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Stella Rimington:Frühere britische Geheimdienstchefin ist tot
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Sie war die erste Frau an der Spitze des britischen Geheimdienstes MI5 - und diente als Vorbild für einen James-Bond-Charakter. Nun ist Stella Rimington mit 90 Jahren gestorben.
Rimington war auch die erste Persönlichkeit an der Spitze des MI5, deren Name öffentlich gemacht wurde.
Quelle: dpa
Die frühere MI5-Chefin Stella Rimington - die erste Frau an der Spitze des britischen Inlandsgeheimdienstes - ist tot. Rimington, die als Vorbild für eine James-Bond-Figur gilt, starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren, wie der MI5 am Montag mitteilte. Sie sei im Kreise ihrer Angehörigen und Hunde eingeschlafen, so ihre Familie.
Der aktuelle MI5-Chef Ken McCallum erklärte, die erste Frau weltweit an der Spitze eines Geheimdienstes habe Barrieren durchbrochen und gezeigt, wie wichtig Vielfalt in Führungspositionen sei. Sie hatte zwischen 1992 und 1996 den legendären Geheimdienst geleitet.
Von der Archivarin zur Geheimdienst-Chefin
Die 1935 in London geborene Rimington studierte Englisch an der Universität Edinburgh und arbeitete als Archivarin. Mitte der 1960er Jahre lebte sie mit ihrem Ehemann, einem Diplomaten, in Indien, wo sie der Inlandsgeheimdienst MI5 als Teilzeitschreibkraft in seinem Büro in Neu-Delhi einstellte.
1969 kehrte sie nach London zurück, wurde Vollzeitkraft und setzte bei ihrer Karriere durch alle operativen Abteilungen des MI5 die Regel außer Kraft, dass die prestigeträchtigsten Aufgaben nur Männern vorbehalten seien - beispielsweise die Rekrutierung und Leitung von Agenten.
Arbeit des MI5 im Kalten Krieg umstritten
Während Rimingtons Aufstieg spürte der MI5 sowjetische Spione auf, infiltrierte militante Gruppen in Nordirland und spionierte Linke, Gewerkschaftsführer und andere mutmaßliche Umstürzler aus - was durchaus umstritten war.
2001 räumte Rimington ein, dass die Organisation während des Kalten Krieges bei der Bespitzelung inländischer Ziele "vielleicht ein bisschen zu begeistert" gewesen sei.
Vorbild für James-Bond-Figur
1992 trat Rimington an die Spitze des MI5 und war damit das erste Oberhaupt des Geheimdienstes, das in der Öffentlichkeit genannt wurde. Drei Jahre später hatte auch James Bond im Thriller "GoldenEye" eine Frau als Vorgesetzte: M, gespielt von Judi Dench als MI6-Chefin. Die Rolle sei durch Rimington inspiriert worden, erklärten die Produzenten.
Rimington trat 1996 zurück und veröffentlichte später zum Missfallen der Regierung ihre Memoiren sowie eine Reihe von Spionagethrillern mit der fiktiven MI5-Agentin Liz Carlyle. Rimington und ihr Ehemann, John Rimington, trennten sich in den 1980er Jahren, zogen aber während des Corona-Lockdowns 2020 wieder zusammen. "Das ist ein gutes Rezept für eine Ehe", sagte sie.
Sich trennen, getrennt leben und später wieder zusammenkommen.
Stella Rimington
Rimington hinterlässt ihren Ehemann, zwei Töchter und fünf Enkelkinder.
Quelle: AP, AFP
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