US-Angriff in Iran: Wadephul räumt Fehleinschätzung ein

Interview

USA greifen in Krieg ein:Wadephul räumt Fehleinschätzung ein

Dominik Rzepka
von Dominik Rzepka
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Er glaube, die USA würden sich in den Krieg in Iran nicht einmischen, hatte Außenminister Wadephul noch am Mittwoch gesagt. Nun räumt er im ZDF ein, falsch gelegen zu haben.

Johann Wadephul
Er glaube, die USA würden sich in den Krieg in Iran nicht einmischen, hatte Außenminister Wadephul noch am Mittwoch gesagt. Nun räumt er im ZDF ein, falsch gelegen zu haben. 22.06.2025 | 6:32 min
Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat eingeräumt, dass er sich in der Frage eines militärischen Eingreifens der USA in Iran getäuscht habe. Wadephul sagte in der ZDF-Sendung "Berlin direkt":

Mir ist das überhaupt nicht unangenehm, in einer derartigen Frage falsch gelegen zu haben.

Johann Wadephul, CDU

Er gehe schließlich ungern davon aus, dass eine kriegerische Handlung der nächste Schritt sei. Aber: "Das ist jetzt so. Ich muss in dieser Situation weiter handlungsfähig sein. Das bin ich auch." Noch am Mittwoch hatte Wadephul bei "Welt TV" gesagt:

Ich glaube, die Vereinigten Staaten von Amerika werden sich in diesen Krieg nicht einmischen. Das haben sie von Anfang an klar gesagt. Das ist auch die bisher konsistente Position.

Johann Wadephul am 18. Juni 2025

Nahostkonflikt - Beratungen in Genf
Ist die deutsche Außenpolitik naiv? Noch am Freitag redet Außenminister Johann Wadephul in Genf mit dem Iran - doch mit welchem Erfolg?22.06.2025 | 4:46 min

USA greifen Irans Atomanlagen an

Wadephul sagt im ZDF-Interview, US-Außenminister Rubio selbst habe mehrfach öffentlich gesagt, dass sich die USA an diesem Krieg nicht beteiligen würden. "Das war die eindeutige Aussage und für mich gilt zunächst einmal das, was mir Amtskollegen sagen", so Wadephul. Und weiter:

Ich war zu keinem Zeitpunkt naiv.

Johann Wadephul, Außenminister

In der Nacht auf Sonntag haben die USA Atomanlagen in Iran angegriffen. US-Präsident Donald Trump spricht von einer vollständigen Zerstörung der Anlagen und droht mit noch größeren Attacken, sollte die iranische Seite nicht einen Weg des Friedens einschlagen.
Wadephul sagt, er sei nach Beginn der Angriffe informiert worden, "nicht vorher."
Chairman of the Joint Chiefs of Staff Air Force Gen. Dan Caine discusses the mission details of a strike on Iran during a news conference at the Pentagon
Die USA haben in den Krieg zwischen Israel und Iran eingegriffen. Ziel des Angriffs mit bunkerbrechenden Bomben waren unterirdische Atomanlagen.22.06.2025 | 2:07 min

"Drecksarbeit": Merz hatte den Ton verschärft

Kritik an der Außenpolitik von Schwarz-Rot kommt von Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger. Sie sagte am Sonntag, die Bundesregierung wirke derzeit selbst "widersprüchlich und unsortiert".

Wenn man sich die vielen widersprüchlichen Äußerungen von Kanzler, Außenminister und Verteidigungsminister anschaut, ist Deutschland entfernt von der groß versprochenen Außenpolitik aus einem Guss.

Agnieszka Brugger, Grüne

Wadephul hatte am Freitag mit Irans Außenminister in Wien verhandelt. Kurz zuvor hatte Kanzler Friedrich Merz (CDU) den Ton in der Debatte verschärft. Im ZDF sprach Merz davon, Israel verrichte in Iran die "Drecksarbeit für uns alle". Für die Wortwahl war Merz heftig kritisiert worden, auch aus der eigenen Koalition heraus.
Bundeskanzler Friedrich Merz im Interview mit Diana Zimmermann
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bezeichnet das Vorgehen Israels gegen den Iran im ZDF als "Drecksarbeit für uns alle". Sehen Sie hier seine Aussage im Video.17.06.2025 | 0:52 min

Linke wirft USA Bruch des Völkerrechts vor

Währenddessen nennt der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Adis Ahmetović, den Angriff der USA auf Iran eine "weitere Eskalation in diesem Krieg". Noch sei unklar, welche Folgen der Schritt haben werde. Es könne in den in den nächsten Stunden und Tagen eine weitere Eskalation und damit ein Flächenbrand drohen.

Alle Anstrengungen sollten darauf gerichtet sein, diesen Krieg zu beenden. Nur durch Dialog, Verhandlungen und die Achtung des Völkerrechts kann eine nachhaltige Lösung erreicht werden.

Adis Ahmetović, SPD

Die Linke verurteilt den Angriff der USA derweil als völkerrechtswidrig. Zwar müsse eine iranische Atombombe verhindert werden, sagt Parteichef Jan van Aken. Das könne aber nicht durch militärischen Angriffe erreicht werden. Die Bundesregierung müsse alles daran setzen, die Gespräche mit dem Iran in Genf fortzusetzen und das "Fenster für eine diplomatische Lösung offen zu halten".
Der oberste Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, spricht während seines Treffens mit Kommandeuren der iranischen Luftwaffe und der Armee-Luftabwehr am 07.02.21. in Teheran.
Iran steht als hochgerüstetes Land seit jeher in Verdacht, auch Atommacht werden zu wollen. Deutschland setzt auf Diplomatie. War das naiv? Hat Iran Deutschland an der Nase herumgeführt?22.06.2025 | 4:16 min

Nouripour verteidigt Baerbock

Kritik an der bisherigen deutschen und europäischen Iran-Politik kommt von CDU-Außenpolitker Norbert Röttgen. Er sagt im ZDF, sein Vorwurf sei: "Dass wir uns von Iran haben an der Nase herumführen lassen in der vermeintlichen Aussicht auf ein Atomabkommen und die gesamte aggressive systematische Terror-Aufbaupolitik des Iran im Nahen Osten ignoriert haben."
Damit meine Röttgen offenbar auch die feministische Außenpolitik der ehemaligen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), sagt der ehemalige Grünen-Chef Omid Nouripour. Baerbock habe allerdings "alles getan, was sie konnte". In Richtung Röttgen sagte Nouripour:

Dass das nicht ausreichend war, um ein Patriarchart von Jahrhunderten über Nacht wegzufegen, das kann man ihr vorwerfen, aber man muss es nicht.

Omid Nouripour, Grüne

Omid Nouripour
Der ehemalige Grünen-Chef Omid Nouripour hat die Iran-Politik der ehemaligen Außenministerin Annalena Baerbock verteidigt. Sie habe "alles getan, was sie konnte", sagt er im ZDF.22.06.2025 | 4:16 min

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