Startschuss für den Federweißen

Startschuss für den Federweißen

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Weinlese und Federweißer

Die Weinlese hat begonnen, die Saison des Federweißen ist eröffnet. Steffen Schindler vom Deutschen Weininstitut gibt Tipps zur Haltbarkeit und Lagerung des fruchtig-süßen Herbstgetränks sowie allgemeine Infos zum Weinjahrgang 2019.

Jeder Wein ist einmal Federweißer

Federweißer ist in Gärung befindlicher Traubenmost. Er wird nicht speziell hergestellt, sondern ist ein frühes Produkt aus dem Prozess der Weinherstellung. Bei der Gärung wird der Fruchtzucker der Trauben durch die Weinhefe in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Der Most enthält eine weißliche Farbe, die Hefeteilchen werden aufgewirbelt – wie kleine Federn – daher auch der Name. Wegen der sprudelnd entweichenden Kohlensäure nennt man ihn in manchen Gebieten auch Rauscher, Blitzer oder Sauser. Durch die Kohlensäure hat er einen angenehm prickelnden Geschmack.

Je nach Anbaugebiet gibt es ihn von Anfang September bis Ende Oktober zu kaufen. Mit etwas Zeit und der richtigen Lagerung könnte er also noch zu Wein werden.

Würde man den Federweißen durchgären lassen, hätte man am Ende einen trockenen Wein. Er wäre anfangs noch trüb. Die schwebenden Hefen würden sich dann nach einiger Zeit auf dem Flaschenboden absetzen und der Wein entsprechend klar werden. Die Weinbereitung sollte man jedoch besser dem Winzer überlassen. In ungeübten Händen entsteht bei diesen Versuchen öfter einmal Essig statt Wein. Denn Essigbakterien, die den Alkohol im Wein zu Essig umwandeln, gelangen über die Luft in den Wein und sind nur schwer zu bändigen. Der Winzer konserviert übrigens deshalb seine Weine mit Schwefel. Der Hinweis darauf ist auf jeder Weinflasche zu finden: „Enthält Sulfite“.

Schlecht zu transportieren

Da der „neue Wein" noch in den Flaschen gärt, ist er auch nicht luftdicht verschlossen, sondern nur mit durchlöcherten Kunststoffkapseln versehen, damit Kohlensäure entweichen kann. Er ist also nur stehend zu transportieren. Die schlechte Transportmöglichkeit ist sicher der Grund, dass man ihn früher nur in den Anbaugebieten kannte. Aufgrund des Kohlensäure-Drucks haben Federweiße auch keinen Korken. „Es bestünde die Gefahr, dass die Flaschen platzen. Die Hefen können einen Druck von bis zu sechs Bar produzieren. Zum Vergleich: Ein Autoreifen hat einen Druck von zwei bis drei Bar“, so der Weinexperte. „Daher ist das Glas bei Sektflaschen auch immer dicker und schwerer als bei Weinflaschen.“

Lagerung

Federweißer hat einen Alkoholgehalt von vier bis fünf Prozent. Er schmeckt zu Beginn der Gärung noch süß und süffig. Je länger der Federweiße steht und damit gärt, desto mehr Traubenzucker verwandelt sich in Alkohol und desto trockener schmeckt er. Er sollte daher rasch nach dem Einkauf getrunken werden. Stellt man Federweißen zu kühl, unterbindet man damit die Gärung und er verliert an Spritzigkeit. Im Kühlschrank ist Federweißer etwa zehn Tage haltbar.

Entschlackende Wirkung

Federweißer enthält Hefezellen, Milchsäurebakterien und viele Vitamine. Die Hefezellen dringen bis in den Darm vor und bewirken dort eine Entschlackung. Zur Blutreinigung kommt es, wenn lebende Hefezellen vom Blut aufgenommen werden.

Getrunken wird der prickelnde und erfrischende junge Wein gerne zu Zwiebelkuchen oder Esskastanien.

Was gilt es beim Kauf zu beachten?

„Federweißer sollte im besten Fall frisch in den Weinstuben der deutschen Anbaugebiete gekauft werden. Dort bekommt man ihn meistens trinkfertig angeboten, sprich mit dem optimalen Zucker- und Alkohol-Verhältnis.“ Mittlerweile ist Federweißer allerdings auch ein populäres saisonales Produkt im Lebensmittel- und Weinfachhandel. Die Preise betragen im Durchschnitt zwischen zwei und drei Euro pro Liter.  

Der Weinjahrgang 2019

Die Hauptweinlese hat in vielen deutschen Anbaugebieten bereits früher begonnen als ursprünglich erwartet. Grund dafür: Die Reben haben während der sehr sonnigen Tage Ende August und Anfang September einen enormen Entwicklungsschub erfahren. Die Reifegrade der Trauben liegen zum Teil deutlich über dem langjährigen Mittelwert. Dank des regenarmen, sonnigen Sommers präsentieren sich die Trauben zum jetzigen Zeitpunkt zudem sehr gesund. Auch die prognostizierte Witterungsphase mit warmen Tagen und kühlen Nächten begünstigt die Aromabildung in den Trauben. Entsprechend positiv sehen die deutschen Weinerzeuger einem qualitativ vielversprechenden Weinjahrgang 2019 entgegen.
„Allerdings haben sich auch die ausgiebigen Niederschläge des vergangenen Wochenendes positiv auf die trockengestressten Weinberge und den Saftgehalt in den Beeren ausgewirkt", so Schindler. „Zuvor waren die Trauben aufgrund des regenarmen Sommers noch relativ ‚kleinbeerig‘.“ Einen leicht ertragsmindernden Effekt haben Sonnenbrandschäden an den Trauben sowie regional begrenzte Hagelschläge mit sich gebracht. Nach aktuellen Ertragsschätzungen wird der Weinjahrgang 2019 bundesweit voraussichtlich nicht das Niveau einer durchschnittlichen Erntemenge von rund neun Millionen Hektolitern erreichen.

Die ersten Sorten

Zu den ersten Traubensorten, die für die eigentliche Weinbereitung geerntet werden, zählt traditionell der frühreife Müller-Thurgau oder der Frühburgunder. Der Spätburgunder wird aktuell bereits für die Rosé- und Sektbereitung gelesen. Die an der Mosel, im Rheingau oder am Mittelrhein dominierenden Rieslingtrauben reifen grundsätzlich etwas länger, sodass bei dieser Sorte erst in ein bis zwei Wochen mit dem Hauptlesebeginn zu rechnen ist.