Sarkozy zu fünf Jahren Haft verurteilt - Prozess um Libyen-Affäre

Frankreichs Ex-Präsident teilweise schuldig:Libyen-Affäre: Sarkozy zu fünf Jahren Haft verurteilt

Lukas Nickel
von Lukas Nickel
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Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy ist zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. In dem Verfahren ging es um den Vorwurf der illegalen Wahlkampffinanzierung aus Libyen.

Nicolas Sarkozy

Nikolas Sarkozy wurde wegen "krimineller Vereinigung" in Frankreich verurteilt.

Quelle: AP

Ein französisches Gericht hat den ehemaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy am Donnerstag zu fünf Jahren Haft verurteilt. In dem Verfahren ging es um den Vorwurf der illegalen Wahlkampffinanzierung mit Geld des damaligen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Sarkozy hatte alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Laut Gericht muss er seine Gefängnisstrafe auch antreten, wenn er in Berufung geht.

Sarkozy nannte das Urteil eine Ungerechtigkeit und einen Skandal. Selbstverständlich werde er in Berufung gehen. 

Ich werde bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, um meine vollständige Unschuld zu beweisen.

Nicolas Sarkozy, ehemaliger Staatspräsident von Frankreich

Wegen Beteiligung an krimineller Vereinigung schuldig gesprochen

Das Gericht sprach Sarkozy der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung schuldig. Illegale Wahlkampffinanzierung und Bestechlichkeit hingegen konnten dem früheren Präsidenten nicht nachgewiesen werden.

Den verurteilten ehemaligen Präsidenten Sarkozy im Gericht in Paris. Um ihn herum sind viele Menschen von der Presse

Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy wurde wegen der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sarkozy kündigte Berufung an.

25.09.2025 | 1:30 min

Gaddafi-Besuch in Frankreich sorgte für viel Kritik

Der libysche Diktator galt zur Zeit des französischen Wahlkampfes 2007 als isoliert. Man warf ihm unter anderem Menschenrechtsverletzungen und Verbindungen zum internationalen Terrorismus vor. Nach einem vorherigen Besuch von Sarkozy in Libyen wurde Gaddafi noch im selben Jahr von Sarkozys Amtseinführung mit militärischen Ehren in Paris empfangen.

Der Diktator ließ sich nicht nur mit viel Pomp das Schloss von Versailles und den Pariser Louvre zeigen. Er brachte auch sein eigenes beheiztes Beduinenzelt mit und ließ sich dieses am Élysée-Palast aufstellen. Ein Besuch, der für viel Kritik gesorgt hat und als Provokation wahrgenommen wurde.

Den Anstoß für das Verfahren lieferte das französische investigative Onlinemedium "Mediapart". 2012 veröffentlichte es ein Abkommen, in dem von 50 Millionen Euro libyscher Wahlkampfunterstützung für Sarkozy die Rede ist. Seitdem hat die Webseite fast 200 Artikel zu dem Thema veröffentlicht.

Archivfoto von Muammar al Gaddafi in traditioneller libyscher Kleidung, 2006

Muammar al-Gaddafi herrschte ganze 42 Jahre lang über Libyen. Ehemalige Wegbegleiter und führende Psychologen geben nun spannende Einblicke in die Psyche des ehemaligen Diktators.

13.06.2025 | 43:07 min

Tod vor der Urteilsverkündung

Neben Sarkozy waren noch zwölf weitere Personen angeklagt, darunter drei ehemalige Minister. Sarkozys enger Vertrauter, Ex-Innenminister Claude Guéant, wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt. Ein weiterer Ex-Minister, Brice Hortefeux, wurde zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Einer der Angeklagten, der Geschäftsmann Ziad Takieddine, starb am vergangenen Dienstag im Alter von 75 Jahren, also noch vor der Urteilsverkündung. Er soll Geldkoffer in das Pariser Innenministerium gebracht haben, das zu der Zeit von Sarkozy geführt wurde.

"Wir haben den Beweis, dass ein Betrag von insgesamt sechs Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln Libyens über Mittelsmänner nach Frankreich gekommen sind", erklärt Staatsanwalt Jean-François Bohnert in einem Interview Anfang Januar dem französischen Fernsehsender BFM.

Sarkozy sieht "politische und brutale" Anklage

Die Verteidigung von Sarkozy hatte die Vorwürfe mit Verweis auf Mangel an Beweisen abgestritten. Es sei unklar, wie viel Geld wofür benutzt worden wäre. "Der Korruptionspakt existiert nicht", so Anwalt Christophe Ingrain im Vorfeld.

Sarkozy selbst sprach von einer "politischen und brutalen" Anklage - und zweifelte so an der Unabhängigkeit der Justiz. Ähnliches hörte man von Marine Le Pen dieses Frühjahr als Reaktion auf ihre Verurteilung für die Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament.

ZDF-Korrespondent Thomas Walde in Paris

Frankreich Ex-Präsident Sarkozy wurde im Prozess um illegale Wahlkampffinanzierung aus Libyen zu fünf Jahren Haft verurteilt. ZDF-Korrespondent Thomas Walde berichtet aus Paris.

25.09.2025 | 0:59 min

Dass Justiz und Staatsanwälte attackiert werden, sei keine Seltenheit, sagt Sandra Cossart. Sie ist Präsidentin des Vereins Sherpa, der sich gegen Korruption einsetzt und als Zivilpartei im Prozess um Sarkozy auftritt. Diesen verfolgt Sherpa schon seit Jahren.

Solche Verfahren würden sich auswirken auf das Vertrauen der Menschen in die demokratischen Institutionen. Gerade deshalb sei es wichtig, dass Richter unabhängig Entscheidungen treffen können, so Cossart:

Um zu zeigen, dass es keine Straffreiheit geben kann, selbst wenn man an der Spitze des Staates steht.

Sandra Cossart, Präsidentin des Vereins Sherpa

Nicht der erste Prozess gegen Frankreichs Ex-Präsident

Es ist nicht der erste Prozess, dem sich Sarkozy unterziehen musste. Im Dezember 2024 wurde Sarkozy rechtskräftig zu einer einjährigen Haftstrafe mit Fußfessel verurteilt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der heute 70-Jährige versucht hatte, Informationen von einem Richter im Gegenzug für einen Posten in Monaco zu bekommen. Die Fußfessel durfte Sarkozy aus Altersgründen nach nur drei Monaten wieder ablegen. Grundsätzlich können Verurteilte, die 70 Jahre oder älter sind, in Frankreich Haftabwandlungen beantragen.

Quelle: mit dpa, AFP

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