Gescheiterte Regierungsbildung:Warum im Kosovo schon wieder neu gewählt wird
Im Kosovo wird am Sonntag das Parlament neu gewählt - zum zweiten Mal in diesem Jahr. Ministerpräsident Kurti fand keine Koalitionspartner in dem von Spannungen zerrissenen Land.
Im Kosovo haben die Spannungen zwischen der albanischen Mehrheit und der serbischen Minderheit zuletzt zugenommen - von Ausnahmen abgesehen.
27.12.2025 | 1:40 minIm Kosovo wird am Sonntag zum zweiten Mal innerhalb von elf Monaten ein neues Parlament gewählt. Als klarer Favorit gilt weiterhin die sozialdemokratische Partei Vetevendosje (Selbstbestimmung) von Ministerpräsident Albin Kurti.
Keine klaren Mehrheiten nach Parlamentswahl
Die vorgezogene Neuwahl wurde notwendig, weil es nach der regulären Wahl am 9. Februar in diesem Jahr zu keinen klaren Mehrheitsverhältnissen gekommen war. Vetevendosje hatte zwar einen Wahlsieg errungen, war aber auf Koalitionspartner aus dem bisherigen Oppositionslager angewiesen.
Im Kosovo hat im Februar 2025 die linksnationale Partei von Regierungschef Kurti die Parlamentswahl gewonnen, aber die absolute Mehrheit verloren.
10.02.2025 | 0:22 minKurti regiert seit 2021 den Westbalkanstaat mit einer Reformagenda, deren Bilanz bislang gemischt ausfällt. Das Land mit 1,6 Millionen Einwohnern gilt als eines der ärmsten in Europa.
Regierungsbildung über Monate gescheitert
Nach der Februar-Wahl war auf keiner der Seiten Bereitschaft für eine Koalition zu erkennen. Beobachtern zufolge dürfte Kurtis Partei aus der Wahl am Sonntag erneut als stärkste Kraft hervorgehen - allerdings wieder ohne absolute Mehrheit.
Der 50-jährige Regierungschef versucht, den serbischen Einfluss im Kosovo zurückzudrängen, was bei vielen Kosovo-Albanern auf Zustimmung stößt. Zugleich verschärft dies aber die Spannungen mit dem benachbarten Serbien.
Dauerblockade im Kosovo schadet Wirtschaft
Trotzdem hofft Kurti bei dieser Wahl auf einen ähnlich klaren Sieg wie 2021, als er praktisch allein eine Regierung bilden konnte. Sollte es dafür nicht reichen, stellt sich die Frage, ob die maßgeblichen politischen Akteure diesmal mehr Kompromissfähigkeit zeigen, um eine Regierungskoalition zu ermöglichen.
Denn die politische Dauerblockade schadet auch der Wirtschaft des Landes, forciert auch die Abwanderung von Arbeitskräften. Der politische Analyst Arton Muhaxhiri mahnt daher im ZDF:
Ein realistischer Ansatz mit ganz pragmatischen Ideen ist der einzige Weg, einen langfristigen Frieden und Integration zu erreichen.
Arton Muhaxhiri, Soziologe und politischer Analyst
Im Kosovo bietet das Startup Numarics jungen Menschen Perspektiven in in ihrer Heimat - und damit eine Alternative zur Auswanderung.
02.04.2025 | 2:19 minSerbien erkennt Unabhängigkeit des Kosovo nicht an
Die frühere serbische Provinz Kosovo hatte sich 2008, und damit knapp ein Jahrzehnt nach dem Kosovokrieg, für unabhängig erklärt. Serbien erkennt die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an und beansprucht das Gebiet weiterhin für sich.
Die Wahllokale im Kosovo öffnen am Sonntag um 7 Uhr und schließen um 19 Uhr. Mit ersten Ergebnissen der Parlamentswahl wird im Laufe des Sonntagabends gerechnet.
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