Jane Goodall ist tot - ein Nachruf von Theo Koll

Ein persönlicher Nachruf:Danke, Jane Goodall!

Theo Koll
von Theo Koll
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Mutige Forscherin, Freundin der Schimpansen, Umweltaktivistin, Tierschützerin - eine beeindruckende Frau, ein beeindruckendes Leben. Persönliche Erinnerungen an Dame Jane Goodall.

Jane Goodall

Aus dem Archiv: Theo Koll spricht mit Verhaltensforscherin Jane Goodall über ihre Pionierarbeit in der Schimpansen-Forschung, ihr Engagement für Natur- und Umweltschutz und darüber, was ihr Hoffnung gibt.

01.11.2024 | 29:41 min

Eine eher zarte, elegante englische Dame kam da vor knapp einem Jahr zum Interview - aufrecht und voller Elan. Mit ihren 90 Jahren arbeitete Jane Goodall noch immer an 300 Tagen im Jahr. Meine offensichtlich erkennbar beeindruckte Reaktion quittierte sie so:

Je länger ich lebe, desto weniger Zeit bleibt mir. Das Ende kommt näher. Das heißt, ich muss mich beeilen, es ist doch noch so viel zu tun.

Jane Goodall

Grenze zwischen Mensch und Tier durchbrochen

Und dabei hatte die herausragende Primatenforscherin schon so viel getan und geleistet. Als junge Frau hat sie in Afrika mit Schimpansen gelebt, hat ihr Vertrauen gewonnen, ihr Verhalten erforscht und dabei unter anderem nachgewiesen, dass auch Schimpansen Werkzeuge benutzen, ja sie sogar selbst herstellen.

Jane Goodall gestorben

Die Schimpansen-Forscherin Jane Goodall ist tot. Sie wurde 91 Jahre alt. Goodalls Ansatz: Sie beobachtete die Tiere nicht einfach aus der Ferne, sondern suchte engen Kontakt.

01.10.2025 | 1:21 min

Damit hatte sie nicht nur die bis dahin gültige Wissenschaftsmeinung widerlegt, dass dazu nur Menschen fähig seien, sondern es war der Auftakt zu einem anderen Selbstverständnis von uns als menschlicher Spezies. Die scharfe Grenze zwischen Tierreich und uns Menschen - Jane Goodall und ihre Schimpansenforschung haben sie durchbrochen.

Jane Goodall küsst einen Affen
Jane Goodall mit einem Schimpansen
Jane Goodall mit einem Schimpansen
Drei Schimpansen sitzen auf einem Baum
Jane Goodall steht an einem Rednerpult
Jane Goodall schreibt in ein Buch
Jane Goodall kniet mit einem Affen vor einem Zelt
Jane Goodall steichelt einen Affen
Jane Goodall

Ein Leben für die Erfoschung von Schimpansen

Jane Goodall ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Ihr Leben widmete sie der Erforschung von Schimpansen - und dem Erhalt unseres Planeten.

Quelle: ap

Eine Szene werde ich nie vergessen: Eine Schimpansin, deren Eltern von Wilderern getötet worden waren, musste lange gepflegt werden und sollte dann in einem Schutzgebiet auf einer Insel im kongolesischen Fluss Kouilou wieder freigelassen werden. Als der Käfig geöffnet wurde, hat die Schimpansendame namens Wounda erst einmal lange und innig Jane Goodall umarmt, bevor sie in die Freiheit lief. Ein Bild zweier Freundinnen.

Die Primatenforschung aber war Jane Goodall dann irgendwann angesichts der allerorten zurückgedrängten Natur nicht mehr genug: 1991 gründete sie das Programm "Roots and Shoots" um junge Menschen zu unterstützen, die sich für die Tier- und Umwelt einsetzen - eine Organisation, die es mittlerweile in mehr als 75 Ländern gibt und für die sie bis zuletzt Geld gesammelt hat.

Menschheit nicht intelligent genug?

Wir seien, meinte sie in unserem Gespräch, nicht klug genug im Umgang mit unserer Natur. Wir dächten an den nächsten Wahlkampf, an die nächste Aktionärsversammlung. Aber es sei nicht intelligent, seine einzige Heimat zu zerstören. Wir alle hätten jeden Tag Einfluss auf diesen Planeten, jeder einzelne sei wichtig.

Wörtlich meinte sie: "Also wenn Du abends ins Bett gehst, überleg Dir, was Du an diesem Tag gemacht hast. Und vielleicht kannst Du sagen: 'Ich habe die Welt nicht schlechter gemacht.' Und es wäre wunderbar, wenn Du sagen könntest: 'Ich habe sie ein bisschen besser gemacht.'"

Jane - das haben Sie. Danke dafür.