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Verbrauch sinkt:Bierabsatz: Schwere Zeiten für Hopfenpflanzer
von Jannika Lechner
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Seit Jahren sinkt der Bierabsatz in Deutschland und damit auch die Nachfrage nach Hopfen. Viele Hopfenanbau-Betriebe in der Hallertau sehen sich zu harten Maßnahmen gezwungen.
Wo Hopfenpflanzer Florian Spornraft einst Hopfen der Sorte "Hallertauer Tradition" angebaut hat, liegt jetzt alles brach. Rund sechs Hektar seiner Felder bei Elsendorf im Landkreis Kelheim hat der 25-Jährige roden müssen, da es bei dieser Sorte seit Jahren eine Überproduktion gibt.
Spornrafts Betrieb ist einer der 814 Hopfengärten in der Hallertau in Bayern, dem mit rund 16.800 Hektar größten Anbaugebiet Deutschlands und der Welt. Gerade bei den Sorten "Hallertauer Tradition" und "Perle" gibt es eine Überversorgung. Aus diesem Grund wurden im vergangenen Jahr rund 600 Hektar der Felder, auf denen diese Sorten angebaut werden, gerodet.
Sinkender Bierabsatz
Laut dem Verband Deutscher Hopfenpflanzer wird beinahe die gesamte Hopfenproduktion zum Bierbrauen verwendet. Deshalb ist der Hopfenmarkt direkt an den Biermarkt gebunden. Doch der Bierabsatz sinkt kontinuierlich. Erich Lehmair vom Verband Deutscher Hopfenpflanzer erklärt:
Was wir in den westlichen Ländern und Deutschland sehen, das ist ein seit Jahren anhaltender Trend zu weniger Alkohol ganz allgemein und auch zu weniger Bier.
Erich Lehmair, Verband Deutscher Hopfenpflanzer
In Deutschland wird weniger Bier getrunken
ZDFheute Infografik
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Der Gesamtabsatz der deutschen Brauwirtschaft hat im Jahr 2024 ein neues Rekordtief erreicht, wie der Bayrische Brauerbund im April mitteilte. 8,3 Milliarden Liter Bier haben die deutschen Brauereien laut Statistischem Bundesamt 2024 abgesetzt. Gegenüber dem Vorjahr ist der Bierabsatz damit um 1,4 Prozent gesunken.
Großereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft im Sommer 2024 in Deutschland haben laut dem Statistischen Bundesamt kaum Auswirkungen auf diese langfristige Entwicklung gezeigt. Auch der gestiegene Absatz bei alkoholfreiem Bier und Malzgetränken in Höhe von 2,25 Millionen Hektolitern kann den Verlust beim alkoholischen Bier nicht ausgleichen.
Internationale Krisen führen zu Unsicherheit
Krisen wie die Corona-Pandemie, internationale Konflikte oder mögliche Zölle würden zudem für große Unsicherheiten bei Markt und Produktion sorgen, führt Lehmair aus. Mehr als drei Viertel der deutschen Hopfenproduktion würden in über 100 Länder exportiert. Das bedeutet eine große Abhängigkeit vom Weltmarkt.
Die Reaktion auf kurzfristige Änderungen in der weltweiten Handelssituation stellt für Betriebe laut Lehmair oftmals ein Problem dar. Zum einen bringe der Hopfen als mehrjährige Pflanze erst ab dem zweiten Jahr Erträge ein. Zum anderen werde der Hopfen meist über mehrjährige Vorverträge vermarktet. Das sorge zwar für Planungssicherheit bei Käufer und Verkäufer, führe aber auch dazu, dass Flexibilität bei Änderungen im Markt verloren gehe.
Florian Spornraft hat vor etwa anderthalb Jahren noch Verträge abgeschlossen, in denen er etwa zehn Euro für ein Kilo Rohhopfen erhalten hat, im Herbst 2024 bekam er für dieselbe Menge nur noch einen Euro. "Wir produzieren nur noch unter den Produktionskosten", so Spornraft. Um wieder ein Gleichgewicht zwischen Bedarf und Produktion herzustellen, helfe nur eines: roden, und zwar dort, wo es eine Überversorgung bestimmter Hopfensorten gebe.
Sorgen um Entwicklung des Hopfenpreises
Der Bierkonsument wird von alldem nur wenig zu spüren bekommen: Denn der Hopfen macht nur etwa ein Prozent des Bierpreises aus. "Das Bier wird nicht ausgehen, der Hopfen reicht", meint Lehmair.
Florian Spornraft macht sich Sorgen um die weitere Entwicklung des Hopfenpreises. Der ist im Keller, während Mindestlohn und Düngerpreise steigen. "Es kommen auf jeden Fall schwierige Zeiten auf uns zu und da müssen wir schauen, dass wir die durchstehen."
Jannika Lechner arbeitet im ZDF-Landesstudio in Bayern.
Quelle: dpa
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