Serbien: Präsident Vucic will hart gegen Demonstranten vorgehen

Proteste eskalieren:Serbiens Präsident droht Regierungskritikern

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Serbiens Präsident Aleksandar Vucic will hart gegen Demonstranten vorgehen. Die Proteste gegen die Regierung waren lange friedlich, doch nun kommt es immer häufiger zu Gewalt.

Demonstranten stehen während einer Anti-Regierungs-Kundgebung in Valjevo vor Bereitschaftspolizisten
In der serbischen Stadt Valjevo gingen erneut tausende Menschen gegen Präsident Vucic auf die Straße.
Quelle: AFP

Angesichts der regierungskritischen Protestwelle in Serbien hat Präsident Aleksandar Vucic ein hartes Vorgehen gegen Demonstranten angekündigt und diese als "Terroristen" beschimpft. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um Recht, Frieden und Ordnung wiederherzustellen", sagte Vucic am Sonntag.

Sie werden die volle Entschlossenheit des serbischen Staates sehen.

Aleksandar Vucic, Serbiens Präsident

Seine Regierung brauche einige Tage, um "den rechtlichen und formalen Rahmen" für die Reaktion des Staates vorzubereiten, sagte der rechtsgerichtete Politiker. "Es wird ganz anders sein als das, was Sie bisher gesehen haben", fügte er hinzu, ohne nähere Angaben zu machen. Eine Ausrufung des Ausnahmezustands werde allerdings nicht in Betracht gezogen.
Protestierende stehen der Polizei in Belgrad gegenüber
Bei erneuten Protesten gegen die serbische Regierung gab es in Belgrad Ausschreitungen zwischen Teilnehmern und der Polizei. Mehrere Menschen wurden festgenommen.16.08.2025 | 0:14 min

Gewalt bei Protesten gegen Regierung

In Belgrad sowie weiteren Städten des Balkanlandes hatte es zuletzt fünf Nächte in Folge gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstrierenden gegeben. Mehr als 130 Polizisten seien verletzt worden, sagte Vucic, und es gebe zahlreiche weitere Verletzte.
Die schwersten Ausschreitungen ereigneten sich Medienberichten zufolge in der zentralserbischen Stadt Valjevo, wo Regierungsgegner das Parteilokal der Vucic-Partei SNS in Brand setzten sowie Gebäude der Stadtverwaltung und der örtlichen Staatsanwaltschaft beschädigten.
14.08.2025, Serbien, Belgrad: Anhänger des serbischen Präsidenten Vucic werfen während einer Demonstration gegen die Regierung vor dem Büro der serbischen Fortschrittspartei Leuchtraketen auf die Demonstranten.
In Serbien ist es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen regierungskritischen Demonstranten und Anhängern von Präsident Vucic gekommen. Es gab mehr als 30 Festnahmen.15.08.2025 | 0:20 min
Der Zorn der Demonstranten in der Stadt 100 Kilometer südwestlich von Belgrad richtete sich gegen den Umstand, dass zwei Tage zuvor Schlägertrupps der Regierungspartei SNS ein Café im Besitz eines Sympathisanten der Protestbewegung zerstört hatten. In derselben Nacht hatten Schläger der SNS die Werkstatt des Vaters einer Studentenaktivistin überfallen und ihren Betreiber krankenhausreif geprügelt. Die Behörden unternahmen keine Schritte zur strafrechtlichen Verfolgung dieser Gewaltakte.

Auslöser der Proteste

In Serbien gibt es seit Monaten regelmäßig heftige Proteste gegen die Regierung und die im Land herrschende Korruption. Auslöser war der Einsturz eines frisch renovierten Bahnhofsvordachs in Novi Sad am 1. November 2024. Dabei kamen 16 Menschen ums Leben. Unabhängige Experten und Oppositionelle machen Schlamperei und Korruption unter der Vucic-Regierung für die Tragödie verantwortlich.
Proteste in Serbien
Die Regierung trägt an dem Unglück, bei dem ein Bahnhofsvordach einstürzte, eine Mitschuld, so der Vorwurf der Demonstranten.01.02.2025 | 1:48 min
Die Proteste waren bis zum vergangenen Mittwoch weitgehend gewaltfrei verlaufen. Allerdings waren die Kundgebungen von Anfang an immer wieder von organisierten Anhängern der Vucic-Regierung tätlich angegriffen worden. Diese Übergriffe wurden nur selten geahndet.
Die neue Dynamik mit gewalttätigen Ausschreitungen, die auch von Demonstranten ausgehen, führt unabhängige Medien auf die Frustration der Bürger über die Tatenlosigkeit der Behörden angesichts der Gewalt der Regierungsanhänger zurück.
Quelle: dpa, AFP

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