Atomreaktor-Pläne: USA gegen China - neuer Wettlauf um den Mond
Experten zu Atomreaktor-Plänen:USA gegen China - ein neuer Wettlauf zum Mond
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Die Nasa plant den Bau eines Atomreaktors auf dem Mond. Welcher Plan dahinter steckt und wie heikel so ein Vorhaben ist, erklären zwei Experten bei ZDFheute live.
Laut einem Medienbericht plant die US-Raumfahrtbehörde Nasa bis 2030 einen Atomreaktor auf dem Mond zu bauen. ZDFheute live analysiert, was das bedeuten würde. 05.08.2025 | 23:23 min
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa plant einem Medienbericht zufolge den Bau eines Atomreaktors auf dem Mond, um die nötige Energie für zukünftige Mondbasen bereitzustellen. Dazu will die Nasa innerhalb von 60 Tagen konkrete Vorschläge aus der Industrie einholen, wie die Nachrichtenseite "Politico" berichtet, der interne Dokumente vorliegen. Der Atomreaktor soll bereits bis zum Jahr 2030 in Betrieb gehen.
Im Interview mit ZDFheute live erläutern Raumfahrtexperte Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt und Politikwissenschaftlerin Dr. Antje Nötzold von der Universität der Bundeswehr in München die Hintergründe des Vorhabens, den Wettbewerb mit China und erklären, was es mit den sogenannten "Ausschlusszonen" auf sich hat.
Die US-Pläne für einen Atomreaktor auf dem Mond sind auch angetrieben durch den Wettbewerb mit China. Für Raumfahrt-Experte Volker Schmid ist unklar, wer aktuell die Nase vorn hat. 05.08.2025 | 8:43 min
Warum will man einen Atomreaktor auf der Mondoberfläche bauen?
Die Idee dazu sei nicht neu, sagt Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt. Der Bau eines Atomreaktors auf der Mondoberfläche sei eine technische Notwendigkeit für die dauerhafte Besiedlung des Mondes.
Wir haben alle 14 Tage die sogenannte Mondnacht, da ist es dann 14 Tage dunkel. Mit Solarzellen kann man dann kaum oder keine Energie gewinnen, jedenfalls nicht durchgängig.
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Volker Schmid, Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt
Wolle man eine Station oder längerfristige Experimente auf dem Mond betreiben, brauche man eine größere Menge Energie und da seien "nukleare Reaktoren von der Energiedichte her am besten geeignet", so der Experte. Ähnliche Reaktoren seien bereits in U-Booten verbaut.
Es herrschen krasse Bedingungen auf dem Mond, die Raumfahrtagenturen wollen dort trotzdem eine Station aufbauen. Christian Sievers erklärt in 3D warum.25.09.2024 | 0:53 min
Wie gefährlich ist so ein Vorhaben?
Die Realisierung eines Atomreaktors im All sei auch mit Risiken und technischen Herausforderungen verbunden. So müsse laut Schmid der Kernbrennstoff sicher zur Mondoberfläche gebracht werden. Das bedeute, dass der sicher verpackt sei, dass im Falle eines Absturzes der Trägerrakete auf die Erde nichts passieren kann.
Der Atomreaktor selbst müsse vor Ort aktiviert werden und dann die extremen Temperaturunterschiede über viele Jahre aushalten, so der Experte.
Es hat noch keiner gemacht bisher, noch keine Nation. Das ist technisch herausfordernd, aber leistbar.
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Volker Schmid, Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt
Nach Weltraumrecht könne man im All kein Land beanspruchen, sagt Politikwissenschaftlerin Antje Nötzold. Die USA könnten aber um einen Atomreaktor eine Sicherheitszone definieren. 05.08.2025 | 13:28 min
Warum geht es bei dem Bau um Schnelligkeit?
Bei der Mission, einen Atomreaktor auf dem Mond zu errichten, befinde sich die USA im Wettlauf mit China. Dabei gehe es nicht nur darum, wer den nächsten Astronauten beziehungsweise Taikonauten zum Mond bringe, erklärt Politikwissenschaftlerin Antje Nötzold.
Es wird darum gehen, eine permanente Mondbasis-Forschungsstation, wie es von beiden Seiten genannt wird, aufzubauen, die natürlich auch strategische Implikationen hat.
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Dr. Antje Nötzold, Universität der Bundeswehr in München
Um die Forschungsstation herum könne man eine sogenannte "Sicherheitszone" deklarieren und so das "Nichtaneignungsgebot" aus dem Weltraumvertrag von 1967 umgehen, so Nötzold. Dies sehe laut der Expertin vor, dass es allen Staaten freistehe, den Weltraum zu nutzen und zu betreten und kein Staat sich dort Raum- oder auch Himmelskörper territorial aneignen dürfe.
Seit Anbeginn zieht der Mond die Menschheit in seinen Bann. Der Wunsch, ihn zu erkunden, hat die Wissenschaft so weit vorangetrieben, dass der Mond als erster Himmelskörper von Menschen betreten wurde und in naher Zukunft Standort einer Forschungsstation werden soll.11.11.2018 | 43:27 min
"Das heißt, eine Mondstation würde nicht bedeuten, dass man dieses Gebiet dann eben besitzen würde, sondern man könnte aber jetzt dann über diese sogenannten Safety Zones quasi einen Raum definieren, wo man aus Sicherheitsgründen, aus unfalltechnischen Gründen eben andere ausschließen könnte", erklärt Nötzold.
China plane eine bemannte Raumfahrt zum Mond bis 2029 und den Aufbau einer sogenannten Mondforschungsstation, so die Expertin. Dabei habe China in den letzten 25 Jahren einen enormen Ausbau ihrer Weltraumfähigkeiten und Kapazitäten vorangebracht.
Bisher halten die Chinesen ihre Zeitpläne ein, während sich bei den Amerikanern immer wieder verschiedene Verzögerungen eingestellt haben.
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Dr. Antje Nötzold, Politikwissenschaftlerin
Für sie sei das Rennen noch vollkommen offen. Auch für Raumfahrt-Experte Schmid ist es schwer auszumachen, wer derzeit vorne liegt.
Den Wettlauf ins All mit den USA gewinnt zunächst die Sowjetunion mit Sputnik und Kosmonauten.06.10.2011 | 4:32 min
Also von den nuklearen Systemen schätze ich mal, dass die Amerikaner sehr, sehr gut aufgestellt sind.
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Volker Schmid, Raumfahrtexperte
Dennoch bleibe es laut seiner Einschätzung ein sehr, sehr sportlicher Wettlauf.
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Victoria Reichelt. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteurin Caroline Kleine-Besten.