Regelanpassungen im Profifußball:"Bisher mit Kanonen auf Spatzen geschossen"
Seit dem 1. Juli gibt es neue Regeln im deutschen Profi-Fußball. Ein Überblick mit dem ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner.
Kenan Karaman von Schalke 04 bekommt die rote Karte.
Quelle: ImagoJeden Sommer veröffentlicht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein erweitertes Regelwerk. Darin enthalten sind meistens Neuerungen, die sich entweder aus Erkenntnissen der Vorjahre ergeben - oder aber aus Pilotprojekten, die Früchte tragen. In diesem Jahr findet sich darin beides wieder. Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner gibt einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen, die ab sofort gelten.
Nach einer VAR-Entscheidung: Das Public Announcement
Das Pilotprojekt schwappte aus dem American Football über und beinhaltet eine in Fußballkreisen langersehnte Reform. Nach einer VAR-Entscheidung wird der Schiedsrichter den Zuschauern künftig per Lautsprecher ein Public Announcement seiner Entscheidung geben.
Robin Braun hat in der Fußball-Bundesliga ein Debüt gegeben. Er ist der erste Schiedsrichter, der eine VAR-Entscheidung über den Stadionlautsprecher kundtut.
03.02.2025 | 0:43 minDamit hat der Schiedsrichter die Möglichkeit, seine Entscheidung nach der VAR-Sichtung kurz zu begründen. Wichtig: Die Struktur dieser Verkündung folgt einem bestimmten Muster. Erst die Begründung, dann die Entscheidung. "Wäre es andersherum würde das Stadion schon so toben, dass die Begründung keiner mehr hören würde", sagt Wagner.
Lutz Wagner, leitete zwischen 1994 und 2010 ganze 197 Bundesligaspiele. Heute arbeitet er unter anderem als DFB-Schiedsrichterlehrwart.
Quelle: imagoNur der Kapitän spricht mit dem Schiedsrichter
Ein weiteres Pilotprojekt, das sich nun bewährt hat, ist, dass bei Situationen mit Klärungsbedarf nur der Kapitän einer Mannschaft mit dem Schiedsrichter sprechen darf. Die Regelung wurde in den deutschen Fußballligen erstmals in der vergangenen Saison umgesetzt.
Mit Erfolg: Rudelbildungen, die es davor in strittigen oder aus taktischen Gründen gab, konnten damit weitestgehend unterbunden werden. In der neuen Saison gibt es die Anweisung: Verstöße gegen diese Regel sollen noch konsequenter mit einer Gelben Karte bestraft werden.
Dem VAR sei Dank: Der 1. FC Kaiserslautern schlägt Schalke 1:0 dank eines Elfmeters, der erst nach Intervention aus Köln gegeben wird. Später bewahrt der VAR den FCK vor einer Roten Karte.
11.08.2025 | 6:09 minUnerlaubtes Betreten des Spielfelds
Angepasst wird auch die Regel zum unerlaubten Betreten des Spielfelds eines Auswechselspielers, Trainers oder Funktionärs. Bisher war die Regel so: Griff ein Mitglied einer Mannschaft von außen aktiv, aber nicht unsportlich in das Spielgeschehen ein - das kann auch ein bloßes Stoppen des Balls an der Seitenlinie sein - wurde das Spiel mit einem Freistoß oder einem Strafstoß fortgeführt und der jeweilige "Störer" mit einer Roten Karte bestraft.
"Da wurde bisher mit Kanonen auf Spatzen geschossen", gibt Lutz Wagner zu. Künftig gilt die Regel: Es gibt lediglich einen indirekten Freistoß und keine persönliche Strafe.
Die Stürmer schlagen zu - und Torwart Neuer hält lange die Null. Dank der Treffer von Kane und Diaz holt der FC Bayern gegen Stuttgart den Supercup. Lewelings Tor kommt zu spät.
17.08.2025 | 11:29 minAcht Sekunden für die Torhüter
Eine ähnliche Anpassung gibt es auch für das Zeitspiel von Torhütern. Dazu zählt: Hält der Torhüter den Ball sicher und unbedrängt in den Händen, hat er acht Sekunden lang Zeit ihn weiterzuspielen oder für das Spiel freizugeben.
Die Zeit zählt der Schiedsrichter ab fünf verbleibenden Sekunden händisch und gut sichtbar runter. Braucht der Torhüter länger, gibt es einen Eckstoß. Passiert das zum dritten Mal beim selben Torwart, wird er mit Gelb verwarnt.
Netto-Spielzeit bringt längere Nachspielzeiten
Lediglich ein Gebot, das dennoch bereits viel diskutiert wurde, ist das Gebot der Netto-Spielzeit. Das bedeutet, dass zeitlich relevante Spielunterbrechungen wie Auswechslungen, Verletzungen, Tore oder VAR-Überprüfungen künftig so lange nachgeholt werden sollen, wie sie tatsächlich dauerten.
Die mögliche Folge daraus: Längere Nachspielzeiten am Schluss. Damit soll unter anderem Zeitspiel vorgebeugt werden.
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