Brandanschlag in Solingen: Höchsstrafe für Angeklagten

Höchststrafe für Angeklagten:Lebenslang im Prozess um Solinger Brandanschlag

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von Ina Baltes
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Höchststrafe im Prozess um den Brandanschlag von Solingen: Das Landgericht Wuppertal verhängte lebenslange Haft und anschließende Sicherungsverwahrung gegen den 40-Jährigen.

Der Angeklagte Daniel S. (l) steht vor Verhandlungsbeginn hinter seinen Anwälten.
Wegen der Tat im März 2024 ist der Angeklagte verurteilt worden: Lebenslange Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Eine vierköpfige Familie kam in dem Feuer ums Leben.30.07.2025 | 1:43 min
Im Prozess um den Brandanschlag in Solingen ist der 40-jährige Angeklagte Daniel S. wegen vierfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht Wuppertal verhängte zudem eine anschließende Sicherungsverwahrung und stellte die besondere Schwere der Schuld fest.
Den Überlebenden und Hinterbliebenen sprach das Gericht zwischen 2.000 und 20.000 Euro zu.

Daniel S. gestand die Tat

Der Staatsanwalt hatte bereits am Montag die Höchststrafe für den Solinger beantragt. Mehrere Nebenkläger schlossen sich dem an. Daniel S. hatte den vierfachen Mord, weitere Brandstiftungen in Wohnhäusern und eine Macheten-Attacke auf einen langjährigen Freund gestanden.
In seinem Schlusswort sagte Daniel S.:

Durch mein Handeln habe ich unvorstellbares Leid verursacht. Ich bin dafür verantwortlich, dass Angehörige ihre Liebsten verloren haben. Ich kann die Zeit leider nicht zurückdrehen, sondern nur sagen, dass es mir aufrichtig leidtut.

Daniel S.

Trotz des raschen Geständnisses kamen im Prozess immer wieder neue Details ans Licht. Die Polizei musste umfangreich nachermitteln.
Feuerwehrauto vor brennendem Haus in Solingen.
Zwei Wochen nach dem Brandanschlag in Solingen haben die Ermittler einen Verdächtigen gefasst. Der 39-jährige befinde sich nun in Untersuchungshaft und soll auch für die Messerattacke in der Stadt verantwortlich sein.10.04.2024 | 2:01 min

Anwältin Başay-Yıldız liefert Hinweise auf rechtsradikale Gesinnung

Vor der Urteilsverkündung war es im Prozess zu einem Schlagabtausch von Verteidigern und Nebenklage gekommen. Vor allem die Zweifel am behaupteten Motiv des 40-Jährigen nahmen im Prozessverlauf zu.
Nebenklage-Vertreterin Seda Başay-Yıldız brachte in den vergangenen Monaten durch eigene Recherchen einiges ans Licht, dass auf eine rechte Gesinnung des Angeklagten deutete. Darunter einschlägige Suchen bei Youtube und Google, ein Zettel mit einem rassistischen Gedicht in einer vom Angeklagten genutzten Garage. Auf Druck der Nebenklage musste die Polizei umfangreich nachermitteln.
Gegenüber dem "Spiegel" sagte Başay-Yıldız, dass die Öffentlichkeit von der Polizei bewusst getäuscht und ein Teil der Ermittlungen bewusst unterschlagen worden seien.

Die Ermittlungen waren ein Spiegelbild der Gesellschaft. Alles, was rechts ist, wird kleingeredet.

Seda Başay-Yıldız, Anwältin der Nebenklage

Staatsanwaltschaft sieht keine Anhaltspunkte für rechtsextreme Motive

In einer leerstehenden Wohnung des Hauses, in dem der Angeklagte wohnte, wurde zudem Literatur über NS-Größen gefunden. Für die Staatsanwaltschaft sind das "Spekulationen ohne echten Beweiswert", schließlich seien in der Garage etwa auch Materialien der eher links zu verortenden Satirepartei "Die Partei" entdeckt worden.
Das digitale Leben des Angeklagten sei zehn Jahre rückwirkend durchleuchtet worden, ohne Kontakte zu rechten Gruppen oder Hinweise auf eine stille Radikalisierung zu entdecken, hatte Staatsanwalt Christopher Bona betont. Die Treffer mit rechten Inhalten lägen im Promillebereich.

Vierköpfige Familie aus Bulgarien stirbt durch Brand

Dem Angeklagten Daniel S. wurde vorgeworfen, am 25. März 2024 gegen 2:30 Uhr im Flur eines alten Hauses in Solingen Benzin aus einem mitgebrachten Kanister angezündet zu haben. Die Flammen breiteten sich in der uralten Holzkonstruktion sehr schnell aus.
Eine weiße Rose an einer Absperrbake vor dem Brandort in Solingen nach dem Pressestatement der Staatsanwaltschaft Wuppertal zum tödlichen Brand in Solingen. In dem Feuer waren vier Menschen ums Leben gekommen, mehrere wurden verletzt.
Im Prozess um den tödlichen Brandanschlag in Solingen hat der Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Bei dem Feuer vor fast einem Jahr starb eine Familie mit zwei Kindern.03.02.2025 | 0:23 min
Für die vierköpfige Familie Z. aus Bulgarien wurde das Treppenhaus zur Falle. Sie wohnte im Dachgeschoss, der einzige Fluchtweg - das Treppenhaus - brannte lichterloh. Ein 29 Jahre alter Vater, seine ein Jahr jüngere Ehefrau und deren beide Mädchen, drei Jahre und fünf Monate alt, hatten keine Chance.

Daniel S nennt "Stress mit der Vermieterin" als Motiv

Daniel S. wohnte früher selbst im Hinterhaus des Gebäudes, das er laut eigener Aussage im März 2024 anzündete. Am zweiten Verhandlungstag gab er zu, das Feuer gelegt zu haben. Zudem war er nach dem Brand auf Aufnahmen von Überwachungskameras zu sehen. Als Motiv gab er "Stress mit der Vermieterin" an.
Trauerkundgebung für die Opfer des tödlichen Brandes und deren Angehörige am 28.03.2024 in Solingen.
Zwei kleine Kinder und ihre Eltern sind durch Brandstiftung in einer Wohnung in Solingen ums Leben gekommen. Die Angehörigen der muslimischen Familie und die Stadt trauern. 30.03.2024
Die Polizei hatte ihn kurz nach dem Brandanschlag festnehmen können, weil er bei einem Streit im Drogenmilieu einen Mann mit einer Machete angegriffen hatte. Nicht zuletzt deswegen stufte ein psychiatrischer Gutachter Daniel. S. als hochgefährlich ein.
Ina Baltes ist Korrespondentin im ZDF-Studio in Düsseldorf.

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Quelle: dpa

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Quelle: mit dpa

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