen Testosteron-Test hält Medizinjournalist Dr. Christoph Specht nicht für wirklich sinnvoll: „Häufig ist es die Neugier der Männer, die wissen wollen, wie es um ihre ‚Männlichkeit‘ bestellt ist. Natürlich erwarten sie ein gutes Ergebnis.“ Ist das Ergebnis nicht so gut, erwarteten die betroffenen Männer durch die Extra-Gabe des Hormons die Rückkehr ihrer Jugend und Spannkraft. „Sie sind sich aber fast nie der Risiken einer Testosteronsubstitution bewusst. Testosteron befeuert beispielsweise das Wachstum von Prostatakarzinomen“, gibt Specht zu bedenken. 

Dr. Spechts Tipps

„Ein Teil der fünf Jahre, die Männer statistisch gesehen kürzer leben als Frauen, ist sicherlich der männlichen Hormonlage und Konstitution zuzuschreiben“, so Specht. Bis zu den Wechseljahren seien Frauen da besser geschützt. „Ein ganz großer Teil ist aber hausgemacht.“
Man kann viel für die eigene Gesundheit tun:
  • Mehr Bewegung, mehr Gesundheitssport
  • Übermäßigen Ehrgeiz beim Sport vermeiden: Männer überanstrengen sich gerne, wenn sie Sport treiben. Besser ist es, an der frischen Luft zu Walken, als im Fitnessstudio exzessiv Gewichte zu stemmen.
  • Auf die Ernährung achten: Frisch kochen, viel Gemüse und Obst sowie gute Fette essen.
  • Den Alkoholkonsum im Blick behalten.
  • Aufhören zu rauchen.
  • Work-Life-Balance beachten: Muss man wirklich so viel arbeiten?
  • Spaß haben: Glückliche Menschen leben nicht unbedingt länger, in jedem Fall aber besser.
Mit Material von ZDF, RKI

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