The Wagner Brothers - mehr als eine Sport-Doku

Die Geschichte der Wagner-Brüder war für uns von Anfang an mehr als eine Sport-Story. Dass Franz und Moritz Wagner sehr gute Basketballspieler werden würden, war schon vor vielen Jahren abzusehen. 2013, 2014 etwa. In Berlin war von einem "interessanten Jungen" die Rede. Einem unkonventionellen Spieler, beweglicher als die anderen Großen, mutiger und wilder als die gleichaltrigen Jungs. Einer, der sich traute, groß zu denken. Und dieser Moritz habe auch einen kleinen Bruder, Franz Wagner.

Als Moritz dann von Berlin an die Uni nach Michigan wechselte und eine leuchtende College-Karriere hinlegte, spielte Franz mit 16 schon bei den Alba-Profis in Berlin. Spätestens da war die Idee zu einer Geschichte geboren - aber die Zeit war noch nicht reif für eine Serie.

Die Parallelen waren erstaunlich. Auch Franz wurde eine College-Legende in Michigan, heute sind sie beide NBA-Stars. Sie leben in Orlando, Florida, zwei Brüder in einem Haus am See, im selben Team, auf der ganz großen Bühne. Diese Geschichte wollten wir erzählen.

Wir wussten dabei: Es ist eine spektakuläre Erfolgsgeschichte, aber vor allem ist es die Erzählung zweier Brüder, die es sich allen Üblichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten zum Trotz getraut haben, einen großen Traum zu verfolgen. Und die tatsächlich etwas zu erzählen haben.

Die Brüder sind Berliner Jungs, sie sind Nachbarn. Die Wege waren kurz, die Geschichte wollte erzählt werden, wir mussten uns gegenseitig nicht groß überzeugen: Wir würden die beiden für die Serie durch ihren interessanten Alltag als Sportler begleiten, ihr Leben zwischen Prenzlauer Berg und der glitzernden Welt der NBA erzählen. Wir würden uns auf ihr Leben einlassen, auf die spezielle Wagner-Sicht auf die Dinge: Milieus und Strukturen, Probleme und Missstände. Die Perspektive zweier Weltbürger zwischen Europa und Amerika.

Wir würden ein vertrautes Team sein, kein Schnickschnack, aber viel Zeit. Und sie würden die Türen öffnen und so authentisch sein, wie man eben sein kann, wenn Kameras anwesend sind. Hotelzimmer, Trainingshallen und große Arenen, Flugzeuge und Autofahrten. Life on the run. So weit, so gut.

Dann allerdings überschlugen sich die Ereignisse. Während unserer etwa zweijährigen Drehzeit gewann die deutsche Basketball-Nationalmannschaft in Manila sensationell die Weltmeisterschaft, die Orlando Magic erreichten zum ersten Mal seit vielen Jahren die Playoffs, und Franz wurde zum bestbezahlten deutschen Sportler aller Zeiten.

Moritz und Franz spielten fantastischen Basketball, trainierten akribisch, reflektierten das alles. Ihre Eltern Beate und Axel waren immer dabei. Es gab große Siege, bittere Niederlagen und dazwischen viele komische, leuchtende und rührende Momente.

Innerhalb der zweijährigen Drehzeit sind hunderte Stunden Material zusammengekommen, von Kinderbildern bis zum WM-Finale. Dichte Beobachtung. Kalifornien und Paris, Rust Belt America und Okinawa, Japan. Harte Spielszenen, Behind-the-scenes-Bilder, tiefe Interviews. Im Schnitt haben wir diese Bilderflut zu vier Folgen à 45 Minuten verdichtet - was angesichts der vielen Geschichten manchmal schwerfiel.

THE WAGNER BROTHERS ist eine spezielle Serie geworden, weil die Wagners und das Team sich wirklich aufeinander eingelassen haben. Franz und Moritz haben uns über ihre Schulter und in ihre Gedanken gucken lassen. Es ging dabei um außergewöhnlich guten Basketball, klar.

Aber vor allem ging es um das Leben, die Liebe zum Spiel, Familie, Freunde und um ihren Platz in der Welt. Um Wagemut und Vertrauen und das Streben nach Perfektion. Um Witz und Freundschaft und um das Glück, einen Bruder zu haben.

Timon Modersohn und Thomas Pletzinger sind die Regisseure der vierteiligen ZDF-Doku über die Basketball-Brüder Moritz und Franz Wagner