Schweizer Gletscherabbruch: Keine weiteren Evakuierungen geplant

Bergsturz in den Schweizer Alpen:Zunächst keine weiteren Evakuierungen geplant

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Nach dem Gletscherabbruch in den Schweizer Alpen hat sich die Lage im Katastrophengebiet stabilisiert. Es fließt nun mehr Wasser des angestauten Flusses Lonza ab.

Ein Blick auf den abgelassenen Ferdener Stausee in Ferden. Ein großer Teil des Dorfes Blatten im Lötschental im Kanton Wallis wurde unter Massen von Eis, Schlamm und Felsen begraben.
Im Schweizer Lötschental fließt das aufgestaute Wasser ab - mit einer Gerölllawine wird nicht mehr gerechnet. Weitere Evakuierungen sind vorerst nicht geplant.31.05.2025 | 0:19 min
Nach dem Gletscherabbruch in der Schweiz und der dadurch verursachten Zerstörung des Dorfs Blatten hat sich die Lage nach Ansicht der Behörden zumindest vorläufig entspannt. Wie Vertreter des Kantons Wallis am Freitag vor Journalisten erklärten, ist die Evakuierung weiterer Menschen aus benachbarten Orten derzeit nicht mehr vorgesehen. "Das ist eine gute Nachricht", sagte Jonas Jeitziner vom Regionalen Führungsstab im Lötschental.

Das heißt, der See hinter dem Schuttkegel hat einen Durchlass gefunden.

Jonas Jeitziner, Führungsstab im Lötschental

Das Flussbett der Lonza ist seit Mittwoch durch gigantische Geröllmengen blockiert. Dahinter ist ein riesiger See entstanden, der den Behörden Sorge bereitet hat.
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Der Klimawandel hat Folgen für Permafrost und Gletscher. Fels und Gestein kommen in Bewegung. Ein Grafikvideo in 3D23.05.2025 | 0:39 min

Lage stabilisiert sich langsam

Immer noch sei damit zu rechnen, dass sich mit dem Wasser auch Geröll oder Eis aus dem gigantischen Schuttberg löse und abgehe. "Das dürfte aber keine Konsequenzen für andere Talbewohner haben", sagte Jeitziner. Das Gelände dort sei relativ flach und das Flussbett der Lonza weit, so dass der Krisenstab eine Gerölllawine weitgehend ausschließe.
Blatten Erdsturz
Zuvor war das Risiko eines unkontrollierten Durchbruchs der Wassermengen noch größer geschätzt worden. Die Bewohner von zwei Gemeinden im unteren Tal waren in der Nacht zu Freitag aufgerufen worden, das Nötigste zu packen, um im Fall einer nötigen Flucht bereit zu sein. Die Gefahr ist nun zurückgegangen.
Sandra Susanka
Worauf richtet sich im Lötschental nach dem Bergsturz die Aufmerksamkeit? ZDF-Reporterin Sandra Susanka berichtet vor Ort.30.05.2025 | 1:26 min

Weitere Felsabbrüche möglich

Die Behörden können aber nach wie vor keine weiteren Felsabbrüche oberhalb des Katastrophengebiets und dann folgende neue Gerölllawinen oberhalb des Dorfs Blatten ausschließen.
Der Schuttkegel wird mit Drohnen und einer Webcam überwacht. Experten schätzen, dass ein Drittel der neun Millionen Kubikmeter im Schuttkegel Gletschereis ist - welchen Einfluss die Schmelze auf die Geröll- und Felsmasse hat, ist schwer abzuschätzen.
Karte des Katastrophengebietes in der Schweiz mit der Kennzeichnung der betroffenen Orte
Quelle: ZDF

64-Jähriger wird noch vermisst

Das Katastrophengebiet liegt im Lötschental im Kanton Wallis auf rund 1.500 Metern Höhe. Dort hatte am Mittwoch eine Eis-, Fels- und Gerölllawine das Dorf Blatten fast vollständig verschüttet. Die rund 300 Einwohner waren zuvor evakuiert worden.
Vorausgegangen waren tagelang Abbrüche am rund 3.000 Meter hohen Kleinen Nesthorn. Die Felsbrocken donnerten auf den Birschgletscher, der unter der Last abbrach. Ein 64-jähriger Mann, der sich am Mittwoch im Katastrophengebiet aufhielt, wird noch vermisst.
Quelle: dpa, AFP
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