Antikörper gegen Migräne

Antikörper gegen Migräne

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Migräne

Sie ist eine der häufigsten körperlichen Beeinträchtigungen: Migräne zu bekämpfen ist nicht einfach, denn bisher konnte man nur etwas gegen die Symptome tun - mit mehr oder minder großem Erfolg. Das könnte sich jetzt ändern.

Wenn jedes noch so kleine Geräusch und jeder Lichtstrahl ein quälendes Pochen in den Schläfen verursacht, leidet man vielleicht an einer der weit verbreitetsten Volkskrankheiten: Migräne. In Deutschland leiden fast acht Millionen Menschen darunter, über zehn Prozent sind zwischen 17 und 27 Jahre alt. Häufiger erleiden Frauen Migräne.

Menschen, die nicht unter Migräne leiden, können die sehr starken Schmerzen von Migränapatienten kaum nachvollziehen, was in der Gesellschaft oft zu Unverständnis führt. Denn selbst eine gewöhnliche Unterhaltung oder der Blick auf einen Monitor ist unter einer Migräneattacke kaum noch möglich. Dabei nicht ernst genommen zu werden, ist für die Betroffenen zusätzlich belastend.

Bewährte Mittel gegen Migräne?

Bei Migränepatienten führen die üblichen Tipps gegen Kopfschmerzen zu keiner signifikanten Besserung. Viel trinken, hinlegen, Schläfenmassage - das alles wirkt nur bedingt bis gar nicht. Frische Luft hilft ebenfalls nicht, und würde den Zustand unter Umständen sogar verschlimmern.
Ein Allheilmittel gegen Migräne gibt es bislang nicht. Bisher war es auch nur möglich, Symptome der Migräne zu bekämpfen - nicht aber die Ursache. Ärzte sind oft ratlos. Schmerztabletten lindern klassische Kopfschmerzen, nicht aber unbedingt Migränekopfschmerzen. Oft lindern sie die Schmerzen nur minimal. Eine regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln ist aufgrund der Nebenwirkungen auch nicht zu empfehlen. Viele schwören auf alternative Heilmethoden wie Akupunktur, manche nehmen zusätzlich Magnesium - auch Betablocker, Antidepressiva oder Antiepileptika werden eingesetzt.

Antikörper als neues Medikament

Hoffnung bekommen Patienten nun durch ein neues Medikament, das ab Herbst 2018 in Deutschland auf den Markt kommen soll. Die EU-Kommission hat einen monoklonalen Antikörper zur Behandlung von Migräne zugelassen. Die Antikörper werden dem Patienten als Spritze verabreicht und sollen helfen, die Anfälle im Vorfeld zu stoppen. Das Gute: Der Wirkmechanismus zeigt nur geringe bis keine Nebenwirkungen.

Das Calcitonin-gene-related peptide (kurz CGRP) ist ein Molekül, das bei Migräneattacken an den Blutgefäßen der Hirnhäute vermehrt freigesetzt wird. Es kommt an diesen Blutgefäßen zu einer Gefäßerweiterung, zu Entzündungsreaktionen und auch zu einer erhöhten Empfindlichkeit. Das führt zum Migräneschmerz. Der Antikörper bindet an den Rezeptor und sorgt dafür, dass es nicht zu dieser Gefäßerweiterung kommen kann - dem Schmerz wird somit vorgebeugt.

Die Antikörperspritze wird seit einigen Monaten in verschiedenen deutschen Kliniken getestet. Das Medikament soll noch 2018 auf den Markt kommen und ist damit das erste Mittel, das direkt zur Migräne-Prophylaxe zugelassen ist. Krankenkassen übernehmen die Behandlung durch die Antikörperspritze voraussichtlich nur, wenn mindestens vier andere Prophylaxemittel keine befriedigende Wirkung gezeigt haben.

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