US-Notenbank Fed: Von Biden ernanntes Vorstandsmitglied geht

Trump will Leitzinssenkung:Fed-Mitglied tritt überraschend zurück

|

Die US-Notenbank steht unter starkem Druck von US-Präsident Donald Trump, die Zinsen zu senken. Nun ist ein von Biden ernanntes Zentralbankratsmitglied überraschend zurückgetreten.

Zentralbankratsmitglied Adriana Kugler nimmt an einer öffentlichen Sitzung des Federal Reserve Board teil

Der Rücktritt von Fed-Vorstandsmitglied Adriana Kugler eröffnet für Trump die Möglichkeit, mehr Einfluss auf den Zentralbankrat der Fed zu nehmen.

Quelle: AFP

US-Präsident Donald Trump drängt die Notenbank Fed seit Monaten zu einer Leitzinssenkung - nun hat ein Vorstandsmitglied aufgegeben, das zuletzt dagegen gestimmt hatte. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Adriana Kugler kündigte am Freitag ihren Rückzug aus dem Fed-Vorstand an.

Trump äußerte sich vor Journalisten "sehr glücklich" darüber. Der Rücktritt gibt ihm die Möglichkeit, einen Nachfolger nach seinem Geschmack auszuwählen und damit noch mehr Druck auf Fed-Chef Jerome Powell auszuüben.

Trump will zeitnah Kugler-Nachfolge verkünden

In den nächsten Tagen will Trump einen Kandidaten für die Besetzung der offenen Stelle bei der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bekanntgeben.

Es wird darüber spekuliert, dass er den Posten mit einem potenziellen zukünftigen Fed-Chef besetzen könnte, um die Weichen für die Zeit nach Jerome Powell zu stellen.

Trump hat die Notenbank und deren Chef seit Monaten nahezu täglich und teils mit Angriffen unter der Gürtellinie wegen der aus seiner Sicht zu hohen Zinsen scharf angegriffen. Powells Amtszeit läuft im Mai aus.

Trump und Powell

Bei Trumps Besuch am Sitz der US-Notenbank im Juli ging der Streit zwischen dem US-Präsidenten und Fed-Chef Jerome Powell weiter. Vordergründig ging es um die Höhe von Umbaukosten.

25.07.2025 | 1:01 min

Fed ignoriert Trump und hält Leitzins stabil

Kugler nannte in der Fed-Erklärung keinen Grund für ihr vorzeitiges Ausscheiden. Sie war 2023 von dem früheren Präsidenten Joe Biden ernannt worden, ihre Amtszeit sollte erst Ende Januar 2026 enden.

Die Fed hatte am Mittwoch entschieden, den Zinssatz das fünfte Mal in Folge in der Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent zu belassen. Trump hatte dagegen einen Schnitt um drei Prozentpunkte verlangt und dies mit günstigeren Immobilienkrediten begründet.

Kugler hatte mit der Mehrheit für die Beibehaltung des Leitzinses gestimmt, zwei von Trump ernannte Vorstandsmitglieder sprachen sich dagegen für eine Senkung aus. Abweichende Stimmen kommen bei der Fed nur selten vor. Der Präsident bescheinigte der Fed danach "starke Meinungsverschiedenheiten", die "nur noch stärker" würden.

IMF Finanzreport: Der US-Dollar als Ankerwährung, US-Staatsanleihen als sichere Krisen-Häfen und die USA als führende Wirtschaftsmacht: Erodiert das jahrzehntealte globale Finanzsystem unter Trump?

Inmitten von Handelskonflikten sind die Aussichten für die US-Wirtschaft düster. Trump attakiert deswegen Notenbankchef Powell - und stellt so die Unabhängigkeit der Fed in Frage.

22.04.2025 | 2:50 min

Trump droht Powell mit Entlassung

Die angedrohte Entlassung Powells hat allerdings rechtlich hohe Hürden. Ob ein US-Präsident den Chef der Notenbank überhaupt absetzen kann, ist juristisch nicht abschließend geklärt. Powells Amtszeit endet im kommenden Mai.

In Washington kursieren jedenfalls bereits seit längerem zwei Namen, die als heiße Anwärter für die Powell-Nachfolge infrage kommen könnten: Der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett, und der einstige Fed-Direktor Kevin Warsh. Jamie Cox, Managing Partner bei der Harris Financial Group in Richmond im Bundesstaat Virginia sieht das so:

Es ist möglich, dass einer der beiden Kevins früher als erwartet einen Sitz im Board erhält.

Jamie Cox, Harris Financial Group

Donald Trump ist vor einer US-Banknote und fallenden Börsenkursen zu sehen.

Die US-Wirtschaft steckt in der Krise. Strafzölle und Zinssteigerungen verunsichern die Anleger. Riskiert Trump den Staatsbankrott?

23.04.2025 | 25:52 min

Kuglers Rücktritt ermögliche es dem US-Präsidenten, den über die Zinspolitik entscheidenden Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) weiter nach seinen Vorstellungen zu gestalten.

Experten fürchten Schwächung des Dollar

Juan Perez vom Devisenhändler Monex USA befürchtet eine Schwächung des Dollar, sollte die Notenbank stärker in den Bann des Weißen Hauses gezogen werden:

Unabhängig von der wirtschaftlichen Lage in den Vereinigten Staaten ist die Autorität und Unabhängigkeit der Federal Reserve das, was den Dollar in den Augen der Welt stark macht. Immer wenn diese Autorität gefährdet wird, gerät er in eine Abwärtsspirale.

Juan Perez, Devisenhändler Monex USA

Das Long Beach Container Terminal (LBCT), eines der modernsten vollautomatischen Containerterminals in den USA, ist in der Abenddämmerung im Hafen von Long Beach, Kalifornien, zu sehen.

Die US-Regierung hat bekannt gegeben, dass die neuen Zölle eine Woche später als geplant in Kraft treten werden. Zudem kündigte Trump Strafzölle gegen weitere Länder an.

01.08.2025 | 2:12 min

Nach dem jüngsten Zinsentscheid setzte Trump seine verbalen Angriffe auf Powell fort und bezeichnete ihn in einer Reihe von Beiträgen auf seiner Plattform Truth Social unter anderem als "sturen Dummkopf". Zugleich forderte er, der Zentralbankrat solle "die Kontrolle übernehmen", falls Powell sich weiterhin weigere, den Leitzins "deutlich" zu senken.

Trump entlässt nach schwachen Arbeitsmarktdaten Statistikchefin

Ob die Fed im September die Zinsen senkt, könnte nun vom nächsten Arbeitsmarktbericht für August abhängen.

Am Freitag hatte Trump nach unerwartet schwachen Arbeitsmarktdaten die Chefin der zuständigen Statistikbehörde (BLS), Erika McEntarfer, entlassen. "Wir brauchen akkurate Arbeitsmarktzahlen", schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth Social.

Kurz darauf schrieb er dann ohne Vorlage von Beweisen, die Arbeitsmarktdaten seien manipuliert gewesen, um ihn und die Republikanische Partei schlecht aussehen zu lassen. Auch für die gefeuerte BLS-Chefin will Trump noch in dieser Woche einen Nachfolger ernennen.

Quelle: dpa, AFP, Reuters

Mehr zur US-Finanzpolitik