Konzept im Straßenverkehr:Mit Vision Zero Unfälle und Tote vermeiden
Tempo runter, Kontrolle rauf, die Infrastruktur überwachen: Mit vielen Maßnahmen soll das Ziel null Verkehrstote näher rücken. Der Stadtstaat Singapur zeigt, wie es geht.
Jeden Tag werden auf Deutschlands Straßen durchschnittlich 1.000 Menschen verletzt, acht davon sterben: Dabei könnten es viel weniger sein. Der Stadtstaat Singapur macht vor, wie es geht.
26.04.2025 | 29:45 minEs ist eine Szene, die auf der ganzen Welt täglich tausendfach passiert: Ein Autofahrer greift beim Fahren zum Handy, scrollt, tippt, telefoniert - kurzum: Er ist unaufmerksam. Unaufmerksamkeit ist einer der häufigsten Gründe für Verkehrsunfälle.
Damit Verkehrsunfälle generell vermieden werden, verfolgen viele Länder ein anspruchsvolles Ziel: Vision Zero. Null Tote und Verletzte im Straßenverkehr.
Die Idee hinter Vision Zero entstand in den 1990er Jahren in Schweden - aus der Überzeugung heraus, dass kein Mensch im Straßenverkehr sterben sollte. Anders als viele andere Verkehrskonzepte legt Vision Zero den Fokus nicht nur auf den Einzelnen, sondern auf die gesamten Systeme. Technik, Infrastruktur und das Verhalten der Verkehrsteilnehmer: Alles muss zusammenspielen, um Leben zu retten.
Jährlich sterben Hunderte Fußgänger im deutschen Straßenverkehr. Die Gründe dafür sind verschieden. Andere Länder machen vor, wie es besser geht.
23.03.2025 | 3:05 minÄltere Menschen im Straßenverkehr besonders gefährdet
In der Millionenmetropole Singapur wird die Idee bereits umfassend umgesetzt. Andrew Tan, Senior Manager bei der Land Transport Authority (LTA), kümmert sich speziell um Sicherheitskonzepte für die ältere Bevölkerung - eine besonders gefährdete Gruppe.
Ich finde, dass Sicherheit im Verkehr Leben retten kann. Ich will, dass jeder gut zu seinen Liebsten zurückkommt.
Andrew Tan, Senior Manager bei der Land Transport Authority in Singapur
Das Ampelsystem Green Man+ ermöglicht Senioren durch das Vorhalten eines speziellen Ausweises längere Grünzeiten. So haben sie mehr Zeit, die Straße sicher zu überqueren.
Quelle: Stefan Spoo, Ghostcat Medienproduktion GmbHDeshalb hat die LTA unter anderem das Ampelsystem Green Man+ eingeführt. Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Einschränkungen können sich mit einem speziellen Ausweis an ausgewählten Ampeln zusätzliche Grünzeit verschaffen.
Mehr Verkehrssicherheit in Silver Zones in Singapur
In Singapur wird sich für mehr Verkehrssicherheit eingesetzt. Dazu tragen zum Beispiel Silver Zones bei, das sind verkehrsberuhigte Bereiche in Wohnvierteln mit vorwiegend älterer Bevölkerung.
Quelle: Stefan Spoo, Ghostcat Medienproduktion GmbHAußerdem gibt es sogenannte Silver Zones: Verkehrsberuhigte Bereiche in Wohnvierteln mit vorwiegend älterer Bevölkerung. Zebrastreifen mit Mittelinseln, auffällige Bodenmarkierungen sowie Straßeneinengungen sorgen dafür, dass es dort sicherer ist. Inzwischen gibt es mehr als 42 dieser Silver Zones im Stadtgebiet, acht weitere kommen dieses Jahr hinzu.
Mehr als 40 Prozent der Fahrschüler fallen bundesweit durch. Neben der Durchfallquote ist auch die Unfallgefahr durch Fahranfänger hoch.
19.03.2024 | 8:29 minVibrationen geben Aufschluss über Zustand der Infrastruktur
Ein weiterer innovativer Ansatz, um die Verkehrssicherheit zu verbessern und die Vision Zero voranzutreiben, kommt aus der Forschung. Xudong Jian, Wissenschaftler am Singapore-ETH Centre, arbeitet an mobilen Sensoren zur Überwachung der Infrastruktur.
"Bei der Verkehrssicherheit geht es nicht nur darum, sicher Auto oder Fahrrad zu fahren. Es geht auch darum, wie sicher die Infrastruktur, also Straßen und Brücken, ist." Sein Ziel: eine frühzeitige Erkennung von Schäden, bevor diese zu gefährlichen Unfällen führen.
Jians mobile Sensoren, die Daten zu Schwingungen und strukturellen Veränderungen in Echtzeit sammeln und analysieren, werden aktuell an einem Fahrrad und an einem fahrbaren Roboter getestet. Die durch die Sensoren erfassten Vibrationen geben dem Forscher Aufschluss darüber, wie intakt oder marode eine Straße oder Brücke ist. Je stärker die Vibration, desto schlechter der Zustand.
Knackpunkte der Infrastruktur-Sanierung: Bald sollen die Sondervermögen-Milliarden fließen – doch wie gelangt das Geld genau dahin, wo es wirklich gebraucht wird?
02.04.2025 | 2:30 minVision Zero auch in Deutschland
Auch in Deutschland wird die Vision Zero verfolgt - seit 2021 ist sie Teil des Verkehrssicherheitsprogramms des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Viele einzelne Maßnahmen sollen dazu beitragen wie zum Beispiel mehr Tempo-30-Zonen, geschützte Radwege oder Abbiegeassistenten für Lkw. Das Ziel: Bis 2030 soll die Zahl der Verkehrstoten um weitere 40 Prozent sinken, zugleich weniger Menschen bei Unfällen schwer verletzt werden.
Der langfristige Trend stimmt optimistisch: Kamen im Jahr 1970 noch mehr als 21.000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, liegt die Zahl der jährlichen Verkehrsopfer mittlerweile bei unter 3.000. Aber jeder tödlich Verletzte ist immer noch ein Toter zu viel.
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