Alpin: Warum Linus Straßer vor Olympia den Ausrüster wechselt

Deutschlands bester Skirennläufer:Warum Linus Straßer im Olympia-Winter den Ausrüster wechselt

von Elisabeth Schlammerl

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Mit 33 Jahren will es Linus Straßer in der Olympia-Saison wissen. Bei den Winterspielen soll eine Medaille her - und dafür geht Deutschlands bester Skirennläufer ins Risiko.

Linus Straßer

Linus Straßer peilt bei den olympischen Winterspielen im Februar eine Medaille im Slalom an.

Quelle: dpa

Linus Straßer weiß selbst nicht so genau, was ihn erwartet. Es kann gut gehen, gleich am Anfang, beim ersten Weltcup-Slalom der Saison am Sonntag in Levi. Oder es klappt erst im Laufe des Winters. Vielleicht, im schlechtesten Fall, gar nicht so richtig.

Dann, sagt Straßer, "muss ich mir ständig die Frage gefallen lassen, ob es schlau war", die Skimarke zu wechseln, seinen Ausrüster zu verlassen, mit dem er in den vergangenen Jahren fünf Weltcuprennen gewonnen hat, darunter die prestigeträchtigen Slalom-Klassiker in Kitzbühel und Schladming.

Am Schluss ist es meine Karriere, meine Entscheidung, mein Erfolg, mein Misserfolg.

Linus Straßer über seinen Ausrüsterwechsel

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Skiwechsel vor Olympia eher selten

Skiwechsel sind nicht unüblich, aber viele Athleten scheuen diesen Schritt in einer Olympia-Saison. Auch Straßer hat die Winterspiele im kommenden Februar in Mailand und Cortina d’Ampezzo im Blick. Eine Team-Medaille hat er schon 2022 gewonnen, jetzt, bei seinem wahrscheinlich letzten Olympia-Auftritt, soll möglichst Edelmetall im Slalom dazukommen.

"Mir ist es bewusst, dass es ein Risiko ist", sagt Straßer. Denn ein Skiwechsel bedeutet auch: Neue Bindung, neue Schuhe - und viel Zeit zum Testen, zum Tüfteln, bis alles in diesem sensiblen Gefüge aufeinander, auf die verschiedenen Schneebedingungen und vor allem auf den Athleten abgestimmt ist.

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Straßer überzeugt vom richtigen Schritt

Am Ende der Vorbereitung sei ihm ein bisschen die Zeit davongelaufen, gibt Straßer zu. "Ich habe den Aufwand unterschätzt." Er sei noch immer am Lernen, sagt er. Auf eisigen Pisten passt das neue Material bereits gut, aber er weiß auch, dass das eine oder andere Rennen mal nicht so funktionieren kann und "ich ein bisschen Lehrgeld bezahle".

Aber Straßer hat keine Zweifel, dass es für ihn der richtige Schritt war.

Das kennt jeder im Berufsleben, dass man manchmal eine neue Herausforderung, neue Reize braucht.

Linus Straßer, deutscher Skirennläufer



Kein Podestplatz für Straßer im letzten Winter

Die Idee reifte am Ende der vergangenen Saison: Linus Straßer hatte mit WM-Bronze gerade die erste Einzelmedaille bei einem Großereignis gewonnen, aber anschließend etwas mit sich gehadert, davon gesprochen, dass er sehr kämpfen müsse, um die Motivation, den Hunger aufrecht zu halten.

Der vergangene Winter war kein schlechter, aber eben mit Ausnahme der WM-Medaille in Saalbach auch kein sehr guter. Zum ersten Mal seit fünf Jahren blieb er ohne Podestplatz im Weltcup.

Olympia-Gold im Visier

Mit seinem alten Ausrüster wusste Straßer, "dass ich Rennen gewinnen kann". Beim Bewährten zu bleiben, ist ja nicht unbedingt schlecht. Aber wer weiterkommen will, muss vielleicht etwas Neues, ein Experiment wagen.

"Mir ging es darum zu schauen, ob nicht vielleicht noch mehr geht." Ob er also auch die ganz wichtigen Rennen gewinnen kann, bei Olympia zum Beispiel. "Das sind die großen Tage", sagt er. "Und ich glaube, da braucht es manchmal große Entscheidungen."

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Wie viele Winter bleiben noch in Straßers Karriere?

Straßer ist vor ein paar Tagen 33 Jahre geworden, es bleiben nicht mehr viele Winter, um aus dieser schon erfolgreichen Karriere eine noch bessere, erfolgreichere zu machen. Im Sommer kam das zweite Kind zur Welt. Das erste, die dreijährige Tochter, fragt ihn nun schon, wenn er wieder seine Sachen packt, wo er hinfährt und warum er wegfährt.

Es fällt nicht leicht, so oft von zu Hause weg zu sein. Aber auf der anderen Seite "genieße ich auch meine sportliche Karriere". Nun mit den neuen Skiern unter den Füßen sogar noch mehr, trotz des zusätzlichen Zeitaufwands in der Vorbereitung.

Er sei "noch nie so motiviert durchs Sommertraining" gekommen wie vor dieser Saison, sagt Straßer. "Der Wechsel hat schon seinen Zweck erfüllt." Den einen Zweck jedenfalls. Aber noch wichtiger wäre der andere: Mit dem neuen Material noch schneller durch die Tore zu carven.

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Quelle: Reuters

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