Welche körperlichen Fertigkeiten müssen vorhanden sein, um im Alter noch lange eigenständig zu leben? Die Universität Mainz versucht das in einer Studie herauszufinden.
Im Rahmen einer Studie an der Universität Mainz können Senioren ab 65 derzeit ihre alltagsrelevante Fitness überprüfen. Der 90-minütige Test geht über zahlreiche Stationen. Er wird in Abstimmung mit den jeweiligen Hausärzten durchgeführt. Er ist so konzipiert, dass er die individuellen Stärken und Schwächen der einzelnen Probanden genau erkennt. Im Anschluss bekommen die Testpersonen eine individuell auf sie zugeschnittene Bewegungsberatung.
Nach standardisierten Tests werden die wichtigsten körperlichen Fertigkeiten wie Ausdauer, Beinkraft, Arm-Kraft, Handkraft, Reaktionsschnelligkeit, Schulter- oder Hüftbeweglichkeit und Gleichgewichtssinn überprüft. Ausgewertet wird nach altersgemäßen und geschlechtsspezifischen Normwerten.
Beinkraft ist wichtig, gerade im Alter. Zum Aufstehen, zum Beispiel aus dem Bett, dem Fernsehsessel, von der Toilette oder auch zum Gehen braucht man Kraft in den Beinen. Beim Beinkraft-Test sitzt der Proband auf einem Stuhl und muss innerhalb von 30 Sekunden so oft aufstehen wie er kann.
Nicht nur die Muskelkraft lässt ab dem 30. Lebensjahr mit zunehmendem Alter nach, sondern auch die Ausdauerleistungsfähigkeit. Beim Ausdauerleistungstest müssen Probanden sechs Minuten lang eine möglichst lange Strecke im Gehen zurücklegen.
Auch die Arm-Kraft ist unerlässlich, man braucht sie zum Stützen, zum Halten oder um etwas zu tragen. Die Arm-Kraft wird mit Gewichten und dem sogenannten Arm-Curl-Test überprüft. Die Testperson muss innerhalb von 30 Sekunden Beuge- und Streckbewegungen mit einer Hantel durchführen.
Diese ist besonders wichtig. Sie wird besonders zum Greifen, zum Festhalten und zum Abfangen bei Stürzen gebraucht. Sie wird mit einem Hand-Dynamometer gemessen. Anhand der Handkraft können Experten vieles über den Allgemeinzustand eines Menschen ablesen.
Um die Schulterbeweglichkeit zu testen, führt der Proband eine Hand über die Schulter am Rücken entlang und die andere Hand um die Taille von unten nach oben. Die Fingerspitzen sollten sich dabei hinter dem Rücken berühren. Der Abstand zwischen den Fingerspitzen wird in CM gemessen. Eine gute Schulterbeweglichkeit benötigt man etwa beim Anziehen oder auch beim Anlegen einer Halskette.
Der Gleichgewichtssinn lässt ebenfalls im Alter nach. Testen kann man ihn zum Beispiel indem man ohne Schuhe die Füße parallel nebeneinander oder sogar auf einer Linie hintereinander stellt, die Arme nach vorne streckt und je nach individuellem Können auch noch die Augen dabei schließt. Gemessen werden die Sekunden, die man stehen bleiben kann - maximal 20 Sekunden.
Auch wenn der Alltagsfitness-Test bei vielen Senioren nicht gleich gut ausfällt, ist bewiesen: Man kann bis ins hohe Alter von 80 oder 90 Jahren je nach Gesundheitszustand an seinen körperlichen Defiziten arbeiten und seine Kraft trainieren.
Gute Ausdauersportarten sind zum Beispiel Nordic Walken, Fahrradfahren oder Schwimmen. Den Gleichgewichtssinn sollte man unter sporttherapeutischer Aufsicht auf einem Balancekissen oder Wackelbrett schulen, und selbst Krafttraining ist im hohen Alter unter Anleitung noch möglich und effektiv. Die typischen Altersveränderungen lassen sich mit regelmäßiger Bewegung deutlich reduzieren. Sport ist eben immer noch die beste Medizin.
Wichtig: Vor dem Sport sollte der behandelnde Hausarzt zu Rate gezogen werden.