Serbien: Proteste gegen Vucic - Zehntausende fordern Neuwahlen

Protestwelle gegen Vucic:Serbien: Zehntausende fordern Neuwahlen

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Seit mehr als einem halben Jahr protestieren Menschen in Serbien gegen die Regierung unter Aleksandar Vucic. Bei einer Demo forderten Tausende Serben vorgezogene Neuwahlen.

Riot police block a street to prevent clashes between anti-government protesters and government supporters at the end of a rally pressing for an early election after nearly eight months of almost daily anti-corruption demonstrations that have shaken the populist government of President Aleksandar Vucic.
Am Abend protestierten in Belgrad erneut Zehntausende gegen die Regierung Vučić. Sie fordern Neuwahlen. Erneut kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei und zahlreichen Festnahmen.29.06.2025 | 1:20 min
In Serbien haben am Samstag erneut Zehntausende Menschen gegen die Regierung und für Neuwahlen demonstriert. Die Teilnehmer folgten einem Aufruf von Studenten, die seit mehr als sieben Monaten die Universitäten des Landes besetzen.
Nach Angaben der Organisation Archiv öffentlicher Versammlungen versammelten sich rund 140.000 Menschen auf dem Slavija-Platz in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich lediglich 36.000 Menschen an der Demonstration.
Demos in Serbien
Seit dem Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Novi Sad im November protestieren viele Menschen gegen die Regierung und Korruption.15.03.2025 | 1:33 min

Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten

Die Proteste blieben stundenlang friedlich. Nachdem der Protest gegen 22 Uhr beendet war, kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden. Polizeichef Dragan Vasiljevic teilte mit, bei den Ausschreitungen seien sechs Polizisten sowie zwei andere Menschen verletzt worden. Dutzende Demonstrierende wurden demnach festgenommen.
Anhänger des Präsidenten Aleksandar Vucic hatten sich im nahe gelegenen Pionirski Park zu einem Gegenprotest versammelt. Vucic heizte die angespannte Lage mit Warnungen vor gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den beiden Lagern noch weiter an. Gegen Ende der Studentenproteste werde es zu "Gewalt kommen", warnte der Präsident. Er sagte zudem, dass nicht näher bezeichnete "ausländische Mächte" hinter den Protesten stünden.
Studierende in Serbien protestieren gegen den TV-Sender RTS.
Im April richteten sich die von Studenten angeführten Proteste auch gegen die öffentlichen Sender RTS und RTV.15.04.2025 | 0:26 min

Einsturz eines Bahnhofsdachs löste Proteste aus

Seit mehr als einem halben Jahr hält eine gewaltige Protestwelle das Balkanland im Bann. Ausgelöst hatte sie der Einsturz eines frisch renovierten Bahnhofsvordachs in der nordserbischen Stadt Novi Sad am 1. November des Vorjahrs, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen. Unabhängige Experten und Oppositionelle machen Schlamperei und Korruption unter der Vucic-Regierung für die Tragödie verantwortlich.
Die Proteste werden von den Studenten des Landes getragen, die praktisch alle Universitäten besetzt haben und immer wieder zu Demonstrationen und Straßenblockaden aufrufen. Mit der Zeit schlossen sich ihnen immer mehr Bürger aus allen Bevölkerungsschichten an.
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Viele Serben fordern den Rücktritt der gesamten Regierung. Für sie ist der Dacheinsturz am Bahnhof von Novi Sad eine Folge von Korruption.21.11.2024 | 2:10 min

Studenten fordern Neuwahl des Parlaments

Die Studierenden stellten Vucic ein Ultimatum: Er sollte am Samstag bis 21 Uhr Neuwahlen in die Wege leiten, sonst wolle die Studentenbewegung zu "zivilem Ungehorsam" aufrufen. Doch bereits am Vortag hatte der Staatschef erklärt, den Forderungen nicht nachkommen zu wollen.
Vucic bestimmt seit 2012 in wechselnden Funktionen die Geschicke des Landes. Er kontrolliert die Medien sowie Justiz und Polizei. Oppositionelle werden von den Medien diffamiert, von staatlichen Institutionen eingeschüchtert und von Schlägertrupps tätlich angegriffen.
Zuletzt erhöhte Vucic den Druck auf die Protestbewegung. Akteure und Sympathisanten wurden unter fadenscheinigen Vorwänden festgenommen, Universitätsmitarbeitern wurden die Gehälter drastisch gekürzt.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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