Wirtschaftsweise kritisiert Kinderbetreuung als unzureichend

Kritik an Kinderbetreuung:Wirtschaftsweise: Auf Kitas ist kein Verlass

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Die Wirtschaftsweise Schnitzer sieht die Kinderbetreuung in Deutschland als unzureichend. Man könne sich auf die Kitas nicht verlassen. Ähnliche Probleme gebe es in der Pflege.

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer spricht bei einer Veranstaltung in Berlin.
Um das Kita-System zu stärken, brauche es mehr Geld und Personal, fordert Schnitzer.
Quelle: imago images

Die Chefin der "Wirtschaftsweisen", Monika Schnitzer, hält die Kinderbetreuungsangebote in Deutschland für nicht verlässlich. "Die Kitas sind viel zu wenig Stunden am Tag geöffnet, sie sind nicht zuverlässig, schließen zu viele Wochen im Jahr. Man kann sich auf die Kitas nicht verlassen", sagte Schnitzer den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Das Betreuungssystem beruhe darauf, dass man Großeltern einbeziehe oder sich privat - wenn man es sich leisten könne - Babysitter organisiere. "Wer das nicht kann, hat keine andere Wahl, als seine Arbeitszeit zu reduzieren", sagte die Ökonomin.
Ähnliche Probleme sehe sie bei der Pflege älterer Menschen. "Es gibt keine Pflegeunterstützung, die nicht dafür sorgt, dass man sich massiv einschränken muss in seiner Arbeitsleistung."
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Schnitzer: Kann nicht sein, dass Väter schief angeschaut werden

"Wir haben ein System, bei dem wir Teilzeit massiv fördern. Zementiert wird es durch das Ehegatten-Splitting, an dessen Reform sich niemand traut", sagte das Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
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Jedes Jahr werden die besten Kitas mit dem Deutschen Kita Preis ausgezeichnet. Dieses Jahr ist auch eine Lüneburger Einrichtung nominiert. 28.11.2024 | 2:04 min
Eine Abschaffung des Rechts auf Teilzeit sei daher unrealistisch. Um das Kita-System zu stärken, brauche es mehr Geld und Personal, so Schnitzer.

Mit einer verlässlicheren Betreuung könnte man viel zusätzliche Arbeitszeit gewinnen. Hochqualifizierte Kinderbetreuung ist zudem extrem wichtig für die Integration.

Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise

Auch in den Unternehmen brauche es demnach ein Umdenken, sagte die Mutter dreier Töchter. "Es kann nicht sein, dass junge Väter schief angeschaut werden, wenn sie nur noch 80 Prozent arbeiten wollen, damit sie es der Mutter ebenfalls ermöglichen, 80 Prozent zu arbeiten."
Das Personal in deutschen Kitas ist vielerorts überlastet, und es fehlen Fachkräfte.

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Quelle: dpa

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Quelle: dpa, AFP

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