Harald Juhnkes Möbel versteigert: Was kostet Nostalgie?
Harald Juhnkes Möbel: Was kostet Nostalgie?
von Anita Theiss, Josephine Allotey
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In Stuttgart wurden Möbel des verstorbenen Entertainers Harald Juhnke versteigert: Warum Fans auch 20 Jahre nach seinem Tod an ihm interessiert sind und wie vergänglich Ruhm sein kann.
Ein Hauch vergangener Zeiten liegt in der Luft. In einem Raum voller Bilder stehen Kommoden mit aufwendigen Verzierungen und goldene Stühle mit verschnörkelten Lehnen. Es sind Möbelstücke aus dem 18. Jahrhundert, die einst in der Villa eines echten Berliner Originals standen: Harald Juhnke.
Für knapp 14.000 Euro sind acht teils antike Möbelstücke des Entertainers Harald Juhnke versteigert worden. Allein für eine Kommode im Louis-XVI.-Stil zahlte jemand 5.000 Euro.
Quelle: dpa
Im Auktionshaus Eppli in Stuttgart werden sie versteigert. Die Atmosphäre ist ruhig, fast ein wenig wehmütig. Im Publikum sind einige Plätze frei geblieben - es sind überwiegend ältere Menschen gekommen. Andere bieten online oder am Telefon mit.
Harald Juhnke: Erinnerungen an einen Entertainer
Harald Juhnke, 1929 geboren, wurde mit Theater- und Filmrollen bekannt, später vor allem durch Shows wie "Musik ist Trumpf" im ZDF. Seine Karriere und sein Leben waren von Suchtproblemen überschattet, 2005 starb er mit 75 Jahren in einem Berliner Pflegeheim.
Trotz allen Eskapaden: Juhnkes Charisma bleibt unvergessen. Heute sind es seine Möbel - aus der Villa im Grunewald, einst vielleicht für 30.000 bis 40.000 Euro erworben - die Erinnerungen an ihn wachhalten.
Versteigerung der Möbel von Entertainer Harald Juhnke
Wer bietet mehr? Und warum?
Der Reiz diese Möbel zu besitzen, treibt Händler und Fans in die Auktionshalle. "Das lockt die Leute an und sieht gut aus", sagt Antiquitätenhändler Ricardo Weinrich. Für 5.000 Euro ersteigert er eine Kommode, das teuerste Stück an diesem Mittag. Diese will er zusammen mit einem Juhnke-Porträt ausstellen.
Jörg Piskurek ist bei dem Anblick der Juhnke-Möbel gerührt. Der Entertainer sei für ihn eine prägende Figur, erzählt der Fan. Er habe Juhnke immer als sehr prominent, als Unterhalter und Moderater wahrgenommen hat. "Er war eine Gestalt, die man in der Erinnerung hat", sagt Piskurek. Ihm reicht es schon, die Möbel gesehen zu haben. Kaufen wird er nichts.
Andere Fans, wie Hans-Jürgen Kirsammer, wollen etwas ergattern: "Also wenn du die Möbel siehst und den Namen Harald Juhnke hörst, dann hast du ein Bild wie er dasteht." Doch obwohl er bei allen Stücken mitsteigert, geht Kirsammer am Ende leer aus - ihm war es schlichtweg zu teuer. "Ich habe mir ein Limit gesetzt und bin sogar darüber hinaus, aber leider irgendwo muss ich aufhören", sagt er ernüchtert.
Nicht alles wird verkauft
Trotzdem: Die ganz große Begeisterung bleibt aus. 14.000 Euro kommen am Ende zusammen. Zwei Möbelstücke gehen nach Ungarn. Die meisten aber bleiben in Deutschland. Stühle, auf denen Juhnke wohl so manche Mahlzeit genossen hat, finden ihren Weg zurück nach Berlin.
Der Auktionator zeigt sich enttäuscht über das verhaltene Interesse. Als Grund sieht er die verblassende Relevanz des einst großen Promis: "Es sind halt die Älteren. Die Jungen kommen nicht infrage, den muss man erklären, wer das war," so René Waldrab.
Aufwirbelnder Staub aus der Vergangenheit und Stühle von Juhnke, vergoldet und bestickt mit zarten Blumenmustern, bleiben zurück - so wie auch sein Einfluss auf die deutsche Fernsehlandschaft, der für manche bis heute spürbar ist.
Ein Text von Josephine Allotey aus dem ZDF Landesstudio Baden-Württemberg
Quelle: dpa
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