Verdächtige Suchanfragen aus Russland? Behörden reagieren
Recherche zu Russland-Bezug :Verdächtige Suchanfragen? Behörden reagieren
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Das Innenministerium hat auf Recherchen der ZDF-Sendung "Terra X History" reagiert. Die Hinweise nehme man "sehr ernst", hieß es. Sicherheitskreise äußerten sich skeptisch.
Das Innenministerium hat nach eigener Aussage bisher keine "klaren Anhaltspunkte" für eine "Steuerung" der Anschläge vor der Europa- und Bundestagswahl.
Quelle: Imago
Deutsche Behörden haben auf Recherchen der "Terra X History"-Dokumentation "Spionage, Sabotage, Fake News - Putins Krieg gegen uns" reagiert, wonach es verdächtige Internet-Suchanfragen aus Russland im Vorfeld von Anschlägen in Deutschland gegeben habe. Die Sendung beruft sich dabei auf Auswertungen des Dienstes Google Trends durch den Internet-Profiler Steven Broschart. Über diese Recherche hatten auch das ZDF heute journal und ZDFheute berichtet.
Ministerium und Gericht wollen Hinweisen nachgehen
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte dazu am Montag in Berlin, die Hinweise würden "sehr ernst genommen". Bei den Ermittlungen zu einzelnen Anschlägen werde "sehr genau geprüft", ob es im Hintergrund eine "Finanzierung" oder "Steuerung" gegeben habe. Nach bisherigem Kenntnisstand gebe es dazu aber "keine klaren Anhaltspunkte". Zu konkreten Ermittlungen könne er sich nicht äußern, sagte der Sprecher weiter.
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Das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart, wo der Prozess um die Tat in Mannheim stattfindet, reagierte am Dienstag ebenfalls auf die Recherchen und zeigte Interesse an den Erkenntnissen: "Der Vorsitzende hat im heutigen Fortsetzungstermin angekündigt, das Landeskriminalamt aufzufordern, etwaige Erkenntnisse in Zusammenhang mit der aktuellen Medienberichterstattung zu Internetsuchanfragen im Vorfeld des Tatgeschehens dem Senat zur Kenntnis zu bringen", heißt es in einer Stellungnahme des Gerichts.
Der Vorsitzende Richter habe weiter in Aussicht gestellt, eine entsprechende Anfrage gegebenenfalls auch an den Bundesnachrichtendienst zu richten. Der Generalbundesanwalt sei ebenfalls gebeten worden, etwaige Erkenntnisse mitzuteilen, so das OLG.
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Sicherheitskreise bleiben skeptisch
Deutsche Sicherheitskreise reagierten hingegen skeptisch auf den Bericht - die Ergebnisse aus Google Trends seien "für die dargestellten Analyse- und Auswertemethoden nicht geeignet und auch nicht valide einsetzbar", sagte ein Sprecher des Bundesnachrichtendienstes (BND) der Nachrichtenagentur Reuters.
So griffen die Ergebnisse der Trendanalyse laut BND nicht auf die Anzahl der tatsächlich in einer gewählten Region und zur gewählten Zeit getätigten Suchen zu, sondern auf Stichproben und daraus errechnete Wahrscheinlichkeiten. Zudem entstünden bei Trendanalysen mit zu kleinen Suchvolumina aufgrund der Algorithmen, die nicht für diese Art der Nutzung ausgelegt seien, sogenannte Artefakte.
Den Recherchen zufolge war der Mannheimer Messerangriff auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger schon vor der Tat gesuchtes Thema im Netz. Bereits vier Tage vor dem Anschlag am 31. Mai 2024 gab es demnach Suchanfragen aus Russland nach einem "Terroranschlag in Mannheim" oder "Michael Stürzenberger Anschlag". Auffälligkeiten gab es demnach auch im Fall des Brandes im DHL-Luftfrachtzentrum am Leipziger Flughafen im Juli.
Profiler: Keine Beweise, aber Spuren für Ermittlungen
Internet-Profiler Steven Broschart erklärte zur Aussagekraft der Daten von Google Trends: "Wer damit arbeitet, sollte die Funktionsweise des Systems und seine Grenzen kennen - insbesondere bei Suchvorgängen mit geringer Datenbasis", sagte er ZDFheute.
Erst durch Quervergleiche mehrerer zusammenhängender Suchbegriffe lasse sich abschätzen, "ob es sich um ein reales Signal oder bloßes Datenrauschen handelt". Broschart hob zugleich hervor:
Google Trends liefert keine Beweise, wohl aber Spuren, die gezielte Recherchen und Ermittlungen anstoßen können.
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Steven Broschart, Internet-Profiler
Von Notz: Digitale Spuren können wichtiger Baustein sein
"Ich glaube, es ist völlig offensichtlich, dass diese digitalen Spuren und die Auswertung und Analyse dieser digitalen Spuren ein wichtiger Baustein dafür sein können, der Wahrheit deutlich näher zu kommen, und insofern sollte man das mit einbeziehen", sagte der Grünen-Politiker Konstantin von Notz dazu dem ZDF. "Die Verdichtung vor den Wahlen ist evident."
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