Es gibt sie tatsächlich: Fleischfressende Pflanzen. Sie locken Insekten an und verdauen sie. Pflanzenexpertin Anja Koenzen stellt Ihnen die außergewöhnlichen Fleischfresser – auch Karnivoren genannt – vor.
Fleischfressende Pflanzen werden auch Karnivoren oder Insektivoren genannt. Sie können mittels umgewandelter Blätter Tiere wie Mücken, Ameisen oder Fliegen fangen. Diese sind für sie eine Art „Zusatznahrung“, denn die Pflanzen wachsen auf sehr kargen, nährstoffarmen Böden. So stellen sie ihre Versorgung mit Mineralstoffen, vor allem Stickstoff, an extremen Standorten wie Mooren oder blanken Felsen sicher. Einige Karnivoren nutzen als Beute auch Pollen oder Algen.
Die Pflanzen wachsen in der Regel recht langsam. Das liegt daran, dass sich die Fangblätter nicht so gut zur Photosynthese eignen wie normale Laubblätter.
Pflege von fleischfressenden Pflanzen
Die im Handel üblicherweise angebotenen Karnivoren lieben einen sonnigen oder zumindest sehr hellen Standort und Feuchtigkeit. Sie sind somit eine der wenigen Pflanzen, die Staunässe lieben! Am besten hält man sie immer feucht. Tipp: Den Pflanzentopf in einen Untersetzer oder Übertopf stellen, in welchem ein wenig Wasser steht. Eine hohe Luftfeuchtigkeit tut den Pflanzen gut. Daher mögen es die Pflanzen auch, wenn sie in einem gläsernen Terrarium wachsen. Durch das Glasgefäß ist die Luftfeuchte erhöht.
Neben Feuchtigkeit benötigen die Pflanzen auch eine gute Versorgung mit Licht – also am besten einen sonnigen oder zumindest sehr hellen Standort wählen.
Das Gießwasser sollte salzarm und kalkarm sein – am besten verwendet man Regenwasser. Alternativ kann auch destilliertes Wasser mit Leitungswasser, im Verhältnis 2:1 gemischt, genutzt werden.
Fleischfressende Pflanzen auf Balkon und im Garten
Im Garten oder auf der Terrasse können auch einige der fleischfressenden Pflanzen, wie zum Beispiel Droserarotundifolia, Droserabinata und die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula), gehalten werden. Wichtig ist hier ein Sumpfbeet oder ein Platz in der Moorecke des Gartenteichs. Die Pflanzen am besten im Mai/Juni auspflanzen, sodass sie sich bis zum Winter ausreichend akklimatisieren können.
Pflanzen, die normalerweise im Zimmer stehen, stellt man am besten an einen halbschattigen Platz ins Freie. Wenn im Herbst die Nachttemperaturen auf unter acht Grad Celsius sinken, sollte man die Pflanzen wieder herein holen.
Füttern
Die Pflanzen können auch gefüttert werden. Hierbei kann genau beobachtet werden, wie die Pflanze ihre Beute verdaut. Allerdings sollten die Pflanzen mit gefangenen Insekten auch nicht überfüttert werden. Fleischfressende Pflanzen haben, wie alle anderen Pflanzen, grüne Blätter, mit deren Hilfe sie assimilieren. Deshalb verhungern sie nicht, wenn sie keine Beute bekommen. Keinen Dünger verwenden!
Verschiedene Fallentypen
Man unterscheidet bei fleischfressenden Pflanzen fünf Fallentypen:
Quelle: imago images / blickwinkel; Schusspflanzen - die größte Gattung der Karnivoren
Das Prinzip der Klebefallen funktioniert, indem die Pflanzen auf den Blättern und an den Spitzen kleiner Tentakeln ein klebriges Sekret bilden, an welchen das Insekt festkleben bleibt. Tipp: Durch die Klebefallen können Sie in der Küche das Problem der leidigen Fruchtfliegen elegant eliminieren! Sonnentau (Drosera), Fettkräuter (Pinguicula), Regenbogenpflanzen (Byblis), Wanzenpflanzen (Roridula), das Taublatt (Drosophyllum) und die Liane Hakenblatt (Triphyophyllum) sowie – die größte Gattung der Karnivoren – die Schusspflanzen (Stylidium) verwenden diese Methode.
Quelle: imago images / blickwinkel
Bei Pflanzen mit Klappfallen schließen sich zwei Blatthälften, wenn ein Insekt auf die Fühlhaare auf den Innenseiten der Blätter sitzt. Zwar gehört diese Fangtechnik zu einer der bekanntesten, doch nur zwei Arten wenden diese Technik an: Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) und Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa).
Es sind die sogenannten Wasserschläuche, welche die Technik der Saugfalle anwenden. Sie bauen in der Falle – unter Wasser oder unter der Erde – einen Unterdruck auf und saugen dabei die Beute in sich hinein.
Hier fallen Insekten in den Hohlraum der Blätter rein. Die Innenwände sind so glatt, dass die Beute nur schwer wieder herausfindet.
Quelle: imago images / blickwinkel; Papageien-Schlauchpflanze mit Reusenfallen
Hier wird die Beute durch Lockstoffe ins Falleninnere geführt, die aufgrund von sogenannten Sperrhaaren nicht entkommen kann. Sie gelangen in eine Art Magen und werden durch Enzyme verdaut.