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Trump will Leitzinssenkung:Fed-Mitglied tritt überraschend zurück
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Die US-Notenbank steht unter starkem Druck von US-Präsident Donald Trump, die Zinsen zu senken. Nun ist ein von Biden ernanntes Zentralbankratsmitglied überraschend zurückgetreten.
Der Rücktritt von Fed-Vorstandsmitglied Adriana Kugler eröffnet für Trump die Möglichkeit, mehr Einfluss auf den Zentralbankrat der Fed zu nehmen.
Quelle: AFP
US-Präsident Donald Trump drängt die Notenbank Fed seit Monaten zu einer Leitzinssenkung - nun gibt ein Vorstandsmitglied auf, das zuletzt dagegen gestimmt hatte. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Adriana Kugler kündigte am Freitag ihren Rückzug aus dem Fed-Vorstand an.
Trump äußerte sich vor Journalisten "sehr glücklich" darüber. Der Rücktritt gibt ihm die Möglichkeit, einen Nachfolger nach seinem Geschmack auszuwählen und damit noch mehr Druck auf Fed-Chef Jerome Powell auszuüben.
Trump wirft Powell seit Monaten nahezu täglich und teils mit Angriffen unter der Gürtellinie vor, die Zinsen zu hoch zu halten.
Fed ignoriert Trump und hält Leitzins stabil
Kugler nannte in der Fed-Erklärung keinen Grund für ihr vorzeitiges Ausscheiden. Sie war 2023 von dem früheren Präsidenten Joe Biden ernannt worden, ihre Amtszeit sollte erst Ende Januar 2026 enden.
Die Fed hatte am Mittwoch entschieden, den Zinssatz das fünfte Mal in Folge in der Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent zu belassen. Trump hatte dagegen einen Schnitt um drei Prozentpunkte verlangt und dies mit günstigeren Immobilienkrediten begründet.
Kugler hatte mit der Mehrheit für die Beibehaltung des Leitzinses gestimmt, zwei von Trump ernannte Vorstandsmitglieder sprachen sich dagegen für eine Senkung aus. Abweichende Stimmen kommen bei der Fed nur selten vor. Der Präsident bescheinigte der Fed danach "starke Meinungsverschiedenheiten", die "nur noch stärker" würden.
Trump droht Powell mit Entlassung
Weil Trump bislang nicht das bekommt, was er verlangt, hat er Powell in den vergangenen Monaten wiederholt angegriffen und mehrmals mit dessen Entlassung gedroht. Die rechtlichen Hürden für einen solchen Schritt sind allerdings hoch.
Ob ein US-Präsident den Chef der Notenbank überhaupt absetzen kann, ist juristisch nicht abschließend geklärt. Powells Amtszeit endet im kommenden Mai.
Nach dem jüngsten Zinsentscheid setzte Trump seine verbalen Angriffe auf Powell fort und bezeichnete ihn in einer Reihe von Beiträgen auf seiner Plattform Truth Social unter anderem als "sturen Dummkopf". Zugleich forderte er, der Zentralbankrat solle "die Kontrolle übernehmen", falls Powell sich weiterhin weigere, den Leitzins "deutlich" zu senken.
Trump entlässt nach schwachen Arbeitsmarktdaten Statistikchefin
Ob die Fed im September die Zinsen senkt, könnte nun vom nächsten Arbeitsmarktbericht für August abhängen.
Am Freitag hat Trump nach unerwartet schwachen Arbeitsmarktdaten die Chefin der zuständigen Statistikbehörde, Erika McEntarfer, entlassen. "Wir brauchen akkurate Arbeitsmarktzahlen", schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth Social.
Kurz darauf schrieb er dann ohne Vorlage von Beweisen, die Arbeitsmarktdaten seien manipuliert gewesen, um ihn und die Republikanische Partei schlecht aussehen zu lassen.
Quelle: dpa, AFP, Reuters
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