WM-Silber für Hase und Wolodin:Saisonbestleistung beim Saisonhöhepunkt
von Heiko Oldörp
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Europameister Minerva Hase und Nikita Wolodin galten bei der Eiskunstlauf-WM in Boston als große deutsche Medaillenhoffnung. Sie haben die Erwartungen eindrucksvoll erfüllt.
Als die letzten Töne von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" verklungen waren, ließ sich Minerva Hase am Donnerstagabend rückwärts auf das Eis des Boston Garden fallen. Vier Minuten und sieben Sekunden hatte sie mit ihrem Partner, Nikita Wolodin, alles gegeben, alle schwierigen Sprünge, Hebungen und Würfe gemeistert, das Publikum fasziniert und mit einer ebenso schwungvollen wie eleganten Kür begeistert. Und dann hielt es die Berlinerin einfach nicht mehr auf den Beinen.
Die komplette WM-Kür von Hase/Wolodin im Video:
"Hatte das Gefühl, ich muss mich da hinschmeißen"
"Intuitiv hatte ich das Gefühl, ich muss mich da hinschmeißen", sagte die Berlinerin mit einem Lächeln. Den Moment genießen, die Stimmung aufsaugen, einfach alles wirken lassen - Hase wirkte erleichtert und befreit zugleich, als sie da in ihrem weißen Kostüm auf dem Eis lag.
Zuvor war sie noch "sehr nervös" gewesen, habe das Gefühl gehabt, "fast zu hyperventilieren", so Hase. Als Dritte hatte die 25-Jährige mit ihrem gleichartigen Partner ein gutes Kurzprogramm beendet. Nur 1,02 Punkte lagen die beiden hinter den zweitplatzierten Italienern Sara Conti/Niccolo Macii. Auf die Führenden Riku Miura/Ryuichi Kihara aus Japan betrug der Rückstand aber schon 2,98 Zähler.
Minerva Hase und Nikita Wolodin nach ihrer Kür.
Quelle: imago
Saisonbestleistung beim Saisonhöhepunkt
Für die Kür sei "alles offen", meinte Hase. Das etwas mehr als vierminütige Programm gebe "viel mehr Spielraum, sich zu entfalten." Und deshalb hoffe sie, Platz drei "halten zu können und vielleicht noch ein Stück höher" zu rücken.
Dieser Sprung nach oben gelang. Und wie. Das Duo lief von allen Paaren die beste Kür und erzielte beim Saisonhöhepunkt mit 145,49 Punkten eine Saisonbestleistung. Die rund 15.000 Fans erhoben sich von ihren Sitzen, klatschten minutenlang Beifall.
Das war unsere beste Kür der Saison. Von allem her, den Emotionen, den Elementen - einfach auf den Punkt gut.
Minerva Hase
Trainer stolz, DEU-Präsident voller Genugtuung
Trainer Dmitri Sawin verfolgte den grandiosen Auftritt seiner Schützlinge gewohnt gelassen. Ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Aber nach dieser Kür ließ sich der Russe zumindest ein "Wie sie gekämpft haben, wie sie geskatet sind, die gesamte Saison über, macht mich stolz", entlocken. Sawin überreichte nach der Siegerehrung Hase eine Deutschland-Fahne, mit der die WM-Zweiten dann ihre Ehrenrunde drehten.
Der Präsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU), Andreas Wagner, beobachtete all das mit sichtbarer Genugtuung. Man habe die gesamte Saison über eine Entwicklung bei Hase/Wolodin gesehen. Im Januar gewann das Duo EM-Gold. Und diese WM sei der Höhepunkt dieser Entwicklung, meinte Wagner.
Tendenz geht nach oben - Olympia kann kommen
Dass es in der Gesamtabrechnung mit 219,08 Punkten für das Hase/Wolodin ganz knapp nicht für Gold gereicht hatte, die Japaner Miura/Kihara (219,79 Punkte) wie schon 2023 den Titel holten, darüber konnte der DEU-Boss locker hinwegsehen. Er verwies darauf, dass Hase/Volodin erst ihre zweite Saison zusammen laufen. Eine Saison, die sie mit EM-Gold und WM-Silber beendeten.
Die Tendenz geht eindeutig nach oben - und der Blick voraus. Auf die Olympischen Winterspiele kommenden Februar in Mailand. Man hoffe, dann an die Leistungen dieses Winter anknüpfen und "vielleicht noch einen Tick bessere Programme zeigen zu können", so Hase. Wenn dies gelänge, dann gehe "es hoffentlich noch weiter nach oben."
Einbürgerungs-Test für Wolodin
Doch damit das Paar In Mailand überhaupt für Deutschland starten kann, muss der Russe Wolodin vorher erstmal seinen Einbürgerungs-Test bestehen. Sein Deutsch, sagt er, werde "jeden Tag besser und besser." Durch diesen Wettkampf habe er nun "noch mehr Motivation."
Und er hat vor allem nun auch mehr Zeit. Die Saison ist mit der WM in Boston vorbei. Dem silbernen Abschluss könnte vielleicht schon im kommenden Winter eine goldene Zukunft folgen.
Quelle: Reuters
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