US-Gesandter Kellogg in Minsk:Belarus: Oppositionsführer Tichanowski frei
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Nach jahrelanger Haft ist der belarussische Oppositionspolitiker Tichanowski entlassen worden. Der US-Sondergesandte Keith Kellogg hatte zuvor Präsident Lukaschenko getroffen.
In Belarus ist der Oppositionspolitiker Tichanowski aus der Haft entlassen worden. Insgesamt 14 politischen Gefangenen wurden nach dem Besuch eines US-Gesandten freigelassen.21.06.2025 | 1:32 min
Der belarussische Oppositionsführer Sergej Tichanowski ist nach mehreren Jahren Haft aus dem Gefängnis freigekommen. Die Pressesprecherin des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko, Natalja Ejsmont, verkündete:
Die Entscheidung zur Freilassung Tichanowskis wurde vom Präsidenten aus rein humanitären Gründen zum Zwecke der Wiedervereinigung mit seiner Familie getroffen.
„
Lukaschenkos Sprecherin Natalja Ejsmont
Ihren Angaben nach wurden insgesamt 14 Inhaftierte auf Bitte von US-Präsident Donald Trump freigelassen.
Tichanowskaja teilt Video von Rückkehr ihres Mannes
Tichanowskis Ehefrau, Swetlana Tichanowskaja, bestätigte auf der Plattform X die Freilassung ihres Mannes. "Mein Mann ist frei. Es ist schwer, die Freude in meinem Herzen zu beschreiben", schrieb sie. Auf dem beigestellten Video ist zu sehen, wie die beiden sich umarmen. Die Bilder stammen aus der litauischen Hauptstadt Vilnius.
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Alle Gefangenen sind inzwischen sicher dort angekommen, bestätigte der litauische Außenminister. Unter den Freigelassenen war auch der bekannte Journalist Igor Karnej.
Der 46-jährige Tichanowski war im Mai 2020 festgenommen worden, nachdem er angekündigt hatte, bei der Präsidentschaftswahl in Belarus gegen Machthaber Alexander Lukaschenko kandidieren zu wollen.
Machthaber Lukaschenko regiert Belarus seit über 30 Jahren autoritär - nun für mindestens fünf weitere Jahre. Oppositionelle sitzen im Gefängnis oder waren ins Exil geflohen. 26.01.2025 | 2:01 min
Ehefrau Tichanowskaja weiter im Exil aktiv
Statt ihm kandidierte dann seine Frau Tichanowskaja. Die Opposition und der Westen wiesen das offizielle Wahlergebnis als Betrug zurück, demzufolge Lukaschenko eine sechste Amtszeit gewann. Als es nach der Wahl zu Protesten kam, verließ Tichanowskaja unter dem Druck der Behörden das Land. Ihr Mann wurde später zu neunzehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, Massenunruhen organisiert zu haben.
Tichanowskaja kämpfte weiter unermüdlich aus dem Exil für Demokratie in Belarus, gegen Lukaschenko und für die Freilassung ihres Mannes.
Die Menschen wählen, ohne wirklich eine Wahl zu haben. Die Opposition kämpft weiterhin gegen sein autoritäres Regime.24.01.2025 | 1:35 min
US-Sondergesandter Kellogg in Belarus
Kurz vor der Freilassung hatte Keith Kellogg, der US-Sondergesandte für die Ukraine, am Samstag den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko getroffen, um wieder Bewegung in die stockenden Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau zu bringen. Kellogg erklärte in einem Video, das die staatliche Nachrichtenagentur Belta veröffentlichte:
Die ständige Sorge, die wir haben, betrifft eine Krise, die eskalieren und wachsen kann, wenn wir sie nicht vorsichtig und weise angehen.
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Keith Kellogg, US-Sondergesandter für die Ukraine
Nach der Wiedervereinigung mit ihrem Mann bedankte sich Tichanowskaja bei den USA und der EU für die Bemühungen um die Freilassungen. Weitere Dankesbekundungen kamen aus vielen Ländern, so auch aus Deutschland und Schweden. Der deutsche Außenminister Johann Wadephul nannte die Freilassung Tichanowskis auf X eine "fantastisch gute Nachricht". Zugleich würden die vielen anderen Gefangenen in Belarus nicht vergessen. "Lukaschenko muss sie endlich freilassen", schrieb der CDU-Politiker.
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Immer noch mehr als 1.000 politische Gefangene in Belarus
Lukaschenko hat in den letzten Monaten schon mehrfach Regimegegner aus dem Gefängnis entlassen. Zuletzt ließ er so Anfang Mai einen Oppositionellen frei, der auch einen US-Pass besaß - ebenfalls auf Drängen Washingtons.
Nach Angaben Tichanowskajas gibt es aber nach wie 1.150 Polithäftlinge. Die bekannteste politische Gefangene ist Maria Kolesnikowa, die ebenfalls eine wichtige Rolle bei den Protesten 2020 spielte.