Wasserknappheit in Afrika: Johannesburg von Lesotho abhängig
Wasserknappheit in Afrika:Wer vom "weißen Gold" von Lesotho profitiert
von Verena Garrett
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Eine Talsperre in Lesotho soll Johannesburg mit Trinkwasser versorgen. Marode Infrastruktur aber erschwert die Wasserversorgung und auch in Lesotho sitzen viele auf dem Trockenen.
Über zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In Johannesburg, einer der größten Städte Südafrikas, kämpfen viele mit Wassermangel.22.03.2025 | 1:39 min
Noch vor ein paar Wochen musste Mathshepang Rakuane einen weiten Weg gehen, um Wäsche zu waschen, das Wasser zum Kochen musste sie kilometerweit schleppen. Fließendes Wasser hatte in ihrem Dorf im Hochland Lesothos niemand. Seit die Regierung Leitungen verlegt hat und das Wasser vom Damm zu ihnen gepumpt wird, ist vieles anders:
Das hat unser Leben so viel leichter gemacht. Und das Beste ist, wir müssen nichts dafür bezahlen.
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Mathshepang Rakuane
Bewohner anderer Dörfer in der Nähe warten immer noch auf die Wasseranschlüsse, die ihnen die Politiker vor Jahren versprochen haben.
Afrikas größtes Wassertransfer-Programm
Das Wasser in Mathshepang Rakuanes Dorf kommt aus dem gigantischen Katse-Damm: 185 Meter hoch, die Dammwand an manchen Stellen 60 Meter dick, fast 2 Milliarden Kubikmeter Fassungsvermögen. Er ist Teil des Lesotho Highlands Water Projects (LHWP), das langfristig die Versorgung von Südafrikas Metropole Johannesburg und dem Umland gewährleisten soll. Das Wasser wird aus dem Damm in eine Reihe von Tunneln geleitet, durch die es in das Vaal-Flusssystem in Südafrika fließt. Es handelt sich um Afrikas größtes Wassertransfer-Programm.
Wasser in Lesotho: "Weißes Gold"
Wasser ist in Lesotho als "weißes Gold" bekannt - für die Wirtschaft des Landes spielt es eine wichtige Rolle. Nach Angaben der Regierung erhält Lesotho von Südafrika jährlich 200 Millionen Dollar für das Wasser.
Das hoch gelegene Lesotho erhält übermäßig viel Niederschlag. Davon profitiert die Natur - und die Wasserversorgung Südafrikas.
Quelle: ZDF
Katse war der erste Damm des LHWP, ein zweiter wurde 2003 eröffnet. Ein dritter soll 2029 in Betrieb genommen werden, insgesamt sind fünf Dämme geplant. Trotz der Entwicklung gibt es große Unzufriedenheit bei den Menschen, räumt der Minister für natürliche Ressourcen, Mohlomi Moleko, ein. "Natürlich müssen wir uns um die kommunale Entschädigung kümmern, und das findet auch statt. Viele Menschen im Umland haben durch das Projekt einen Job. Wir schulen sie und fördern die Gemeinden. Wir tun viel", so der Minister.
Und weiter: "Aber ich weiß auch, dass es Unzulänglichkeiten und Beschwerden gibt - vor allem, weil einige Gemeinden noch nicht vollständig bezahlt und mit Zugang zu fließendem Trinkwasser versorgt worden sind. Aber wir arbeiten daran."
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Das kleine Königreich Lesotho ist rund 30.000 Quadratkilometer groß und hat zwei Millionen Einwohner. Lesotho zählt zu den höchstgelegenen Ländern der Erde und wird auch als das "Dach Afrikas" bezeichnet. Es ist vollständig von Südafrika umgeben, hat aber etwas, was vielen Teilen des großen Nachbarn fehlt: eine regelmäßige Wasserversorgung. Aufgrund seiner einzigartigen Geographie - Lesotho ist das einzige Land der Welt, das vollständig über 1.000 m liegt - gibt es relativ viel Niederschlag.
Ohne Lesotho sitzt Johannesburg auf dem Trockenen
Dort, wo das lesothische Wasser gebraucht wird und hinfließt, ist es viel zu oft viel zu trocken. Johannesburg ist die größte Stadt der Welt, die nicht an einer Wasserquelle gebaut wurde, und wird immer durstiger. In der Stadt wie auch im ganzen Land herrscht seit Jahren Wassernotstand - die Wasserinfrastruktur ist in einem miserablen Zustand, die Hälfte des Landes hat kein sauberes Trinkwasser. Ein großer Teil des Wassers geht durch Lecks in Rohren verloren, oftmals fließen hunderttausende Liter einfach auf die Straße.
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Marode Wasserinfrastruktur
Rohrbrüche und punktuelle Bauarbeiten, die kaum etwas grundlegend verändern, legen die Wasserversorgung in ganzen Stadtvierteln Johannesburgs lahm. Wasserexperten raten dringend zu einer langfristigen Lösung: "Ein Teil des Problems besteht darin, dass die Gemeinden das Wasser ständig an- und wieder abstellen. Dadurch kommt es zu mehr Rohrbrüchen, die man schnell reparieren muss und dann repariert man sie nicht so gut, wie man sollte", so Mike Muller, Gastprofessor für Wassersicherheit an der Universität Witswatersrand in Johannesburg.
Politiker ziehen es oft vor, Dinge zu beschleunigen, von denen viele ihrer Wähler profitieren. Die Infrastruktur aber verschleißt immer mehr durch dieses ständige An- und Abschalten, Drosseln und Wiederanschließen.
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Mike Muller
Das ZDF-Team vor Ort hat den Lesotho-Staudamm aus der Nähe erkundet.
Quelle: ZDF
Südafrikas überdurchschnittlicher Verbrauch
Schon jetzt behelfen sich Unternehmen und Bewohner in Johannesburg mit tiefen Brunnen, um ununterbrochen Wasser zu haben. Diese Brunnen entziehen den Böden jedoch wichtiges Grundwasser. Außerdem wird in Südafrika enorm viel verbraucht: Mit 237 Litern ist der Pro-Kopf-Verbrauch wesentlich höher als der globale Durchschnitt von 173 Litern. Die Wasserproblematik Südafrikas ist also - nicht nur - aber auch ein von Menschen gemachtes Problem.
Verena Garrett ist Studioleiterin im ZDF-Auslandsstudio Johannesburg und berichtet aus den Ländern des südlichen Afrikas.
Quelle: dpa
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